Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
Seelen derjenigen, die ich erschlagen habe. Ich werde jetzt vorwärts gehen, und jeder Widerstand wird aufhören, oder die Ketten werden zerreißen.
    Außerdem habe ich mein Pferd im Steinwald zurückgelassen.
    Ein zweistimmiges Geheul zerriss die Nachtluft über der Oase, plötzlich und heftig wie das Krachen von Blitzschlägen.
    Karsa Orlong lächelte. Oh, sie sind angekommen.
    Er hob die Schwertspitze ein wenig höher und stürmte vorwärts.
    Es reichte nicht – wie sich herausstellte –, um die Ketten zu zerreißen. Die Spannung verschwand plötzlich, und zumindest für diese Nacht hatte sich jeglicher Widerstand gegen Toblakais Willen aufgelöst.
    Er verließ den Grat, stieg den Hang hinab und tauchte wieder in die Düsternis ein.
     
    Faust Gamet lag auf seinem Lager und rang verzweifelt nach Luft, während eine Enge sich seiner Kehle bemächtigte, sie mehr und mehr zuschnürte. Donner erfüllte seinen Kopf – dröhnende Wogen aus Schmerz, die von einer Stelle knapp über und hinter seinem rechten Auge ausstrahlten.
    Ein Schmerz, wie er ihn noch nie zuvor gespürt hatte, zwang ihn auf die Seite; die Bettstatt knarrte und neigte sich, als ihn Übelkeit überkam und er sich auf den Fußboden erbrach. Doch auch nachdem sein Magen sich entleert hatte, ließ die Agonie in seinem Kopf nicht nach.
    Seine Augen waren offen, doch er war blind.
    Er hatte schon seit einiger Zeit Kopfschmerzen – jeden Tag, seit er vom Pferd gestürzt war. Doch niemals war es so schlimm gewesen wie jetzt.
    Die kaum verheilte Wunde in seiner Hand, die er sich mit dem Messer selbst beigebracht hatte, hatte sich durch seine Verrenkungen wieder geöffnet, so dass er sich klebriges Blut ins Gesicht schmierte, als er versuchte, die Schmerzen aus seinem Kopf zu reißen, und die Wunde fühlte sich an, als stünde sie in Flammen und versengte seine Adern.
    Stöhnend wälzte er sich seitwärts von seinem Lager und hielt mit gesenktem Kopf auf Händen und Knien inne, während er am ganzen Körper zu zittern begann.
    Ich muss mich bewegen. Ich muss etwas tun. Irgendetwas. Ganz egal was.
    Ich muss -
    Einige Zeit später stellte er fest, dass er vor der Zeltklappe stand, ohne zu wissen, wie er dorthin gekommen war. Er trug seine Rüstung, hatte die Panzerhandschuhe an den Händen, den Helm auf dem Kopf. Die Schmerzen verblassten, und in ihrem Gefolge stieg eine kühle Leere in ihm auf.
    Er musste nach draußen. Er brauchte ein Pferd.
    Gamet schritt aus dem Zelt. Eine Wache sprach ihn an, doch er winkte die Frau beiseite und eilte zu den Pferchen.
    Reiten. Hinausreiten. Es ist Zeit.
    Dann zog er den Sattelgurt seines Pferdes an, wartete, bis das Tier ausgeatmet hatte, und zog ihn noch ein Loch enger. Ein kluges Pferd. Aus den Ställen des Hauses Paran, natürlich. Schnell und von fast schon legendärer Ausdauer. Es hatte keine Geduld mit der Unfähigkeit eines Reiters und stellte dessen Anspruch, den Befehl zu haben, stets aufs Neue auf die Probe. Doch das war von einem so edlen Tier auch nicht anders zu erwarten.
    Gamet schwang sich in den Sattel. Es war ein gutes Gefühl, wieder zu reiten. Und dann war er unterwegs, der Boden zog flüsternd unter ihm vorbei, während er dahinritt, die hintere Rampe hinab, um die zerklüftete Insel herum und auf die Senke zu.
    Ein Stück voraus sah er drei Gestalten. Sie standen am Grat, und er fand nichts Merkwürdiges dabei, dass sie hier waren. Sie sind, was kommen wird. Diese drei.
    Nil. Neder. Und Wühler, der Junge.
    Letzterer drehte sich um, als Gamet neben ihnen sein Pferd zügelte. Und nickte. »Die Wickaner und die Malazaner sind an den Flanken, Faust. Doch Euer Angriff wird Euch geradewegs die Hauptrampe der Hundeschlächter hinaufführen.« Er deutete mit der Hand in die entsprechende Richtung.
    Fußsoldaten und Reiterei hatten sich in der Senke versammelt und bewegten sich durch die dichte Düsternis. Gamet konnte das Geklapper von Rüstungen hören, das Trampeln unzähliger Pferdehufe spüren. Er sah Banner und Standarten, die schlaff und in Fetzen herabhingen.
    »Reitet zu ihnen, Faust«, sagte Wühler.
    Und so salutierte er dem Kind und drückte seinem Pferd die Absätze in die Flanken.
    Schwarze und rostrote Rüstungen, Helme mit Visieren und reich verzierten Wangenschützern, kurze Wurfspeere und Drachenschilde, das Stampfen zahlloser Stiefel – er ritt an einer Marschkolonne entlang und warf einen abschätzenden Blick über die Infanterie-Kompanien.
    Dann war er plötzlich von einer Abteilung

Weitere Kostenlose Bücher