SdG 08 - Kinder des Schattens
Oder ich werde einen Leibwächter für unseren Leibwächter anheuern.«
»Vielleicht hat Ublala ja einen Bruder.«
Tehol winkte Bagg, ihm zu folgen, während er sich zur Tür wandte. »Ich nehme an, Treffen wie dieses sind sinnvoll. Dann und wann.«
»Zweifellos«, erwiderte Bagg.
Sie traten auf die Straße hinaus. Die nächtliche Menge war geschäftig. Im Sommer blieben die Geschäfte lange geöffnet, um aus der Hektik dieser Jahreszeit Vorteil zu ziehen. Hitze sorgte für Ruhelosigkeit, die wiederum für eine gewisse Unersättlichkeit sorgte. Im Hochsommer, wenn die Temperaturen unerträglich wurden, würden alle entkräftet sein – und Schulden haben.
Tehol und Bagg verließen die breite Straße, die dem Kanal gegenüberlag, und schritten durch eine Anzahl von Gassen, wobei sie nach und nach die Geld ausgebende Menge hinter sich ließen und sich schließlich inmitten der Armen wiederfanden. Stimmen riefen aus den Schatten. Zerzauste Kinder folgten den beiden Männern; ein paar von ihnen streckten schmutzige Hände aus, um an Tehols Rock zu zupfen, bevor sie lachend davonrannten. Es dauerte nicht lange, und auch die Kinder waren verschwunden, und der Weg lag wieder leer vor ihnen.
»Ach, die willkommene Ruhe unserer Nachbarschaft«, sagte Tehol, während sie auf ihr Haus zuschritten. »Dieses unbesonnene Losstürmen beunruhigt mich immer wieder. Als ob die Gegenwart kein Ende hätte.«
»Ist dies Euer besinnlicher Augenblick?«, fragte Bagg.
»Er war es. Dankenswerterweise ist er bereits vorbei.«
Sie gingen hinein und Tehol marschierte schnurstracks auf die Leiter zu. »Mach morgen früh ein bisschen sauber.«
»Vergesst nicht, dass Ihr heute Nacht eine Besucherin erwartet.«
»Nicht einfach nur in meinen Träumen?«
Tehol kletterte auf das Dach. Er schloss die Luke, stellte sich hin und betrachtete die Sterne am Himmel, bis sie plötzlich von der Seite her aus der Dunkelheit auftauchte und zu sprechen begann. »Ihr seid spät dran.«
»Nein, das bin ich nicht. Wir hatten Mitternacht vereinbart. Und bis dahin ist es noch ein viertel Glockenschlag.«
»Tatsächlich? Oh.«
»Und – wie ist das Leben, Shurq Elalle? Tut mir Leid, ich konnte einfach nicht widerstehen.«
»Und ich habe nie zuvor eine solche Stichelei gehört. Es ist eine armselige Art zu existieren. Tag für Tag, Nacht für Nacht. Einen Schritt vor den anderen, weiter und immer weiter, ohne ein bestimmtes Ziel.«
»Und tot zu sein, hat das alles verändert?«
»Bringt mich nicht zum Lachen, Tehol Beddict. Ich huste Zeug aus, wenn ich lache. Ihr wollt mir einen Kontrakt anbieten. Damit ich was tue?«
»Nun, eigentlich wollte ich Euch einen Allgemeinen Kontrakt anbieten.«
»Fortdauernde Beschäftigung. Als ich noch am Leben war, habe ich Allgemeine Kontrakte stets abgelehnt. Warum sollte ich das jetzt ändern?«
»Wegen der Sicherheit Eures Arbeitsplatzes natürlich. Ihr seid nicht mehr jung.« Er ging hinüber zu seinem Bett, setzte sich hin und schaute sie an. »In Ordnung. Denkt über die Herausforderungen nach, die ich Euch biete. Ich habe Ziele im Kopf, mit denen sich kein lebender Dieb befassen würde. Tatsächlich könnte nur ein Hohemagier oder jemand, der tot ist, die Schutzzauber überwinden, ohne eine Spur zu hinterlassen. Hohemagiern traue ich nicht, also bleibt nur noch Ihr übrig.«
»Es gibt noch andere.«
»Zwei andere, um es genau zu sagen. Und keiner von beiden ist ein erfahrener Dieb.«
»Woher habt Ihr gewusst, dass es noch zwei andere gibt?«
»Ich weiß vieles, Shurq Elalle. Das eine ist eine Frau, die ihren Mann betrogen hat, der im Gegenzug seine ganzen Ersparnisse für den Fluch gegen sie verbraucht hat. Das andere ist ein Kind, und der Ursprung des Fluchs ist natürlich unbekannt – ein Mädchen, das auf dem Gelände des alten Turms hinter dem Palast haust.«
»Ja. Ich besuche sie gelegentlich. Sie weiß nicht, wer sie verflucht hat. Tatsächlich hat das Kind überhaupt keine Erinnerung an sein Leben.«
»Möglicherweise ein Zusatz zu dem ursprünglichen Fluch«, sinnierte Tehol. »Aber es ist in der Tat merkwürdig.«
»Das ist es. Der Marktpreis für den Fluch belief sich auf eine halbe Spitze. Wieviel würde eine Zauberei kosten, mit der man Erinnerungen stehlen kann?«
»Noch einmal die Hälfte, würde ich annehmen. Das ist eine ganze Menge, wenn man bedenkt, dass es sich um ein zehnjähriges Mädchen handelt. Warum sie nicht einfach umbringen und an einem abgelegenen Ort verscharren oder im
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