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SdG 08 - Kinder des Schattens

SdG 08 - Kinder des Schattens

Titel: SdG 08 - Kinder des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Ericson
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warum?«
    »Um etwas damit zu machen, was sehr teuer ist«, erwiderte sie. »Na und, dann wird er eben ohne auskommen müssen.«
    »Gerun wird so was von wütend sein«, meinte Harlest und wiegte den Kopf. »Er wird durchdrehen. Er wird anfangen, uns zu jagen, und er wird erst aufgeben, wenn er uns gefunden hat.«
    »Und was dann? Will er uns foltern? Wir spüren keine Schmerzen. Uns umbringen? Wir sind schon tot …«
    »Er wird sich sein Geld zurückholen …«
    »Das kann er nicht, wenn es nicht mehr da ist.«
    Harlest runzelte die Stirn.
    Lächelnd klappte Shurq das Kästchen zu und schob den Riegel wieder vor. »Es ist ja nicht so, als könnten wir beide – du und ich – es irgendwie gebrauchen, nicht wahr? Nein, dies ist genauso wie Gerun den Balkon oder die Treppe runterzuwerfen – nur eben finanziell und nicht körperlich.«
    »Na ja, er ist immerhin mein Bruder.«
    »Der dich umgebracht hat – und es damit noch nicht hat gut sein lassen.«
    »Das stimmt.«
    »So, wir werden über den Balkon rausgehen. Ich habe einen Kameraden, der gleich das nächste Ablenkungsmanöver anfangen wird. Kommst du mit mir, Harlest?«
    »Kann ich wirklich die Fänge bekommen?«
    »Das verspreche ich dir.«
    »In Ordnung. Gehen wir.«
     
    Es war nicht mehr lange bis zur Morgendämmerung, und die Erde dampfte. Kessel saß auf einer buckligen Wurzel und schaute zu, wie ein einzelnes Bein langsam im Mulch verschwand. Der Mann hatte einen Stiefel beim Kampf verloren, und sie sah, wie seine Zehen einen Augenblick bevor sie von der dunklen Erde verschluckt wurden zuckten.
    Er hatte tapfer gekämpft, doch nachdem sein Unterkiefer abgerissen worden war und seine Kehle sich langsam mit Blut gefüllt hatte, hatte es nicht mehr lange gedauert. Kessel leckte sich die Finger.
    Es war gut, dass der Baum immer noch hungrig war.
    Die Bösen hatten angefangen, unter der Erde zu jagen, und sie zerfetzten und zerrissen und töteten alles, was schwach war. Schon bald würde nur noch eine Hand voll übrig sein, doch das würden dann die schlimmsten sein. Und dann würden sie herauskommen.
    Sie freute sich nicht darauf. Und heute Nacht war es besonders schwierig gewesen, in den Straßen ein geeignetes Opfer zu finden – jemanden mit unangenehmen Gedanken, der aus Gründen, die nicht nett waren, irgendwo war, wo er nicht hingehörte.
    Es war tatsächlich schwieriger geworden, wurde ihr klar. Sie lehnte sich zurück und strich sich mit ihren blutbefleckten Fingern durch das verfilzte Haar und fragte sich, wohin all die Verbrecher und Spione wohl verschwunden sein mochten. Es war merkwürdig – und es war beunruhigend.
    Und ihr Freund – derjenige, der unter dem ältesten Baum begraben war – hatte ihr erzählt, dass er gefangen war. Er kam nicht weiter, nicht einmal, wenn sie ihm half. Doch es war mehr Hilfe unterwegs, obwohl er sich nicht sicher war, ob diese Hilfe rechtzeitig eintreffen würde.
    Sie dachte über den Mann nach, der letzte Nacht vorbeigekommen war, um mit ihr zu sprechen. Tehol. Er schien ganz nett zu sein. Sie hoffte, er würde sie wieder einmal besuchen. Vielleicht wüsste er ja, was zu tun war – sie drehte sich auf der Wurzel um und starrte zu dem rechteckigen Turm empor –, ja, vielleicht würde er ja wissen, was zu tun war, nun, da der Turm tot war.

Kapitel Elf
     
    Verblasste Segel wandern über den Horizont
    So weit, weit weg, dass der schreckliche
    Text verblasst
    Der auf die bewährte Leinwand geschrieben ist.
     
    Ich weiß, dass die Worte meine sind
    Dass es meine sind
    Diese Spuren, die die Bestie
    Meiner Anwesenheit hinterlassen hat.
     
    Damals, früher und jetzt, später
    Und in all den Zeiten dazwischen
    Wurden jene fernen Segel
    Von sinnlosen Winden dahingetrieben
     
    Die selbst jetzt, in diesem Moment
    Mein steinhartes Selbst umkreisen
    Und der Sand von Tränen, die ich nie vergossen
    Beißt mir in den Augen.
     
    Verblasste Segel, die schwanken, als würden sie
    Über den gekrümmten Rand der Welt gehoben
    Und ich, ich gehe zugrunde an der Frage
    Ob sie sich nähern oder fliehen
     
    Sich nähern oder fliehen ungebetene Zeiten
    In jenem Bauch, der geschwollen ist
    Von bisher ungehörten Schreien
    Und weit und so weit und weg.
     
    Diese blinde Sehnsucht
    Isbarath (von der Küste)
     
    E
    r fühlte sich zum Ufer hingezogen, als wäre in dem Haufen ungeschriebener Wahrheiten in einer sterblichen Seele eine Erkenntnis darüber zu finden, was es bedeutete, am Rande des Festlands zu stehen und auf das

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