SdG 07 - Das Haus der Ketten
müssen.«
»Faust?«
»Nur sein Pferd war zwischen ihm und einem Knaller«, sagte Gesler. »Er ist verwirrt, Pella. Nimm seine Arme …«
Verwirrt? Nein, mein Verstand ist klar. Er ist jetzt ganz klar. Endlich. Sie sind alle zu jung für das hier. Es ist Laseens Krieg – soll sie ihn doch austragen. Tavore – sie war einst ein Kind. Aber dann hat die Imperatrix dieses Kind ermordet. Hat das kleine Mädchen ermordet. Ich muss es der Mandata sagen …
Fiedler setzte sich müde neben die inzwischen erloschene Feuerstelle. Er legte die Armbrust hin und wischte sich Schweiß und Sand aus den Augen. Krake ließ sich neben ihm nieder. »Koryk tut immer noch der Kopf weh«, murmelte der Sappeur. »Aber es sieht nicht aus, als wäre irgendwas gebrochen, was nicht schon vorher kaputt war.«
»Außer seinem Helm«, erwiderte Fiedler.
»Ja, stimmt. Außer seinem Helm. Der einzige wirkliche Verlust, den unser Trupp heute Nacht erlitten hat, abgesehen von ein paar Armbrustbolzen. Und wir haben den Scheißkerl noch nicht mal erledigt.«
»Du warst zu nett, Krake.«
Sein Gegenüber seufzte. »Ja, vermutlich. Werde anscheinend alt.«
»Das dachte ich auch schon. Beim nächsten Mal stich den Scheißkerl einfach ab.«
»Bin trotzdem verblüfft, dass er es überlebt hat.«
Die Verfolgungsjagd hatte die Verbrannten Tränen weit über den Kamm hinausgeführt, und was als Überfall auf eine malazanische Armee begonnen hatte, war jetzt ein Stammeskrieg. Noch zwei Glockenschläge bis zum Anbruch der Dämmerung. Fußsoldaten waren in die Senke hinausmarschiert, um die Verwundeten zu bergen, Armbrustbolzen einzusammeln und die malazanischen Leichen von allem zu befreien, was sie nun nicht mehr brauchten – damit auch der Feind keinen Gebrauch davon machen konnte. Der grimmige, hässliche Abschluss einer jeden Schlacht, gemildert nur von der barmherzigen Dunkelheit, die alles zudeckte.
Sergeant Gesler tauchte aus der Düsternis auf und setzte sich zu ihnen. Er zog seine gepanzerten Handschuhe aus, ließ sie in den Staub fallen und rieb sich dann das Gesicht.
»Hab gehört, dass eine Stellung überrannt wurde«, sagte Krake.
»Stimmt. Wir hatten es unter Kontrolle, zumindest am Anfang. Waren fast da. Die meisten von den armen Kerlen hätten den Hügel auf eigenen Beinen wieder verlassen können. Tatsächlich waren’s am Ende nur vier.«
Fiedler blickte auf. »Vier – von drei ganzen Trupps?«
Gesler nickte und spuckte in die Asche.
Schweigen.
Dann brummte Krake: »Irgendwas geht immer schief.«
Gesler seufzte, sammelte seine Handschuhe wieder ein und stand auf. »Hätte schlimmer kommen können.«
Fiedler und Krake schauten ihm hinterher, als er davonging.
»Was glaubst du, was passiert ist?«
Fiedler zuckte die Schultern. »Ich vermute, das werden wir noch früh genug herausfinden. Und jetzt such Korporal Starr, er soll den Rest von uns zusammentrommeln. Ich muss erklären, was wir letzte Nacht alles falsch gemacht haben.«
»Fängst du mit dem ersten Fehler an – dass du uns den Hang hochgeführt hast?«
Fiedler verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Klar, damit fange ich an.«
» Du solltest allerdings bedenken, dass vielleicht noch mehr Wüstenkrieger durch die Bresche zu dem überrannten Hügel runtergekommen wären, wenn du es nicht getan hättest«, sinnierte Krake laut. »Dein Knaller hat seinen Zweck erfüllt – er hat sie abgelenkt. Lang genug, damit die Khundryl kommen und sie beschäftigen konnten.«
»Mag sein«, gab der Sergeant zu. »Aber wenn wir bei Gesler gewesen wären, hätten wir vielleicht ein paar Seesoldaten mehr retten können.«
»Oder alles noch viel schlimmer gemacht, Fied. Du weißt, dass es keinen Sinn hat, so zu denken.«
»Wahrscheinlich hast du Recht? Und jetzt trommel sie zusammen.«
»In Ordnung.«
Gamet blickte auf, als die Mandata das Zelt des Feldschers betrat. Sie war blass – zweifellos vom Schlafmangel – und hatte den Helm abgenommen, so dass ihr kurz geschnittenes mausgraues Haar zu sehen war.
»Ich werde mich nicht beklagen«, sagte Gamet, als der Heiler endlich ging.
»Worüber?«, fragte die Mandata. Sie blickte sich um, musterte die anderen Betten, in denen verwundete Soldaten lagen.
»Dass ich meines Kommandos enthoben werde«, erwiderte er.
Jetzt richtete sie den Blick wieder auf ihn. »Es war unvorsichtig, Faust, Euch auf diese Weise in Gefahr zu begeben. Aber das ist wohl kaum ein Grund, Euch zu degradieren.«
»Meine Anwesenheit hat
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