SdG 08 - Kinder des Schattens
sie.
»Das tue ich in diesen Tagen leider auch nicht. Ich bin hier, um Euch einen unbeschränkten Kontrakt meines Herrn zu überbringen.«
»Und wer soll das sein?«
»Kann ich noch nicht sagen. Es geht um Diebstahl, Shurq.«
»Was brauche ich noch an Reichtum?«
»Nun, das dürfte von der Art des Reichtums abhängen, würde ich vermuten.«
Sie trat aus der im Schatten liegenden Nische, in der sie gestanden hatte. »Und was glaubt dein Herr, was ich mir wünsche?«
»Darüber lässt sich verhandeln.«
»Weiß er, dass ich tot bin?«
»Natürlich. Und er lässt Euch sein Bedauern übermitteln.«
»Tatsächlich?«
»Nein, das habe ich mir ausgedacht.«
»Niemand heuert mich mehr an.«
»Aus diesem Grund wusste er, dass Ihr verfügbar sein würdet.«
»Niemand mag meine Gesellschaft.«
»Nun, ein Bad könnte nicht schaden, aber er ist darauf vorbereitet, Euch Zuschüsse zu gewähren.«
»Ich werde mit ihm sprechen.«
»Sehr gut. Er hat Eure Wünsche vorhergesehen. Um Mitternacht.«
»Wo?«
»Ein Dach. Mit einem Bett.«
»Er?«
» Ja.«
»In seinem Bett?«
»Oh … ich bin mir nicht sicher, ob er das im Sinn hatte …«
»Freut mich zu hören. Ich mag ja tot sein, doch ich bin nicht leicht zu haben. Ich werde da sein. Von Mitternacht bis Viertel nach. Nicht länger. Wenn er mich in dieser Zeitspanne überzeugen kann, schön und gut. Wenn nicht – sein Pech.«
»Das sollte mehr als ausreichen, Shurq.«
»Du bist ein Narr, darauf zu vertrauen.«
Bagg lächelte. »Ach, tatsächlich?«
»Wo ist Bagg?«
»Er wird herkommen.« Tehol schritt hinüber zum Sofa und ließ sich darauf nieder, zog die Beine an, bis er sich bequem zurücklehnen konnte. Er beäugte die drei Frauen. »Nun, was ist so wichtig, dass ich riskieren muss, wegen dieses leichtsinnigen Treffens entdeckt zu werden?«
Shand strich sich mit der schwieligen Hand über den kahlen Schädel. »Wir wollen wissen, was Ihr im Schilde führt, Tehol.«
»Genau«, sagte Rissarh.
Hejun hatte die Arme verschränkt, und sie blickte finster drein, als sie hinzufügte: »Wir brauchen keinen Leibwächter.«
»Oh, den habe ich ganz vergessen. Wo ist er?«
»Er hat gesagt, er wollte ein paar Habseligkeiten zusammensuchen«, sagte Shand. »Er müsste eigentlich jeden Augenblick hier auftauchen. Nein, die anderen sind ihm noch nicht begegnet.«
»Ach, deshalb haben sie Zweifel an Eurer Begeisterung.«
»Sie ist dafür bekannt, dass sie übertreibt«, sagte Rissarh.
»Außerdem«, schnappte Hejun, »was hat das alles damit zu tun, dass er ein Leibwächter ist? Es ist mir egal, wie groß sein …«
Die Tür zum Lagerhaus quietschte, und alle wandten den Kopf.
Ublala Pungs rundes Gesicht spähte furchtsam herein; es befand sich knapp unter dem Dachvorsprung.
»Werter Herr!«, rief Tehol. »Bitte, komm herein!«
Das Halbblut zögerte. Der Blick seiner hellen Augen flackerte zwischen Shand, Rissarh und Hejun hin und her. »Da sind … drei …«, sagte er.
»Drei was?«
»Frauen.«
»Ja, in der Tat«, sagte Tehol. »Und …?«
Ublala runzelte die Stirn und schürzte die Lippen; es sah aus, als zöge er einen Flunsch.
»Mach dir keine Sorgen.« Tehol wedelte einladend mit einer Hand. »Ich verspreche dir, dich vor ihnen zu beschützen.«
»Wirklich?«
»Aber ja. Komm herein, Ublala Pung, und sei willkommen.«
Der große Mann stieß die Tür weiter auf und schob sich herein.
Zu Ublalas Habseligkeiten zählten offensichtlich weder eine Hose noch ein Lendenschurz. Er war genauso nackt, wie er es unten am Kanal gewesen war. Nicht, dass irgendeine Art von Kleidung viel von seinen Attributen verborgen hätte, schloss Tehol nach einem Augenblick verzagten Nachdenkens. Nun, da sollte ich mir besser nichts draus machen. »Hast du Hunger? Durst? Entspanne dich, mein Freund. Stell deine Tasche ab … ja, da ist es gut. Setz dich – nein, auf die Bank, nicht auf den Stuhl. Es würde damit enden, dass du ihn tragen würdest, was mir nun, wo ich darüber nachdenke … nein, vermutlich nicht. Ublala, diese Frauen brauchen einen Leibwächter. Ich gehe davon aus, dass du Shands Angebot angenommen hast …«
»Ich dachte, es geht nur um sie.«
»Und ändert das etwas?«
»Es macht es schwieriger.«
»Zugegeben. Aber die meiste Zeit wirst du hier sein …« Tehols Stimme verklang, als ihm endlich klar wurde, dass Shand, Rissarh und Hejun sich seit Ublalas Ankunft weder bewegt noch ein Wort gesagt hatten. Oh … also wirklich …
Nisall war
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