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SdG 08 - Kinder des Schattens

SdG 08 - Kinder des Schattens

Titel: SdG 08 - Kinder des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Ericson
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Brys zwar nicht kannte, die er aber verstanden hatte. »Ob ich gekommen bin, um noch einen zu holen? Ich bin nicht hier, um diese Dämonen aus ihren von Zauberei geschaffenen Käfigen zu befreien.«
    Die Erscheinung machte einen Schritt auf ihn zu. »Dämonen? Hier gibt es keine Dämonen. Nur Götter. Vergessene Götter. Du hältst diesen Strang aus Worten für ein Gefängnis?«
    »Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Ich kenne die Worte nicht, die da geschrieben stehen …«
    »Erinnerung ist Macht. Beschwörung ist Macht – wenn ein Gott namenlos wird, stirbt er. Daher hat Mael ihnen dieses Geschenk angeboten, diese Zuflucht. Ohne ihre Namen verschwinden die Götter. Das Verbrechen, das hier begangen wurde, ist unermesslich. Die Auslöschung der Namen, das Binden eines neuen Namens, die Erschaffung eines Sklaven. Unermesslich, Sterblicher. Als Antwort darauf wurde ich erschaffen, um jene zu bewachen, die noch übrig bleiben. Das ist meine Aufgabe.«
    Das Schwert hob sich, und der Krieger kam noch einen weiteren Schritt näher.
    Manche Kämpfer fügten ihren Gegnern unsichtbare Wunden zu, noch ehe die Waffen überhaupt gezogen waren. Sie umgab das Versprechen, den Tod zu bringen, wie ein Halbschatten. Es ließ bluten, schwächte den Willen und die Kraft. Brys hatte schon früher Männern und Frauen gegenübergestanden, die über diese angeborene Gabe verfügt hatten. Und er war ihnen mit … Erheiterung begegnet.
    Der Wächter vor ihm verhieß solch etwas Todbringendes, und zwar mit spürbarer Macht.
    Noch ein schwerer Schritt. Eine Macht, die der des brodelnden Wassers gleichkam. Plötzlich begriff Brys, und er lächelte.
    Der von der heftigen Strömung verursachte Mahlstrom hörte auf. Schlagartig waren seine Geschwindigkeit und seine Behendigkeit wieder da.
    Das riesige Schwert schlug waagerecht zu. Brys machte einen Satz nach hinten, seine Schwertspitze zuckte in einem abgebremsten Stoß gegen das einzige Ziel in seiner Reichweite nach vorne oben.
    Letherii-Stahl glitt zwischen die silbernen Platten des linken Handschuhs und drang tief ein.
    Hinter ihnen barst ein Dolmen, und die Erschütterung pflanzte sich zitternd durch das Grundgestein unter ihren Füßen fort. Der Krieger stolperte und führte dann einen Hieb nach unten. Brys warf sich nach hinten, rollte sich über eine Schulter ab und ging anschließend in die Hocke.
    Das Schwert des Kriegers hatte sich auf einem Viertel seiner Länge in den Basalt gebohrt und steckte fest.
    Brys schoss vorwärts. Er stellte seinen Fuß hinter den Wächter und drückte mit beiden Händen gegen die gepanzerte Brust.
    Der Versuch scheiterte, da der Krieger das im Fels steckende Schwert packte und sich daran festhielt.
    Brys wirbelte herum und hämmerte seinen rechten Ellenbogen gegen das vom Helm geschützte Gesicht. Schmerz explodierte in seinem Arm, während der Kopf zurückgeworfen wurde; der Letherii beugte sich zur Seite herunter und griff mit der Linken nach seinem Langschwert, das den schnell taub werdenden Fingern der rechten Hand zu entgleiten drohte.
    Der Krieger zerrte an seinem eigenen Schwert, doch es rührte sich nicht.
    Brys machte erneut einen Satz vorwärts, trat mit seinem linken Stiefel ziemlich tief – etwa eine Handbreit über dem Knöchel – von der Seite gegen das ihm nähere Bein des Wächters.
    Altes Eisen gab nach, Knochen brachen.
    Der Krieger ging halb zu Boden, hielt sich aber immer noch teilweise aufrecht, indem er sich auf sein Schwert stützte.
    Brys wich schnell wieder ein Stück zurück. »Das reicht. Ich möchte nicht noch mehr Götter töten.«
    Das von Stahl verborgene Gesicht hob sich, um ihn anzusehen. »Ich bin besiegt. Wir haben versagt.«
    Der Letherii musterte den Krieger mehrere Herzschläge lang, dann sagte er: »Das Blut, das aus deinen Händen strömt – stammt es von den hier noch überlebenden Göttern?«
    »Die jetzt weniger geworden sind.«
    »Können sie dich heilen?«
    »Nein. Wir verfügen über nichts mehr.«
    »Warum fließt das Blut überhaupt? Was passiert, wenn keines mehr da ist?«
    »Es ist Macht. Es raubt den Mut – doch gegen dich hat es versagt. Man erwartete, dass das Blut erschlagener Feinde … Es spielt jetzt keine Rolle mehr.«
    »Was ist mit Mael? Könnt ihr von ihm keine Hilfe bekommen?«
    »Er hat uns seit Tausenden von Jahren nicht mehr besucht.«
    Brys runzelte die Stirn. Kuru Qan hatte gesagt, er solle seinen Instinkten folgen. Ihm gefiel nicht, was hier geschehen war. »Ich würde euch gerne

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