Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
Ihr andeuten, dass die Leibwächter einfach nur … gewartet haben? Hier? Und worauf hätten sie dann gewartet?«
    Lostara zuckte die Schultern. »Vielleicht auf die Wiedergeburt. Das Schöne an Prophezeiungen ist, dass sie für unzählige Deutungen offen sind – ganz nach Bedarf. Die Narren haben gewartet … und gewartet …«
    Stirnrunzelnd richtete Perl sich wieder auf und blickte sich um. »Aber die Wiedergeburt hat stattgefunden. Der Wirbelwind hat sich erhoben, um die Rebellion mit einem Brennpunkt zu versehen und ihr ein wütendes Herz zu verleihen. Es ist alles genau so geschehen, wie es prophezeit war. Ich frage mich …«
    Lostara betrachtete ihn unter halb geschlossenen Lidern hervor. In seinen Bewegungen lag eine gewisse Anmut, wie sie zugeben musste. Eine Eleganz, die bei einem weniger tödlichen Mann etwas Weibliches gehabt hätte. Er war wie eine Kobra, gelassen und voller Selbstbeherrschung … bis er herausgefordert wurde. »Aber seht sie Euch doch an«, sagte sie. »Es hat keine Wiedergeburt gegeben. Wir verschwenden hier nur unsere Zeit, Perl. Klar, schon möglich, dass Felisin über all das hier gestolpert ist, bevor sie weitergezogen ist.«
    »Ihr gebt Euch absichtlich so begriffsstutzig, meine Liebe«, murmelte Perl. Sie war ein bisschen enttäuscht, dass er nicht nach dem Köder geschnappt hatte.
    »Tue ich das?«
    Sie wurde noch ärgerlicher, als er sie anlächelte.
    »Ihr habt vollkommen Recht mit Eurer Beobachtung, dass aus diesem Kadaver absolut nichts wiedergeboren worden sein kann, Lostara. Das lässt nur einen einzigen Schluss zu. Die Sha’ik, die sich gesund und munter im Herzen der Raraku aufhält, ist eine andere Sha’ik. Diese Leibwächter haben eine … einen Ersatz gefunden. Eine Schwindlerin, jemanden, die sie für die Rolle passend machen konnten – die Biegsamkeit von Prophezeiungen, die Ihr vor einem Augenblick noch so schön erwähnt habt, hätte ihnen dabei gute Dienste geleistet. Wiedergeboren. Nun gut, äußerlich verjüngt, ja? Eine alte Frau kann schließlich keine Armee in den Krieg führen. Und außerdem wäre es für eine alte Frau ziemlich schwierig gewesen, irgendjemanden davon zu überzeugen, dass sie wiedergeboren wurde.«
    »Perl.«
    »Was ist?«
    »Ich weigere mich, diese Möglichkeit in Erwägung zu ziehen – ja, ich weiß, was Ihr denkt. Aber das ist unmöglich.«
    »Warum? Nur so passt alles zusammen – «
    »Es ist mir egal, wie gut alles zusammenpasst! Ist das alles, was wir Sterbliche sind? Opfer einer gequälten Ironie zur Erheiterung eines irrsinnigen Göttermords?«
    »Ein Mord an Krähen, ein Mord an Göttern – das gefällt mir, Schätzchen. Und was die gequälte Ironie angeht, nun, ich würde es eher eine vorzügliche Ironie nennen. Glaubt Ihr nicht, dass Felisin mit beiden Händen die Gelegenheit ergriffen hätte, sich auf so direkte Weise an ihrer Schwester zu rächen? Und an einem Imperium, das sie in eine Gefangenen-Mine geschickt hat? Das Schicksal mag sich von ganz allein darbieten, aber in Gestalt einer Gelegenheit, die ergriffen werden muss – vorsätzlich, begierig. Das Ganze hier hat nicht viel mit Zufall oder einem zufälligen Zusammentreffen zu tun, sondern vielmehr mit dem zeitlich passenden Zusammenfallen von Wünschen und Notwendigkeiten.«
    »Wir müssen zur Mandata zurückkehren«, verkündete Lostara. »Leider steht der Wirbelwind zwischen ihr und uns. Innerhalb seiner Machtsphäre kann ich keine Gewirre benutzen, um unsere Reise zu beschleunigen. Und es würde viel zu lange dauern, ihn zu umgehen. Keine Sorge, wir werden uns alle Mühe geben, Tavore rechtzeitig zu erreichen, um ihr von unserer entsetzlichen Entdeckung zu berichten. Aber wir werden den Wirbelwind durchqueren müssen – die Raraku selbst durchqueren müssen, und das Ganze leise und vorsichtig. Entdeckt zu werden, wäre tödlich.«
    »Und Euch gefällt das alles auch noch, stimmt’s?« Seine Augen weiteten sich – ein Anblick, der ihr inzwischen viel zu gut gefiel, wie sie mit plötzlicher Gereiztheit bemerkte. »Das ist jetzt ungerecht, meine liebe Lostara Yil. Ich bin zufrieden, dass das Geheimnis aufgeklärt ist, dass wir unseren Auftrag, uns Gewissheit über Felisins Schicksal zu verschaffen, ausgeführt haben. So weit das uns in diesem Augenblick möglich ist, heißt das.«
    »Und was ist mit Eurer Jagd nach dem Anführer der Krallen?«
    »Ach, ich glaube, auch was das angeht, werde ich bald zufrieden sein. Es fügt sich alles wunderbar

Weitere Kostenlose Bücher