SdG 08 - Kinder des Schattens
verhandeln.«
»Es sei denn«, mischte Trull sich ein, der sich an die Worte seines Vaters erinnerte, als er von den Calach-Bänken zurückgekehrt war, »um sie einzuschätzen.«
»Das ist schon vor langer Zeit geschehen«, sagte Forcht. »Die Letherii werden versuchen, mit uns das Gleiche zu machen, was sie mit den Nerek und den Tarthenal gemacht haben. Die meisten von ihnen können in ihren früheren Taten keinen Irrtum oder moralischen Fehler erkennen. Die, die es doch tun, sind entweder nicht fähig oder willens, die Methoden in Zweifel zu ziehen – sondern nur die Durchführung –, und so sind sie dazu verdammt, das Entsetzliche zu wiederholen und das Ergebnis – ganz egal, wie es auch aussehen mag – als nichts anderes als eine weitere Prüfung entschlossen durchgehaltener Prinzipien zu sehen. Und selbst wenn das Blut in Strömen um sie herumfloss, würden sie sich um Details kümmern. Man kann die grundsätzlichen Überzeugungen solcher Leute nicht in Frage stellen, denn sie werden nicht darauf hören.«
»Dann wird es Krieg geben«, flüsterte Trull.
»Es herrscht immer Krieg, Bruder«, erwiderte Forcht. »Glaube, Worte und Schwerter: Die Geschichte hallt von ihrem unausweichlichen Zusammenstoß wider.«
»Davon und vom Bersten der Knochen«, sagte Rhulad mit dem Lächeln eines Mannes, der ein Geheimnis hat.
Ein närrischer Einfall, denn das konnte Tomad beim besten Willen nicht übersehen; er beugte sich vor. »Rhulad Sengar, du sprichst wie ein blinder alter Mann, der einen Sack voller Gespenster mit sich herumschleppt. Ich bin versucht, dich quer über den Tisch zu ziehen und dafür zu sorgen, dass die Häme aus deinem Gesicht verschwindet.«
Trull spürte, wie ihm am ganzen Körper der Schweiß ausbrach. Er sah, wie das Blut aus dem Gesicht seines Bruders wich. Oh, Vater, du fügst ihm eine Wunde zu, die tiefer ist als du dir vorstellen kannst. Er warf einen Seitenblick auf Mayen und war überrascht, etwas Begieriges in ihren Augen zu sehen, eine gewisse Bosheit und kaum verhüllte Freude.
»Ich bin nicht mehr so jung, Vater«, sagte Rhulad krächzend, »und du noch nicht so alt, als dass ich solche Worte einfach übergehen könnte …«
Tomads Faust krachte auf die Tischplatte und brachte Becher und Teller zum Klappern. »Dann sprich wie ein Mann, Rhulad! Erzähle uns all das schreckliche Wissen, das sich um jeden deiner großspurigen Schritte windet und es die ganze letzte Woche lang getan hat! Oder versuchst du nur, mit deinem weibischen Getue zarte Schenkel zu teilen? Bildest du dir ein, du wärst der erste junge Krieger, der im Gleichschritt mit den Frauen gehen will? Gleichklang ist ein armseliger Weg zur Lust, mein Junge …«
Rhulad war aufgesprungen, sein Gesicht wutverzerrt. »Und mit welcher Hexe soll ich nach deinem Willen ins Bett gehen, Vater? Wem bin ich versprochen? Und in wessen Namen? Du hast mich hier in diesem Dorf angeleint, und dann machst du dich über mich lustig, wenn ich an der Leine zerre.« Er starrte die anderen finster an, zuletzt heftete er den Blick auf Trull. »Wenn der Krieg beginnt, wird Hannan Mosag ein Opfer verkünden. Er muss es tun. Eine Kehle wird aufgeschlitzt werden, und ihr Blut wird sich über den Bug des vordersten Schiffs ergießen. Er wird mich wählen, nicht wahr?«
»Rhulad«, sagte Trull, »so etwas habe ich noch nicht gehört …«
»Er wird es tun! Ich werde zu drei Töchtern ins Bett steigen! Zu Sheltatha Lore, Sukul Ankhadu und Menandore!«
Einem der Sklaven rutschte ein Teller aus den Händen und knallte auf die Tischplatte; die Schalentiere, die darauf gelegen hatten, wurden rundherum verstreut. Als der Sklave die Arme ausstreckte, um das Missgeschick wieder in Ordnung zu bringen, zuckte Uruths Hand vor und packte den Letherii an den Handgelenken. Ein heftiger Ruck drehte die Handflächen nach oben.
Die Haut war heruntergerissen, die Hände waren roh, rot, von Rissen durchzogen und glänzten feucht.
»Was ist das, Udinaas?«, wollte Uruth wissen. Sie stand auf und zog ihn dicht zu sich heran.
»Ich bin gestürzt …«, keuchte der Letherii.
»Wie kannst du Blut aus deinen Wunden auf unser Essen tropfen lassen? Hast du den Verstand verloren?«
»Herrin!«, wagte ein anderer Sklave sich einzumischen und schob sich nach vorn. »Ich habe ihn vorhin hereinkommen sehen – da hatte er keine solchen Wunden, das schwöre ich!«
»Er ist derjenige, der gegen den Wyrm gekämpft hat«, rief ein anderer und wich von plötzlichem Entsetzen
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