SdG 07 - Das Haus der Ketten
malazanische Imperium so mächtig ist, wie es den Anschein hat – andererseits müsste es mittlerweile die ganze Welt erobert haben, da dieser Kellanved immer auf sämtliche T’lan Imass hätte zurückgreifen und sie seine Kriege führen lassen können.«
»Der Imperator hat unsere Fähigkeiten … nur maßvoll ausgebeutet. Er war überraschend befangen. Dann wurde er ermordet. Die neue Imperatrix hat keine Gewalt über uns.«
»Warum hat sie sich nicht einfach selbst auf den Ersten Thron gesetzt?«
»Das würde sie ja tun – wenn sie ihn finden könnte.«
»Oh, dann seid ihr also wieder frei.«
»So scheint es«, erwiderte Onrack nach einem kurzen Moment. »Es gibt noch anderes zu … bedenken, Trull Sengar. Kellanved hat sich einige Zeit in einem Azath-Haus aufgehalten …«
Sie erreichten den Hang jenseits des salzverkrusteten ehemaligen Meeresbodens und begannen ihn hochzusteigen. »Das sind Angelegenheiten, von denen ich sehr wenig weiß«, sagte der Tiste Edur. »Du fürchtest, dass der Imperator entweder einer dieser Namenlosen war oder dass er vielleicht mit ihnen Kontakt hatte. Aber wenn dem so wäre – warum hat er dann den Befehl, den ihr so fürchtet, nicht gegeben?«
»Das wissen wir nicht.«
»Wie hat er den Ersten Thron denn überhaupt gefunden?«
»Das wissen wir nicht.«
»In Ordnung. Nun, was hat das alles mit dem zu tun, was wir gerade vorhaben?«
»Ich habe einen Verdacht, Trull Sengar, in Anbetracht der Richtung, in die die sechs abtrünnigen T’lan Imass ziehen.«
»Nun, gen Süden, wie’s aussieht. Oh, ich verstehe.«
»Wenn Verwandte von Logros unter ihnen sind, dann wissen sie, wo der Erste Thron zu finden ist.«
»Tja, nun – gibt es irgendeinen Grund zu der Annahme, dass du einzigartig unter den T’lan Imass bist? Kannst du dir nicht vorstellen, dass andere von deiner Art auf die gleiche Idee gekommen sind?«
»Dessen bin ich mir nicht sicher. Ich habe etwas mit den Abtrünnigen gemeinsam, was meine anderen Verwandten nicht haben, Trull Sengar. Wie die Abtrünnigen bin ich unbelastet. Befreit vom Schwur des Rituals. Dies hat zu einer gewissen … Freiheit des Denkens geführt. Monok Ochem und Ibra Gholan verfolgen eine Beute, und die Gedanken eines Jägers kreisen allein um seine Beute.«
Sie erreichten den ersten Kamm und blieben stehen. Onrack zog sein Schwert und rammte es mit der Spitze so tief in die Erde, dass es aufrecht stecken blieb, als er zurücktrat. Er machte zehn Schritte, dann blieb er erneut stehen.
»Was tust du da?«
»Wenn du nichts dagegen hast, Trull Sengar, würde ich hier gerne auf Monok Ochem und Ibra Gholan warten. Sie – und dann Logros – müssen über meinen Verdacht unterrichtet werden.«
»Und du meinst, Monok wird uns ausreden lassen? Die letzten Augenblicke, die wir miteinander verbracht haben, waren alles andere als angenehm, wie ich mich erinnere. Ich würde mich besser fühlen, wenn du nicht so weit weg von deinem Schwert stehen würdest.« Der Tiste Edur entdeckte einen nahe gelegenen Felsblock, auf den er sich setzen konnte, und musterte Onrack mehrere Herzschläge lang, ehe er weitersprach. »Und was ist mit dem, was du in der Höhle gemacht hast, in der das Tellann-Ritual aktiv war?« Er deutete auf Onracks neuen linken Arm und die Ergänzungen an den anderen Stellen, an denen Beschädigungen gewesen waren. »Es ist … offensichtlich. Der neue Arm ist kürzer als dein eigener, musst du wissen. Deutlich sogar. Irgendetwas sagt mir, dass du das, was du … getan hast, eigentlich nicht hättest tun sollen.«
»Du hast Recht … oder du hättest Recht, wenn ich immer noch an den Schwur gebunden wäre.«
»Ich verstehe. Wird Monok Ochem eine ähnliche Gelassenheit an den Tag legen, wenn er sieht, was du getan hast?«
»Damit rechne ich nicht.«
»Hast du nicht einen Schwur geleistet, mir zu dienen, Onrack?«
Der T’lan Imass hob den Kopf. »Das habe ich.«
»Und was ist, wenn ich nicht will, dass du dich – und mich, sollte ich vielleicht hinzufügen – einer solchen Gefahr aussetzt?«
»Da sprichst du einen wichtigen Punkt an, Trull Sengar, den ich noch nicht bedacht habe. Allerdings will ich dich etwas fragen. Diese Abtrünnigen dienen dem gleichen Herrn wie deine Verwandten. Sollten sie einen deiner sterblichen Verwandten dazu bringen, sich den Ersten Thron zu nehmen und so die Herrschaft über alle T’lan Imass zu erlangen, was glaubst du – werden sie so umsichtig in der Benutzung dieser Armeen sein wie
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