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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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würde Saiten den Verlierer abgeben.
    Letzterer hatte sich jedoch nicht sonderlich enttäuscht darüber gezeigt, dass ihm nur der Vogelschiss übrig geblieben war, sondern nur leicht die Schultern gezuckt, als er die Hand voll Kieselsteine einsammelte, die sie benutzt hatten, um die Reihenfolge der Auswahl zu bestimmen. Und weder Gesler noch Borduke sahen das Lächeln, das über das Gesicht des alten Sappeurs huschte, als er sich abwandte, genauso wenig wie seinen anscheinend beiläufigen Blick zu Krake hinüber, der im Schatten eines Felsblocks saß – ein Blick, der mit der Andeutung eines Nickens beantwortet wurde.
    Anschließend wurden die Trupps damit beauftragt, auf dem Marsch ihren jeweiligen Champion zu finden; und falls das nicht klappte, dann eben in der Abenddämmerung, wenn die schrecklichen kleinen Kreaturen auf der Suche nach etwas, das sie töten konnten, aus ihren Schlupfwinkeln gekrochen kamen.
    Die Neuigkeit machte schnell die Runde, und schon bald kamen die ersten Wetten herein. Vielleicht, einer von Bordukes Leuten, wurde aufgrund seines außergewöhnlichen Erinnerungsvermögens zum Buchmacher bestimmt. Und aus jedem Trupp wurde ein Buchmacher ausgewählt, der dann wiederum einen Abrichter auswählte.
    Am Nachmittag nach dem Überfall und dem Gemetzel an den Seti marschierte Saiten etwas langsamer, bis er auf gleicher Höhe mit Buddl und Starr war. Trotz seines gleichgültigen Gesichtsausdrucks hatte er ein säuerliches Gefühl im Magen. Die Vierzehnte war in diesem Ödland auf ihren eigenen Skorpion gestoßen, und er hatte gerade zum ersten Mal zugestochen. Die Stimmung unter den Soldaten war gedrückt, und Unsicherheit nagte an ihrem Selbstvertrauen. Niemand – das war offensichtlich – hatte geglaubt, dass das erste Blut, das sie schmecken würden, ihr eigenes sein würde. Wird Zeit, dass sie mal wieder an was anderes denken.
    »Wie geht’s der kleinen Freudig, Buddl?«
    Der Magier zuckte die Schultern. »Sie ist so hungrig und gemein wie immer, Sergeant.«
    Saiten nickte. »Und wie läuft es mit der Abrichtung, Korporal?«
    Starr runzelte die Stirn unter dem Helmrand. »Ganz gut, nehme ich an. Sobald ich rausgefunden habe, was für eine Art von Abrichtung sie braucht, werde ich mich gleich darum kümmern.«
    »Gut. Die Situation scheint ideal zu sein. Verbreitet die Nachricht überall. Heute Abend ist der erste Kampf, einen Glockenschlag, nachdem wir das Lager aufgeschlagen haben.«
    Beide Soldaten blickten ihn überrascht an.
    »Heute Abend?«, fragte Buddl. »Nach dem, was gerade erst – «
    »Ihr habt gehört, was ich gesagt habe. Gesler und Borduke haben ihre Prachtstücke scharf gemacht, genau wie wir. Wir sind so weit, Jungs.«
    »Das wird ’ne Menge Leute anziehen«, sagte Korporal Starr und schüttelte den Kopf. »Der Leutnant wird sich fragen müssen – «
    »Nicht nur der Leutnant, könnte ich mir vorstellen«, erwiderte Saiten. »Aber ganz so viele werden nicht kommen. Wir werden die alte Wortreihe benutzen, um das ganze Lager ständig auf dem Laufenden zu halten.«
    »Freudig wird aufgespießt werden«, murmelte Buddl und machte ein bekümmertes Gesicht. »Und dabei habe ich sie jede Nacht gefüttert. Mit großen, saftigen Kapmotten … erst schlägt sie hübsch zu, und dann fängt sie an zu fressen, bis nur noch die Flügel und ein zermalmter Klumpen übrig sind. Danach verbringt sie die halbe Nacht damit, ihre Zangen zu putzen und sich die Lippen zu lecken – «
    »Lippen?«, erklang die fragende Stimme von Lächeln, die hinter den drei Männern ging. »Was für Lippen? Skorpione haben keine Lippen – «
    »Was weißt du denn schon?«, gab Buddl giftig zurück. »Du würdest ja noch nicht mal nah genug rangehen – «
    »Wenn ich nah genug an einen Skorpion rankomme, töte ich ihn. Und das würde jeder geistig gesunde Mensch tun.«
    »Geistig gesund?«, wiederholte der Magier. »Du hebst sie hoch und fängst an, ihnen einzelne Gliedmaßen auszureißen! Den Schwanz, die Zangen, die Beine – ich habe noch nie in meinem Leben etwas so Grausames gesehen!«
    »Nun, ist das nicht nah genug, um zu sehen, ob sie Lippen haben?«
    »Ich frage mich, wo das alles bleibt«, murmelte Starr.
    Buddl nickte. »Stimmt, es ist wirklich erstaunlich. Sie ist so winzig …«
    »Das ist unser Geheimnis«, sagte Saiten leise.
    »Was?«
    »Das ist der Grund, warum ich einen Vogelschiss ausgesucht habe, Soldaten.«
    »Du hast ihn nicht ausgesucht …«
    In der misstrauischen Stille, die dann

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