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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Lichtung auf irgendeine Weise geweiht worden. Und wenn das tatsächlich geschehen war, konnte dieser Ort ein blinder Fleck im Auge der Göttin des Wirbelwinds sein.
    Aber nichts von alledem erklärte, warum Sha’ik nicht nach Felisin gefragt hatte. Oh, L’oric, du bist der Blinde. Sha’iks Besessenheit gilt Tavore. Und mit jedem Tag, der verstreicht und die beiden Armeen einander näher bringt, wächst ihre Besessenheit. Genau wie ihre Zweifel und vielleicht auch ihre Furcht. Sie ist schließlich Malazanerin – damit habe ich also Recht gehabt. Und damit ist noch ein anderes Geheimnis verbunden ~ eines, das am tiefsten von allen vergraben ist. Sie kennt Tavore.
    Und dieses Wissen hatte alles beeinflusst, was sie seit ihrer Wiedergeburt getan hatte. Etwa, dass sie die Armee der Apokalypse zurückgerufen hatte, als diese sich buchstäblich schon in Sichtweite der Wälle der Heiligen Stadt befunden hatte. Und dass sie sich ins Herz der Raraku zurückgezogen hatte … bei den Göttern, war das alles nichts weiter als eine panische Flucht?
    Er wagte gar nicht, darüber nachzudenken.
    Die Lichtung tauchte vor ihm auf, der Kreis aus Bäumen, die aus ihren kalten, unmenschlichen Augen auf das kleine, verdreckte Zelt hinunterstarrten – und auf das junge Mädchen, das ein paar Schritt davon entfernt vor einer mit Steinen umgebenen Feuerstelle kauerte.
    Sie blickte nicht auf, als er näher kam. »L’oric, ich habe mich gefragt, wie man Bidithals mörderische Gefolgsleute von denen Korbolo Doms unterscheiden kann? Das Lager ist zurzeit ganz schön überfüllt – ich bin froh, dass ich hier in meinem Versteck sitze, und ich stelle fest, dass ich dieses Mal Euch bedauere. Habt Ihr heute endlich mit ihr gesprochen?«
    Seufzend ließ er sich ihr gegenüber nieder, nahm das Bündel ab, das er auf der Schulter trug, und zog etwas zu essen heraus. »Ja, das habe ich.«
    »Und?«
    »Ihre Sorgen über das bevorstehende Aufeinandertreffen … beherrschen ihre Gedanken – «
    »Meine Mutter hat nicht nach mir gefragt«, unterbrach ihn Felisin mit einem dünnen Lächeln.
    L’oric schaute weg. »Nein«, gab er leise zu.
    »Dann weiß sie es also. Und sie ist zu dem gleichen Schluss gekommen wie ich – Bidithal steht kurz davor, die Verräter bloßzustellen. Sie brauchen ihn schließlich – entweder um an der Verschwörung teilzunehmen oder um beiseite zu treten. An dieser Tatsache hat sich nichts geändert. Und die Nacht rückt näher … die Nacht des Verrats. Mutter braucht ihn, damit er seine Rolle zu Ende spielen kann.«
    »Ich bin mir dessen nicht so sicher, Felisin«, setzte L’oric an und verstummte dann wieder.
    Doch sie hatte schon verstanden, und ihr schreckliches Lächeln wurde breiter. »Dann hat die Göttin des Wirbelwinds ihrer Seele die Fähigkeit zu lieben gestohlen. Oh, nun, sie ist schließlich lange Zeit bestürmt worden. Auf jeden Fall war sie nicht wirklich meine Mutter – diese Bezeichnung hat sie nur angenommen, weil es sie erheitert hat, so zu tun als ob – «
    »Das stimmt nicht, Felisin. Sha’ik hat deine Notlage erkannt – «
    »Ich habe sie als Erste gesehen, als sie – wiedergeboren – zurückgekommen ist. Es war Zufall, dass ich ausgerechnet an diesem Tag draußen war und Hen’bara gesammelt habe. Bis dahin hatte Sha’ik nie Notiz von mir genommen – warum sollte sie auch? Ich war schließlich nur eine von tausend Waisen. Doch dann wurde sie … wiedergeboren.«
    »Und vielleicht auch den Lebenden zurückgegeben – « Felisin lachte. »Ach, L’oric, Ihr gebt Euch immer so viel Mühe, was? Ich wusste schon damals, was Ihr inzwischen auch wissen müsst – dass die Wiedergeborene Sha’ik nicht die gleiche Frau ist wie die Ältere Sha’ik.«
    »Das spielt eigentlich keine Rolle, Schätzchen. Die Göttin des Wirbelwinds hat sie erwählt – «
    »Weil die Ältere Sha’ik gestorben ist oder getötet wurde. Im Gegensatz zu mir habt Ihr die Wahrheit nicht in den Gesichtern von Toblakai und Leoman gesehen. Ich habe ihre Unsicherheit gesehen – sie wussten nicht, ob ihr Trick gelingen würde. Aber dass er es tat, hat mir ebenso viel bedeutet wie ihnen. Die Göttin des Wirbelwinds hat sie aus Gründen der Notwendigkeit erwählt, L’oric.«
    »Wie ich schon gesagt habe, Felisin, es spielt keine Rolle.«
    »Für Euch vielleicht nicht. Nein, Ihr versteht es nicht. Ich habe die Ältere Sha’ik einmal von ganz nah gesehen. Ihr Blick ist über mich hinweggehuscht, hat niemanden gesehen, und in

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