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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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zu. Geister huschten am Rande seines Blickfelds entlang, doch seine Schatten beschützten ihn. Aus der Ferne hörte er Schreie, Explosionen und Zauberei – ihm wurde klar, dass das alles vom Lager der Hundeschlächter herkam. Oh, sollte es diese Klaue tatsächlich so weit geschafft haben? Das ist gut … und gleichzeitig auch beunruhigend. Nun, zumindest wird der Mann dafür sorgen, dass Kamist beschäftigt ist.
    Natürlich existierte noch immer die Gefahr, die die umherstreifenden Assassinen darstellten, obwohl sie umso geringer wurde, je näher er Sha’iks Aufenthaltsort kam.
    Dennoch waren die Straßen und Gassen beunruhigend leer.
    Er kam in Sichtweite des ausgedehnten Palasts und sah voller Erleichterung die Teiche aus Fackellicht, die ihn umgaben.
    Ich muss den Eröffnungszug des Napanesen kontern – muss der Göttin die Bedrohung bewusst machen, die sie erwartet. Dann diesen knorrigen Bhok’aral Febryl aufspüren und dafür sorgen, dass ihm die Haut von seinem sich windenden Körper abgezogen wird. Selbst die Göttin – ja, selbst die Göttin wird mich anerkennen müssen. Meine Macht. Wenn ich, flankiert von meinen neuen Lieblingen-
    Eine Hand kam aus der Dunkelheit herangeschossen und schloss sich um Bidithals Hals. Er wurde hochgehoben – was ihn wild zappeln ließ – und dann hart auf den Boden geworfen. Er konnte nichts sehen. Hustete.
    Seine Schattendiener schwärmten heran, um ihn zu verteidigen.
    Ein Grollen, etwas schwirrte mit einem zischenden Geräusch in weitem Bogen durch die Luft – und plötzlich waren die Gespenster fort.
    Allmählich machten Bidithals hervorquellende Augen die Gestalt aus, die über ihm kauerte.
    Toblakai -
    »Du hättest sie in Ruhe lassen sollen«, sagte Karsa Orlong leise. Seine Stimme war flach, ohne jede Modulation. Hinter dem Riesen und um ihn herum sammelten sich Geister, angekettete Seelen.
    Wir sind beide Diener des gleichen Gottes! Du Narr! Lass mich sprechen! Ich werde Sha’ik retten!
    »Aber das hast du nicht getan. Ich weiß, woher deine krankhaften Begierden stammen, Bidithal. Ich weiß, wo deine Lust sich versteckt – die Lust, die du anderen nehmen willst. Pass gut auf.«
    Karsa Orlong legte sein Steinschwert beiseite, griff zwischen Bidithals Beine.
    Eine Hand schloss sich willkürlich um alles, was sie fand.
    Und zog.
    Bis sie – mit einem Reißen von Sehnen und Muskelfetzen, einer Fontäne aus Blut und anderen Flüssigkeiten – mitsamt ihrer abgerissenen Beute wieder hochkam.
    Die Schmerzen waren unerträglich. Die Schmerzen rissen seine Seele in Stücke. Sie verzehrten ihn.
    Und Blut strömte aus ihm heraus, heiß wie Feuer, während eine tödliche Kälte sich auf seine Haut legte und sich in seine Glieder stahl.
    Um ihn herum wurde alles schwarz, bis nur noch Toblakais unbewegliches, zerschlagenes Gesicht übrig war, das kühl Bidithals Tod beobachtete.
    Tod? Ja. Toblakai, du Narr -
    Die Hand um seinen Hals lockerte ihren Griff und wurde weggezogen.
    Unwillkürlich sog Bidithal einen schmerzhaften Atemzug ein, setzte zum Schreien an -
    Etwas Weiches, Blutiges wurde ihm in den Mund gestopft.
    »Für dich, Bidithal. Für all die namenlosen jungen Mädchen, die du zerstört hast. Hier. Ersticke an deiner Lust.«
    Und er erstickte. Bis das Tor des Vermummten weit vor ihm aufklaffte –
    Und dort warteten – versammelt vom Lord des Todes – Dämonen, die von derselben Natur waren wie Bidithal selbst und sich nun frohlockend auf ihr neues Opfer stürzten.
    Ein Leben voll grausamer Lust. Eine Ewigkeit voller Schmerzen als Antwort.
    Denn selbst der Vermummte verstand, dass das Gleichgewicht erhalten werden musste.
     
    Lostara Yil schob sich aus der Doline und versuchte blinzelnd, in der Düsternis irgendetwas zu erkennen. Ein Blick zurück enthüllte ihr eine von Sternen beschienene Wüste, leuchtend und glänzend. Doch voraus verhüllte Dunkelheit die Oase und die Ruinenstadt in ihrem Innern. Etwas früher hatte sie weit entfernte dumpfe Schläge gehört, und schwache Schreie, doch nun war die Stille zurückgekehrt.
    Die Luft war bitterkalt geworden. Mit finsterem Gesicht überprüfte Lostara ihre Waffen und machte sich zum Aufbruch bereit.
    »Bewegt Euch nicht«, murmelte eine Stimme einen oder zwei Schritt rechts von ihr.
    Ihr Kopf fuhr herum, ihre finstere Miene wurde noch finsterer.
    »Wenn Ihr gekommen seid, um zuzusehen, Cotillion, so muss ich sagen, dass es wenig zu sehen gibt. Ich habe Perl geweckt, und er hat nicht einmal besonders

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