SdG 07 - Das Haus der Ketten
folgte, grinste Saiten einfach nur. Schließlich zuckte er die Schultern. »Jagen ist eine Sache. Eine ziemlich einfache Sache. Vogelschiss-Skorpione müssen nicht besonders … kunstfertig sein, wenn sie eine verstümmelte Kapmotte töten. Aber wenn sie kämpfen müssen. Um ihr Revier zu verteidigen oder ihre Brut. Und dann kommt die Überraschung. Du glaubst, Freudig wird heute Abend verlieren, Buddl? Und dass es dir das Herz brechen wird? Ganz ruhig, mein Junge, der alte Saiten hier hat deine zärtlichen Gefühle nicht vergessen …«
»Hör mit diesem ›Saiten‹-Getue auf, Sergeant«, sagte Buddl nach einer kurzen Pause. »Wir alle wissen, wer du bist. Wir alle kennen deinen richtigen Namen.«
»Nun, das ist verdammt bedauerlich. Wenn das zum Kommandostab durchsickert – «
»Oh, das wird es nicht, Fiedler.«
»Vielleicht nicht absichtlich – aber im Eifer des Gefechts?«
»Wer wird denn schon in der Schlacht auf unsere panischen Schreie hören, Sergeant?«
Fiedler warf dem jungen Mann einen abschätzenden Blick zu und grinste dann. »Du hast Recht. Der Punkt geht an dich. Trotzdem, achtet darauf, was ihr sagt … und wann ihr es sagt.«
»Klar, Sergeant. Und könntest du vielleicht jetzt die Überraschung erklären, von der du gesprochen hast?«
»Nein. Wartet’s einfach ab.«
Saiten verstummte, denn er hatte eine kleine Gruppe Berittener bemerkt, die entlang der Marschkolonne näher kam. »Nehmt Haltung an, Soldaten. Da vorne kommen Offiziere.«
Faust Gamet wirkte alt und ziemlich erschöpft, wie der Sergeant fand. Es war nie gut, aus dem Ruhestand zurückgeholt zu werden, wie er wusste, denn als Erstes legte ein alter Soldat seine Nervenstärke ab, und es war schwierig, wenn nicht gar unmöglich, sie zurückzuerlangen. Dieses Zurücktreten kennzeichnete natürlich eine ganz besondere Art von Ruhestand – eine, die ein vorsichtiger Soldat normalerweise vermied. Den Lebensstil zu ändern war eine Sache, den tödlichen Schwung aufzugeben eine ganz andere. Fiedler musterte Faust Gamet, während er herangeritten kam, und spürte ein gewisses Unbehagen.
Gamet wurde von Hauptmann Keneb und dem Leutnant begleitet. Letzterer machte ein so grimmiges Gesicht, dass es fast schon komisch wirkte. Seine Offiziersmaske, die ihn älter – und erfahrener – aussehen lassen soll. Dummerweise schaut er auf eine Art finster drein, dass man meinen könnte, er würde an Verstopfung leiden. Jemand sollte es ihm vielleicht mal sagen …
Die drei zügelten ihre Pferde und ließen sie im Schritt neben Fiedlers Trupp hergehen; der Sergeant fand die Situation etwas zermürbend, doch er nickte den Offizieren grüßend zu. Er bemerkte, dass Kenebs Blick auf Krake gerichtet war.
Überraschenderweise meldete sich jedoch Leutnant Ranal als Erster zu Wort. »Sergeant Saiten.«
»Ja, Leutnant?«
»Du und Krake – kommt bitte für eine Unterredung unter vier Augen mal kurz zur Seite.« Dann hob er die Stimme und wandte sich an den vorausmarschierenden Trupp. »Sergeant Gesler und Korporal Stürmisch, im Laufschritt hierher.«
»Vier sollten ausreichen«, knurrte die Faust, »um dafür zu sorgen, dass die Anweisungen vernünftig an alle Trupps weitergegeben werden.«
»Ja, Faust«, sagte Ranal, der gerade nach Borduke hatte rufen wollen.
Als die vier Seesoldaten beisammen waren, räusperte sich Faust Gamet, ehe er begann: »Es ist offensichtlich, dass ihr vier alle Veteranen seid. Und Hauptmann Keneb hat mich darüber informiert, dass ihr schon früher einmal durch dieses Land marschiert seid – nein, ich brauche keine weiteren Einzelheiten. Ich verlasse mich allerdings auf genau diese Erfahrungen. Die Mandata wünscht, dass die Seesoldaten den Wüstenkriegern heute Nacht eine Lektion erteilen.«
Er verstummte.
Einige Zeit lang sprach niemand ein Wort, während die Bedeutung dessen, was die Faust gerade gesagt hatte, langsam in die Hirne der vier Seesoldaten einsickerte.
Schließlich meinte Keneb: »Ja, die gleiche Antwort wie die von Dassem vor all den Jahren. Es trifft sich gut, dass ihr die Wortreihe heute Abend sowieso benutzen wolltet. Lasst sie einfach weiterlaufen, wenn der Dreikampf zu Ende ist.« Er lehnte sich im Sattel leicht zur Seite und sagte zu Fiedler: »Dein Trupp hat den Vogelschiss, Sergeant? Wie stehen die Wetten im Augenblick?«
»Vielleicht sagt, so um vierzig zu eins«, erwiderte Fiedler, ohne eine Miene zu verziehen.
»Das ist ja noch besser, als ich gehofft hatte«, meinte Keneb und lehnte
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