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SdG 08 - Kinder des Schattens

SdG 08 - Kinder des Schattens

Titel: SdG 08 - Kinder des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Ericson
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der Edur, wie wir es sind, Federhexe. Ich habe einen Verbündeten gefunden …«
    »Und was hat er vor, Udinaas?«
    Er lächelte erneut, doch dieses Mal war sein Lächeln viel düsterer. »Etwas, das ich sehr gut verstehe. Es geht um das Zurückzahlen von Schulden, Federhexe. In voller Höhe.«

 
    Buch Zwei
     

     
    Dem Tage entgegen

 
    Wir werden in der Zeit
    unserer Jugend gepackt
    über die Steine dieser Straße gezerrt
    verbraucht und belastet
    mit euren Wünschen.
    Und unbeschlagene Hufe trappeln zwischen Knochen
    um uns an jeden
    schicksalhaften Angriff auf jene Hügel
    zu erinnern, auf denen ihr
    gefrorene Saat
    in diese tote Erde gesät habt.
    Erde verschlingend
    und zähneknirschend
    klettern wir so allein in den Himmel
    ärgerlich, wie wir sind,
    ein Heben von Gliedern
    und die eisernen Sterne bersten von euren Fersen
    täuschen Dringlichkeit vor
    die uns vor eurem wilden Biss warnt.
     
    Schlachtrosse (Söhne an Vater)
    Fisher kel Tath

Kapitel Sechs
     
    Der Abtrünnige verbiegt das Schicksal,
    wie eine unsichtbare Rüstung
    die gehoben wird, um die Klinge abzustumpfen
    auf einem Feld, auf dem plötzlich
    eine Schlacht tobt, und die Menge
    drängelt wild mit ausgestochenen Augen
    in der Verlegenheit dieser Ereignisse
    Wo dunkle Narren auf Fliesen tanzen
    Und der Zufall auf einem Speer
    Mit roter Bronze reitet
    Um Welten wie Schädel
    aufeinander zu spucken
    Bis die Meere niederströmen
    Um metallumhüllte Hände zu trüben
    Das ist also der Abtrünnige
    Der jedes Schicksal
    Unbeirrbar
    Auf die Brust der Menschen führt.
     
    Das Werfen der Fliesen
    Ceda Ankaran Qan
    (im Jahre 1059 von Brands Schlaf)
     
    D
    er Tarancede-Turm erhob sich auf der südlichen Seite des Hafens von Trate. Er war aus reinem Basalt geschlagen, und wie er sich da – einem krummen Arm gleich – von einer künstlichen Insel aus zerklüfteten Felsen sieben Stockwerke in die Höhe reckte, mangelte es ihm an jeglicher Eleganz oder Schönheit. Von allen Seiten hämmerten die Wellen auf ihn ein, schleuderten Gischt in die Luft. Es gab keine Fenster, keine Türen, doch das oberste Stockwerk war mit einer Reihe von glänzenden Platten aus Obsidian umgeben, jeder davon so groß wie ein Mann und fast genauso breit.
    Neun ähnliche Türme erhoben sich in den Grenzlanden, doch der Tarancede war der einzige, der über den rauen Meeren des Nordens stand.
    Hoch über einem Hafen, der bereits vom Ende des Tages verschluckt worden war, verlieh das Sonnenlicht den Obsidian-Platten einen fahlen Schimmer. Ein Dutzend Fischerboote schaukelte im kabbeligen Wasser jenseits der Bucht, kreuzte vor den Untiefen im Süden. Sie befanden sich ein gutes Stück abseits der normalen Schifffahrtsrouten und schenkten den drei Schiffen, die mit voll geblähten Segeln und von unzähligen kreischenden Möwen umschwärmt im Norden auftauchten und auf den Hafen zusegelten, vermutlich keine Beachtung.
    Die Schiffe kamen näher, und vom Hauptpier legte der Leichter eines Lotsen ab, um ihnen entgegenzufahren.
    Die drei Ernteschiffe spiegelten sich in den Obsidian-Platten des Turms, glitten in eigenartigen Rucken von einer zur nächsten, und die Möwen um sie herum wirkten wie schmierige weiße Streifen.
    Plötzlich wurden die Ruder des Leichters kräftig durchgezogen, so dass das Boot abdrehte.
    Schemenhafte Gestalten schwärmten in die Takelage des vorderen Schiffs aus. Der stetige Wind, der die Segel gebläht hatte, erstarb so plötzlich wie ein Atemzug, und die Leinwand hing schlaff herab. Die Gestalten, die über das Deck huschten – und nur entfernt menschenähnlich waren –, schienen davonzutreiben wie schwarze Banner im düsterer werdenden Zwielicht. Unter schrillem Geschrei wichen ihnen die Möwen aus.
    Vom Leichter war eine Alarmglocke zu hören. Nicht gleichmäßig. Unharmonisch. Eine Kakophonie der Panik.
     
    Kein Seemann, der jemals gelebt hatte oder jemals leben würde, unterschätzte die hungrigen Tiefen des Meeres. Uralte Geister glitten fernab vom Sonnenlicht auf den Strömungen aus Dunkelheit dahin, wühlten den Schlamm auf, der unter endlosen Schichten gleichgültigen Schweigens die Vergangenheit schluckte. Ihre Macht war gewaltig, ihr Appetit unstillbar. Alles, was von der erleuchteten Welt über ihnen herabkam, sank in ihre Umarmung.
    Die Oberfläche der Meere war flüchtig, wie jeder Seemann wusste. Wunderliche kurzlebige Entwürfe auf einer sich unablässig verändernden Schiefertafel, wobei die Lebewesen nichts als Funken waren, die nur

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