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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Gefühle zuletzt irgendeine Rolle gespielt?
    Trull Sengar meldete sich neben ihm zu Wort. »Wenn du irgendjemand anders wärst, würde ich glatt annehmen, dass du nachdenklich bist, Onrack.« Er saß auf einer niedrigen Mauer, die Kiste mit der Moranth-Munition zu seinen Füßen.
    Die Tiste Liosan hatten ganz in der Nähe ein Lager aufgeschlagen, eine Vorpostenlinie abgeschritten und Wälle aus Geröll aufgetürmt, drei Schritt zwischen jedem mit einer Person belegten Zelt, die Pferde innerhalb einer behelfsmäßigen Koppel – alles mit einer Genauigkeit und Sorgfalt, die an Besessenheit grenzte.
    »Aber vielleicht«, fuhr Trull nach einem kurzen Moment fort, den Blick auf die Liosan gerichtet, »seid ihr ja wirklich große Denker. Vielleicht habt ihr alle großen Geheimnisse gelöst. Vielleicht kennt ihr alle richtigen Antworten … wenn ich nur die richtigen Fragen stellen könnte. So dankbar ich auch für deine Kameradschaft bin, Onrack, ich muss doch zugeben, dass ich den Umgang mit dir ganz schön frustrierend finde.«
    »Frustrierend. Ja. Das sind wir.«
    »Und deine Gefährten haben vor, das, was von dir noch übrig ist, auseinander zu nehmen, sobald wir in eure heimatliche Sphäre zurückgekehrt sind. Ich an deiner Stelle würde längst weglaufen, so schnell ich könnte.«
    »Fliehen?« Onrack dachte über die Bemerkung nach und nickte schließlich. »Ja, das haben die Abtrünnigen – diejenigen, die wir gejagt haben – auch getan. Und ja – jetzt kann ich sie verstehen.«
    »Sie haben mehr getan als einfach nur zu fliehen«, sagte Trull. »Sie haben jemanden oder etwas gefunden, dem sie dienen können, dem sie Gefolgschaft schwören können … nun, zumindest im Augenblick hast du diese Möglichkeit nicht. Außer, natürlich, du entscheidest dich für die Liosan da drüben.«
    »Oder für dich.«
    Trull warf ihm einen überraschten Blick zu und grinste dann. »Eine amüsante Idee.«
    »Natürlich«, fügte Onrack hinzu, »würde Monok Ochem so etwas als ein Verbrechen ansehen, das sich nicht von dem unterscheidet, was die Abtrünnigen begangen haben.«
    Die T’lan Imass waren mit ihren Vorbereitungen beinahe fertig. Der Knochenwerfer hatte mit einer geschliffenen Bhederin-Rippe einen Kreis von zwanzig Schritt Durchmesser in den getrockneten Schlamm gezeichnet, hatte dann Samen und staubwolkenweise Sporen innerhalb des Kreises verstreut. Ibra Gholan und seine beiden Krieger hatten ein Dutzend Schritt außerhalb des Kreises eine Art Visierstein – ein längliches Stück gebrannten, mörtelbeschmierten Ziegels von einer eingestürzten Hauswand – aufgerichtet und richteten ihn im verwirrenden Licht der beiden Sonnen nach Monok Ochems Anweisungen immer wieder aufs Neue aus.
    »Das dürfte nicht einfach werden«, bemerkte Trull, während er zusah, wie die T’lan Imass den aufrecht stehenden Stein verlagerten, »deshalb gehe ich davon aus, dass ich mein Blut noch ein bisschen länger behalten kann.«
    Onrack wandte langsam den missgestalteten Kopf, um den Tiste Edur zu mustern. »Du bist derjenige, der fliehen sollte, Trull Sengar.«
    »Dein Knochenwerfer hat mir erklärt, dass sie nur einen oder zwei Tropfen brauchen.«
    Mein Knochenwerfer … das ist er nicht mehr. »Das stimmt, wenn alles gut geht.«
    »Und warum sollte es das nicht?«
    »Wegen der Tiste Liosan … Kurald Thyrllan – so nennen sie ihr Gewirr. Seneschall Jorrude ist kein Zauberer. Er ist ein Krieger-Priester.«
    Trull runzelte die Stirn. »Bei den Tiste Edur – bei meinem Volk – ist es genauso, Onrack – «
    »Und da es so ist, muss der Seneschall vor seiner Macht niederknien. Wohingegen ein Zauberer über Macht gebietet. Euer Ansatz birgt Gefahren, Trull Sengar. Ihr geht davon aus, dass ein gütiger Geist euch diese Macht verleiht. Wenn aber jemand anderer sich dieses Geists bemächtigt, würdet ihr es vielleicht noch nicht einmal merken. Und dann werdet ihr zu Opfern, zu Werkzeugen im Dienst unbekannter Absichten.«
    Onrack verstummte und beobachtete den Tiste Edur … während eine tödliche Blässe das Leben aus Trulls Augen stahl, sein Gesichtsausdruck eine entsetzliche Erkenntnis widerspiegelte. Und so habe ich dir die Antwort auf eine Frage gegeben, die du erst noch stellen wolltest. Leider macht mich das trotzdem nicht allwissend. »Der Geist, der dem Seneschall seine Macht gewährt, könnte verdorben sein. Und es gibt keine Möglichkeit, das herauszubekommen … bevor die Macht entfesselt wird. Außerdem sind bösartige

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