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SdG 08 - Kinder des Schattens

SdG 08 - Kinder des Schattens

Titel: SdG 08 - Kinder des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Ericson
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nicht finden«, sagte der Kämpe des Königs. Er fühlte sich unglaublich schwach, war kaum in der Lage, den Arm zu heben und die Hand zum Gesicht zu führen.
    »Ihr habt kaum noch einen Tropfen Blut in Euch, Finadd. Erzählt mir, was geschehen ist – alles.«
    Die Festen lassen mich im Stich … unendlich viele Geschichten … »Ich habe herausgefunden, was die Tiste Edur getan haben, Ceda. Ein uralter Gott, seiner Namen beraubt, wurde an einen neuen gebunden. Er dient jetzt den Edur.«
    Kuru Qans Augen hinter den dicken Linsen verengten sich. »Seiner Namen beraubt. Ist das von Bedeutung? Vielleicht. Kann einer jener Namen gefunden werden? Wird es dabei helfen können, ihn Hannan Mosags Griff zu entreißen?«
    Brys schloss die Augen. Von all den Namen, die er nun mit sich herumtrug – hatte irgendeiner der anderen Götter von der Identität ihres Verwandten gewusst? »Es könnte sein, dass ich ihn habe, Ceda, aber ihn zu finden wird einige Zeit dauern.«
    »Ihr kehrt mit Geheimnissen zurück, Finadd Brys Beddict.«
    »Und kaum einer Hand voll Antworten.«
    Der Ceda lehnte sich zurück. »Ihr braucht Zeit, um Euch wieder zu erholen, mein junger Freund. Etwas zu essen und Wein – und von beidem reichlich. Könnt Ihr aufstehen?«
    »Ich werde es versuchen …«
     
    Der bescheidene Diener Bagg stapfte durch die Dunkelheit von Sherps Letztem Gässchen, das so hieß, weil der arme Sherp hier vor ein paar Jahrzehnten gestorben war. Er war gewissermaßen ein fester Bestandteil dieser Umgebung gewesen, wie Bagg sich erinnerte. Alt war er gewesen, und halb blind, und hatte pausenlos etwas von einem geheimnisvollen gesprungenen Altar vor sich hingemurmelt, der sich im Lehm unter dem Gässchen verbergen sollte.
    Sein zusammengerollter Leichnam war innerhalb eines in den Dreck gekratzten Kreises gefunden worden, inmitten von Abfall und einem halben Dutzend Ratten, denen man den Hals umgedreht hatte. So absonderlich das auch gewesen war, gab es doch nur wenige, die sich etwas daraus machten oder neugierig genug waren, um nach Erklärungen zu suchen. Schließlich starben andauernd Menschen in den Gassen und auf den Straßen.
    Bagg vermisste den alten Sherp, selbst nach all diesen Jahren, aber manche Dinge konnten nicht ungeschehen gemacht werden.
    Er war davon aufgewacht, dass die Schilfmatte geraschelt hatte, die jetzt als Tür zu Tehols bescheidener Behausung diente. Ein dreckiges Kind, das eine dringende Bitte um Hilfe überbrachte. Das kleine Mädchen hastete jetzt ein paar Schritte vor ihm dahin, drehte sich dann und wann um, um sicherzugehen, dass er ihr immer noch folgte.
    Am Ende von Sherps Letztem Gässchen lag eine andere Gasse, die rechtwinklig dazu verlief; zur Linken führte sie hinunter zu einer Doline, die als Ferse des Abtrünnigen bekannt und zu einer Abfallgrube geworden war, zur Rechten endete sie nach fünfzehn Schritt in der Ruine eines Hauses, dessen Dach zum größten Teil eingestürzt war.
    Das Kind führte Bagg zu der Ruine.
    Ein Teil war noch hoch genug, um darin aufrecht stehen zu können, und in diesem Raum lebte jetzt eine Familie. Es waren Nerek: sechs Kinder und eine Großmutter, die aus dem Norden hergewandert waren, nachdem die Eltern der Kinder am Ruhefieber gestorben waren – was an sich schon eine sinnlose Ungerechtigkeit war, denn Ruhefieber konnte jeder Heiler der Letherii mit Leichtigkeit heilen, vorausgesetzt natürlich, man verfügte über das nötige Kleingeld.
    Bagg kannte sie nicht, doch er hatte von ihnen gehört, und offensichtlich hatten sie ihrerseits von den Diensten gehört, die anzubieten er unter gewissen Umständen bereit war – kostenlos.
    Eine kleine Hand reckte sich ihm entgegen und schloss sich um die seine, und das Mädchen führte ihn durch den Eingang in einen Korridor, wo er gezwungen war, unter der durchhängenden Decke durchzukriechen. Drei Schritt weiter und er sah die untere Hälfte der nächsten Tür vor sich und dahinter einen überfüllten Raum.
    In dem es nach Tod roch.
    Gemurmelte Grußworte und gesenkte Köpfe, als Bagg eintrat, den Blick auf die reglose Gestalt gerichtet, die auf einer blutigen Decke in der Mitte des Raums lag. Nachdem er sie einen Moment gemustert hatte, schaute er auf und suchte den Blick des ältesten Kindes, ein Mädchen von vielleicht zehn oder elf – obwohl sie möglicherweise auch älter sein mochte, durch Unterernährung im Wachstum zurückgeblieben oder aber jünger und aus dem gleichen Grund vorzeitig gealtert. Große harte

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