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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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unseren Zellen auf den Inseln rekrutieren –«
    »Wartet!«, sagte Tehol. »Ich bin nicht daran interessiert, Kolanse zu erobern.«
    »Ihr gehört wohl zu diesen Leuten, die ständig ihre Meinung ändern«, sagte Onyx. Sie lehnte sich zurück, und mit einem Quieken fiel eine Ratte aus ihrem Haarschopf und plumpste hinter ihr zu Boden. »Mit solchen Leuten kann ich nicht arbeiten.«
    »Ich habe meine Meinung nicht geändert. Und ich habe auch gar nicht angefangen mit dieser Kolanse-Geschichte. Tatsächlich hat Meisterfänger Ormly –«
    »Nun, er kann sich auch nie entscheiden. Ihr beide seid wie füreinander geschaffen.«
    Tehol drehte sich zu Bagg um. »Ich bin nicht unentschlossen, oder? Sag es ihnen, Bagg. Wann hast du mich je unentschlossen erlebt?«
    Bagg runzelte die Stirn.
    »Bagg!«
    »Ich denke nach!«
    Glistens Stimme kam hinter einem besonders großen Haufen Ratten hervor. »Ich sehe nicht, wo das alles hinführen soll.«
    »Das kann ich gut verstehen«, sagte Tehol ruhig.
    »Beschreibt uns den Kontrakt, den Ihr uns anbieten wollt«, verlangte Ormly »Aber lasst Euch gesagt sein, wir übernehmen keine privaten Aufträge.«
    »Was soll das bedeuten?«
    »Ich werde meinen Atem nicht darauf verschwenden, es zu erklären … es sei denn, es erweist sich noch als wichtig. Ist es das?«
    »Ich weiß nicht. Woher sollte ich es auch wissen?«
    »Nun, das ist genau das, worauf ich hinauswollte. Und was ist jetzt mit dem Kontrakt?«
    »In Ordnung«, sagte Tehol. »Aber seid gewarnt, es ist kompliziert.«
    »Das, was ich da höre, gefällt mir gar nicht.« Das war wieder Glistens klägliche Stimme.
    Tehol versuchte sie hinter den Ratten auszumachen, gab den Versuch jedoch schnell wieder auf. Der Berg aus Ratten auf der Tischplatte vor ihr wogte und schwankte. »Ihr überrascht mich, Glisten«, sagte er. »Es kommt mir vor, als blühe die Rattenfängergilde geradezu auf und gedeihe erst richtig, wenn es um komplizierte Dinge geht. Schließlich macht ihr ja noch sehr viel mehr als Ratten … äh … sammeln, oder? Tatsächlich übt ihr als grundlegende Tätigkeit die einer inoffiziellen Gilde von Assassinen aus – inoffiziell deshalb, weil diese Art von Aktivität natürlich geächtet ist und nebenbei bemerkt auch unerfreulich. Außerdem seid ihr auch ein bisschen so etwas wie eine Diebesgilde, obwohl ihr von den etwas aufgeschlosseneren Dieben noch nicht völlig akzeptiert werdet. Ihr widmet euch zudem einer ungewöhnlich edlen Aufgabe, indem ihr inoffiziell verarmten Flüchtlingen aus den assimilierten Stämmen auf geheimen Wegen zur Flucht verhelft. Und dann gibt es da noch –«
    »Halt«, kreischte Onyx und fuhr dann in einem etwas weniger schrillen Tonfall fort: »Bubyrd, hol unsere Oberste Untersuchungsbeamtin. Beim Abtrünnigen, wenn es jemanden gibt, der unbedingt untersucht werden muss, dann ist das Tehol Beddict.«
    Tehol zog die Brauen hoch. »Wird das wehtun?«
    Onyx grinste gehässig und flüsterte: »Bezähmt Eure Ungeduld, Tehol Beddict. Auf diese Frage werdet Ihr noch früh genug eine Antwort erhalten.«
    »Ist es denn weise, einem möglichen Auftraggeber zu drohen?«
    »Warum sollte es das nicht sein?«, erwiderte Onyx.
    »Ihr wisst beunruhigend viel über unsere Tätigkeiten«, sagte Ormly »Das gefällt uns nicht.«
    »Ich versichere euch, dass ich euren Unternehmungen nichts als Wohlwollen entgegenbringe. Tatsächlich biete ich der Gilde nur deshalb einen Kontrakt an, weil ich über das gesamte Ausmaß eurer Aktivitäten Bescheid weiß. Ich könnte euch dieses Angebot doch gar nicht machen, wenn ich kein Vorwissen hätte, oder?«
    »Woher sollen wir das wissen?«, fragte Ormly. »Wir müssen es erst noch hören.«
    »Dazu komme ich gleich.«
    Die Tür hinter ihnen öffnete sich, und herein kam eine Frau, die aller Wahrscheinlichkeit nach die Oberste Untersuchungsbeamtin war. Mit vorsichtigen Schritten ging sie an Tehol und Bagg vorbei, durchquerte den Raum und bezog ganz rechts am Tisch Position, indem sie sich mit verschränkten Armen gegen die Wand lehnte.
    Onyx ergriff wieder das Wort. »Oberste Untersuchungsbeamtin Rucket, in diesem Raum befindet sich ein höchst gefährlicher Passivposten.«
    Die Frau – groß und geschmeidig, mit kurz geschnittenen rötlichen Haaren – war in helles Leder im Stil der südlichen Nerek-Stämme gekleidet, als wäre sie gerade erst aus den Steppen gekommen. Obwohl die nächste Steppe natürlich dreihundert oder mehr Meilen im Osten lag. Sie schien

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