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SdG 08 - Kinder des Schattens

SdG 08 - Kinder des Schattens

Titel: SdG 08 - Kinder des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Ericson
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helfen. Daher werde ich dir mein eigenes Blut geben.«
    Der Krieger schwieg eine lange Zeit. »Du weißt nicht, was du da anbietest, Sterblicher«, sagte er schließlich.
    »Nun, ich habe nicht vor zu sterben. Ich habe vor, diese Prüfung zu überleben. Wird es ausreichen?«
    »Das Blut eines sterbenden oder toten Gegners hat Macht. Doch verglichen mit dem Blut eines Sterblichen, der noch lebt, ist diese Macht gering. Ich sage es noch einmal: Du weißt nicht, was du uns da anbietest.«
    »Ich habe noch mehr im Sinn, Wächter. Darf ich näher kommen?«
    »Wir sind hilflos dir gegenüber.«
    »Selbst wenn ich dir helfe, werden wir dein Schwert da nicht mehr herausbekommen. Ich werde dir meins geben. Es ist unzerbrechlich, hat man mir zumindest gesagt. Und ich habe tatsächlich noch nie Letherii-Stahl zerbrechen sehen. Deine zweihändige Waffe ist nur von Nutzen, wenn dein Gegner vor Angst zittert und dadurch müde und schwerfällig wird.«
    »Anscheinend.«
    Brys war erfreut über den trockenen Tonfall des Kriegers. Auch wenn kein Selbstmitleid in seinen Worten mitgeklungen hatte, als er sein Versagen eingestanden hatte, hätte Brys sie lieber überhaupt nicht gehört. Er packte das Langschwert anders und hielt dem Krieger den Griff entgegen. »Hier.«
    »Wenn ich loslasse, werde ich hinfallen.«
    »Eine Hand wird reichen.«
    Der Wächter ließ mit einer Hand los und griff nach dem Langschwert. »Beim Abgrund, es wiegt so gut wie nichts!«
    »Solche Schwerter zu schmieden, ist eine geheime Kunst, die nur meinem Volk bekannt ist. Es wird dich nicht im Stich lassen.«
    »Gehst du mit allen Gegnern, die du besiegt hast, so um?«
    »Nein. Nur mit denjenigen, denen ich eigentlich gar nichts tun wollte.«
    »Sag mir, Sterblicher, giltst du in deiner Welt als guter Schwertkämpfer?«
    »Einigermaßen.« Brys nahm den Lederhandschuh von seiner rechten Hand, zog dann seinen Dolch. »Dieser Arm ist immer noch ziemlich taub …«
    »Das freut mich. Obwohl ich mir wünschte, ich könnte von meinem Gesicht dasselbe sagen.«
    Brys schnitt sich in die Handfläche, schaute zu, wie das Blut aus dem Schnitt quoll und von der Strömung davongerissen wurde. Er presste seine blutende Hand auf die Linke des Kriegers, die noch immer den Griff des feststeckenden Schwerts umklammerte. Er spürte, wie sein Blut zwischen die silbernen Platten gezogen wurde.
    Die Hand des Kriegers drehte sich, um die seine mit einem steinharten Griff zu umfassen. Ein Anspannen der Muskeln, und der Wächter begann sich aufzurichten.
    Brys blickte nach unten und sah, dass das zerschmetterte Bein unter schmerzhaft aussehenden Krämpfen heilte und unter dem Gewicht des großen Kriegers wieder stabil wurde.
    Ein plötzlicher Schwächeanfall überwältigte ihn.
    »Lass meine Hand los«, sagte der Krieger, »sonst wirst du sterben.«
    Brys nickte, zog seine Hand weg und stolperte einen Schritt zurück.
    »Wirst du es überleben?«
    »Ich hoffe es«, keuchte er; in seinem Kopf drehte sich alles. »Und jetzt – bevor ich gehe – sag mir ihre Namen.«
    »Was?«
    »Ich habe ein gutes Gedächtnis, Wächter. Es wird keine weitere Versklavung geben, solange ich am Leben bin. Und über meinen Tod hinaus werde ich sicherstellen, dass diese Namen nicht vergessen werden …«
    »Wir sind sehr alte Götter, Sterblicher. Du riskierst …«
    »Meiner Meinung nach habt ihr es verdient, euren Frieden zu finden. Das nächste Mal werdet ihr bereit sein, wenn die Tiste Edur kommen – diejenigen, die hier waren, um einen eurer Verwandten an sich zu ketten. Mein Leben kann eure Kraft stärken, und es wird hoffentlich ausreichen, damit ihr Widerstand leisten könnt.«
    Der Wächter richtete sich zu seiner vollen Größe auf. »Das wird es, Sterblicher. Dein Opfer wird nicht vergessen werden.«
    »Die Namen! Ich spüre – dass ich verblasse …«
    Worte füllten seinen Verstand, eine dröhnende Sturzflut von Namen, die sich wie Brenneisen in sein Gedächtnis brannten. Er schrie auf, denn der Ansturm war groß – unzählige Schichten aus Kummer, Träumen, Leben und Tod, aus unvorstellbaren Sphären und Zivilisationen, die zu Ruinen zerfielen, und dann zu Staub.
    Geschichten. So viele Geschichten – oh, Abtrünniger …
    »Der Abtrünnige möge uns schützen – was habt Ihr getan«
    Brys stellte fest, dass er auf dem Rücken lag; unter ihm befand sich ein harter, emaillierter Fußboden. Er öffnete blinzelnd die Augen und sah Kuru Qans runzliges Gesicht über sich.
    »Ich konnte Mael

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