SdG 07 - Das Haus der Ketten
sie sogar ganz zurückgezogen hat. Heute Nacht wird es zu … Ereignissen kommen, Scillara. Blut wird vergossen werden. Zweifellos bringen sich die Spieler in genau diesem Augenblick in Position.«
»Er hat von dieser Nacht gesprochen«, sagte sie. »Von den Stunden der Dunkelheit vor der Schlacht. Er hat gesagt, in dieser Nacht wird sich die Welt verändern.«
Heboric bleckte die Zähne. »Dieser Narr ist bis auf den Grund des Abgrunds gesunken, und jetzt wühlt er den schwarzen Schlamm auf.«
»Er träumt davon, dass sich die wahre Dunkelheit entfaltet, Destriant. Schatten ist nichts weiter als ein Emporkömmling, eine Sphäre, aus einer Übereinkunft geboren und voller Betrüger. Die Bruchstücke müssen der Ersten Mutter zurückgegeben werden.«
»Dann ist er nicht nur ein Narr, sondern auch noch wahnsinnig. Von der ältesten aller Schlachten zu sprechen, als wäre er selbst eine Macht, die ihrer würdig ist – Bidithal hat den Verstand verloren.«
»Er sagt, es kommt etwas«, erzählte Scillara weiter und zuckte die Schultern. »Etwas, das niemand erwartet und das nur er möglicherweise kontrollieren kann, denn er allein erinnert sich an das Dunkel.«
Heboric blieb stehen. »Der Vermummte soll seine Seele holen. Ich muss zu ihm. Sofort.«
»Er ist – «
»In seinem verdammten Tempel, na klar. Komm mit.«
In diesem Augenblick schoben sich zwei Gestalten aus der Mündung eines Gässchens, und Klingen blitzten auf.
Mit einem Schnauben stürzte Heboric sich auf sie. Eine mit langen Krallen versehene Hand schoss vor, stieß in den Hals eines Assassinen, fuhr nach oben und hob den Kopf von den Schultern des Mannes.
Der andere Meuchelmörder machte einen Satz, die Messerspitze zielte auf Heborics linkes Auge. Der Destriant packte den Mann am Handgelenk und brach ihm die Knochen. Ein diagonal geführter Hieb seiner anderen Hand ließ die Eingeweide des Assassinen auf die Straße quellen.
Heboric warf den Leichnam beiseite und blickte sich finster um. Scillara war ein paar Schritt zurückgeblieben, die Augen weit aufgerissen. Ohne weiter auf sie zu achten, kauerte Heboric sich neben den nächsten Leichnam. »Korbolo Doms Leute. Viel zu ungeduldig–«
Drei Armbrustbolzen trafen ihn gleichzeitig. Einer bohrte sich tief in seine rechte Hüfte und zerschmetterte den Knochen. Ein anderer traf ihn unterhalb des rechten Schulterblatts, blieb kaum einen Fingerbreit vor seiner Wirbelsäule stecken. Der dritte, aus der entgegengesetzten Richtung abgeschossen, erwischte ihn hoch oben an der linken Schulter, und der Aufprall war stark genug, um ihn herumzuwirbeln, so dass er nach hinten über den Leichnam stolperte.
Scillara kam zu ihm gekrabbelt. »Alter Mann? Lebt Ihr noch?«
»Elende Bastarde«, knurrte er. »Das tut weh.«
»Sie kommen – «
»Um mich endgültig fertig zu machen, klar. Flieh, Mädchen. In den Steinwald. Geh!«
Er spürte, wie sie von seiner Seite wich, hörte ihre leichten Schritte sich rasch entfernen.
Heboric versuchte aufzustehen, doch ein schrecklicher Schmerz zuckte aus seiner zerschmetterten Hüfte durch seinen ganzen Körper und ließ ihn keuchend und blind zurücksinken.
Schritte näherten sich – drei Männer in Mokassins, zwei von rechts und einer von links. Messer glitten flüsternd aus ihren Scheiden. Sie kamen näher … und dann herrschte Stille.
Jemand stand über Heboric. Er konnte kaum etwas sehen, nahm verschwommen ein paar staubverschmierte Stiefel wahr, von denen ein stechender Geruch ausging, nach muffigem, trockenem Tod. Ein weiteres Paar Stiefel bewegte sich schlurfend bei Heborics Füßen über den Boden.
»Fort mit euch, Gespenster«, ertönte eine zischende Stimme aus einem halben Dutzend Schritt Entfernung.
»Dafür ist es zu spät, Assassine«, murmelte die Gestalt über Heboric. »Außerdem sind wir gerade erst angekommen.«
»Im Namen des Vermummten, des Hüters der Seelen, verbanne ich euch aus dieser Sphäre.«
Ein leises Lachen beantwortete den Befehl des Mörders. »Du kniest also vor dem Vermummten nieder, ja? Oh, natürlich, ich habe die Macht in deinen Worten gespürt. Leider ist der Vermummte, was den hier angeht, ziemlich unsicher. Stimmt’s, Schätzchen?«
Ein tiefes zustimmendes Brummen kam von der Gestalt, die zu Heborics Füßen stand.
»Dies ist die letzte Warnung«, knurrte der Assassine. »Unsere Klingen sind geweiht – sie werden eure Seelen bluten lassen – «
»Zweifellos. Vorausgesetzt, dass sie uns jemals erreichen.«
»Ihr
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