SdG 07 - Das Haus der Ketten
gewunden und in einem üblen Zustand; sie schlängelte sich zwischen tiefem Sand und scharfkantigen Felsen hindurch, zwang ihn dazu, sein Pferd Schritt gehen und sich seinen eigenen Weg suchen zu lassen.
Der Tag neigte sich dem Ende zu; dort, wo der Pfad sich in die Rillen wand, die sich am südwestlichen Rand der Oase befanden und mit hohen Wänden versehen waren, wurden die Schatten schon tiefer. Als sein Pferd sich über ein gerölliges Wegstück mühte und um einen scharfen Knick bog, erreichte der scharfe Gestank von Verwesung Reiter und Reittier gleichzeitig.
Der Pfad war versperrt. Ein totes Pferd und – gleich dahinter – ein Leichnam.
Mit klopfendem Herzen glitt Corabb von seinem Reittier und näherte sich vorsichtig.
Leomans Bote – derjenige, den er ausgeschickt hatte, als seine Truppen wieder eingetroffen waren. Ein Armbrustbolzen hatte ihn an der Schläfe erwischt, den Knochen durchschlagen und war an der anderen Seite zusammen mit Hirn und Blut wieder ausgetreten.
Corabb ließ den Blick über die zerklüfteten Wände zu beiden Seiten gleiten. Wenn sich dort oben wirklich noch Assassinen befunden hätten, wäre er jetzt bereits tot, folgerte er. Wahrscheinlich rechneten sie nicht mit weiteren Boten.
Er kehrte zu seinem Pferd zurück. Es war mühsam, das Tier über die Leichen zu führen, doch schließlich hatte er es geschafft und schwang sich wieder auf seinen Rücken. Sich unablässig umblickend ritt er weiter.
Sechzig Schritt später öffnete sich der Pfad auf einen sandigen, leicht ansteigenden Hang, hinter dem er die staubigen Kronen der Guldindha-Bäume sehen konnte.
Corabb stieß einen erleichterten Seufzer aus und trieb sein Pferd voran.
Zwei Hammerschläge gegen seinen Rücken warfen ihn nach vorn. Da er ohne Steigbügel ritt und auch kein Sattelhorn da war, an dem er sich hätte festhalten können, schlang Corabb seine Arme um den Hals des Pferdes – im gleichen Augenblick, da das Tier vor Schmerz schrill aufwieherte und durchging. Bei der Bewegung hätte er fast seinen verzweifelten Griff gelockert, und das rechte Knie des Pferds krachte wieder und wieder hart gegen seinen Helm, bis der schließlich herunterfiel und das knorrige Gelenk immer wieder gegen seinen Kopf hämmerte.
Corabb ließ nicht los, auch als er zunächst immer weiter herunter- und dann herumrutschte, bis sein Körper von beiden Vorderbeinen bearbeitet wurde. Das behinderte das Tier so stark, dass es langsamer wurde, sobald es den Hang erreichte, und Corabb – dessen eines Bein nach unten baumelte, so dass die Ferse über den Boden streifte – schaffte es, sich unter dem Kopf des Pferds wieder hochzuziehen.
Ein weiterer Armbrustbolzen prallte krachend auf den Boden und schlitterte nach links davon.
Das Pferd blieb auf halber Höhe des Hangs stehen.
Corabb ließ auch sein anderes Bein zu Boden sinken, drehte sich dann zur anderen Seite und schwang sich erneut aufs Pferd. Er hatte die Zügel verloren und krallte seine Finger in die Mähne, als er dem Pferd die Fersen in die Flanken drückte.
Noch ein Bolzen prallte von den Felsen ab, dann trommelten die Hufe über den Sand, und plötzlich waren sie in helles Sonnenlicht gebadet.
Direkt vor ihnen befanden sich die Oase und der Schutz der Bäume.
Corabb lehnte sich weit über den Hals des Tiers und trieb es noch mehr an.
Sie kamen auf einen Pfad zwischen den Guldindhas. Als er sich umdrehte, sah er einen tiefen Riss an der rechten Flanke seines Pferds, aus dem Blut strömte. Und dann sah er seine Lanze, die locker von seinem Rücken herabhing. Zwei Armbrustbolzen hatten sich in den Schaft gegraben. Sie hatten aus unterschiedlichen Winkeln getroffen, und der Aufprall musste nahezu gleichzeitig erfolgt sein, denn die Splitter hatten sich ineinander geschoben und so die Wucht der Bolzen gemindert.
Corabb nahm die ruinierte Waffe ab und warf sie weg.
Dann ritt er so schnell er konnte den Pfad entlang.
»Die Streifen eines Tigers«, murmelte sie, die Augen verschleiert hinter Rostlaub-Rauch, »auf einer Kröte. Irgendwie lässt Euch das noch gefährlicher erscheinen.«
»Klar doch, Schätzchen, ich bin reines Gift«, brummte Heboric, während er sie im Dämmerlicht betrachtete. Das Leben war in ihren Blick zurückgekehrt, eine Schärfe, die über die gelegentliche schneidende Bemerkung hinausging, was darauf hindeutete, dass ihr Verstand endlich wieder klar, der betäubende Nebel des Durhang gewichen war. Sie hustete noch immer, als wäre ihre Lunge
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