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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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hat nach Waffen gefragt. Zwei Schwertern. Ich bin geneigt, ihm seinen Wunsch zu erfüllen.«
    Der Ceda nickte langsam. »Einverstanden. Zweifellos habt Ihr gedacht, Ihr würdet in der Rüstkammer etwas Geeignetes finden. Aber für ein solches Wesen reicht eine normale Waffe nicht aus, nicht einmal, wenn sie aus Letheriistahl ist. Nein, wir müssen in meine private Schatzkammer gehen.«
    »Ich wusste gar nicht, dass Ihr so etwas habt.«
    »Natürlich nicht. Nun, einen Augenblick.« Kuru Qan stand auf und ging wieder zu dem Topf. Er benutzte eine lange Zange, um den Krebs herauszufischen, dessen Panzer nun hellrot war. »Oh, perfekt. Natürlich muss er erst noch ein bisschen abkühlen. So, und jetzt folgt mir.«
     
    Brys hatte geglaubt, er würde buchstäblich jeden Winkel des alten Palasts kennen, doch die unterirdischen Räume, durch die ihn der Ceda nun führte, waren ihm vollkommen fremd – und das, obwohl sie auf ihrem Weg keine einzige Geheimtür passierten. Der inneren Landkarte des Finadd zufolge mussten sie sich jetzt unter dem Fluss befinden.
    Sie betraten ein Zimmer mit niedriger Decke, an dessen Wände Gestelle aufgereiht standen, auf denen Hunderte von Waffen lagen. Brys hatte unterwegs eine Laterne mitgenommen, die er jetzt an einen Balken – oder genauer, an den daran befestigten Haken – hängte. Er ging zu einem Gestell, auf dem Unmengen von Schwertern lagen. »Warum besitzt Ihr eine Privatsammlung, Ceda?«
    »Das meiste sind Raritäten. Ein paar sind auch sehr alt. Mich faszinieren Schmiedetechniken, vor allem solche, die von fremden Völkern benutzt werden. Außerdem ist in diese Waffen Magie eingearbeitet.«
    »In alle?« Brys nahm eine Waffe von ihrem Haken, die der Beschreibung sehr nahe kam, die ihm Kessel übermittelt hatte.
    »Ja. Nein, legt die da wieder hin, Finadd. Sie ist verflucht.«
    Brys legte das Schwert zurück an seinen Platz.
    »Genau gesehen«, fuhr Kuru Qan mit besorgter Stimme fort, »sind sie alle verflucht. Nun, das könnte sich als Problem erweisen.«
    »Vielleicht sollte ich doch in die offizielle Rüstkammer gehen –«
    »Geduld, Finadd. Es ist das Wesen des Fluchs an sich, das uns möglicherweise erlaubt, eine vernünftige Lösung zu finden. Zwei Schwerter, habt Ihr gesagt?«
    »Warum sollten Zauberer eine Waffe verfluchen?«
    »Oh, meistens liegt das gar nicht in ihrer Absicht. Oft hat es einfach etwas mit Unfähigkeit zu tun. In vielen Fällen weigert sich die eingelagerte Magie, wie geplant zu wirken. Das Eisen widersetzt sich der Bürde, und je besser die Schmiedetechnik, desto widerstandsfähiger ist die Waffe. Zauberei gedeiht auf Fehlern, seien sie strukturell im physischen oder metaphorisch im thematischen Sinn. Oh, ich sehe, Ihr lasst Euren Blick schweifen, F’inadd. Ist auch nicht wichtig. Gehen wir mal die ganz alten Sachen durch, ja?«
    Der Ceda führte ihn an die Rückwand des Raums, und Brys erblickte sofort eine perfekte Waffe mit langer, schmaler Klinge, beidseitig geschliffen, mit einer Spitze und einem unauffälligen Heft. »Letheriistahl«, sagte er, während er nach ihr griff.
    »Ja. Blaufassonstahl, die früheste Technik – wie Ihr genau wisst –, in der Letheriistahl geschmiedet wurde. In mancherlei Hinsicht bringt die Blaufassontechnik besseren Stahl hervor als unsere jetzigen Methoden. Die Nachteile liegen in anderen Bereichen.«
    Brys prüfte das Gewicht der Waffe. »Der Knauf müsste ersetzt werden, aber ansonsten …« Er blickte auf. »Aber sie ist verflucht?«
    »Nur insofern, als alle Waffen aus Blaufassonstahl verflucht sind. Wie Ihr wisst, besteht der Kern der Klinge aus verdrehten Drähten, die jeweils aus fünf Zöpfen mit sechzig Fäden bestehen. Mit diesem Kern werden fünf Barren verschmolzen, um der Klinge die entsprechende Breite und die Schneide zu verleihen. Blaufassonstahl ist sehr elastisch, so gut wie unzerbrechlich, und hat nur einen Nachteil. Finadd, berührt mit der Klinge irgendeine andere Waffe hier. Aber bitte leicht. Nur zu.«
    Brys tat, wie ihm geheißen, und ein merkwürdiges Geräusch hallte von dem Blaufassonschwert wider. Ein nicht enden wollender Schrei.
    »Der Ton ist einzigartig und hängt davon ab, an welcher Stelle der Klinge der Zusammenprall stattfindet, obwohl er schließlich höher oder tiefer werden wird, bis er der Stimme des Kerns entspricht. Der Effekt steigert sich und dauert an.«
    »Es klingt wie eine sterbende Ziege.«
    »Am unteren Ende der Klinge, kurz vor dem Heft, ist ein Name eingraviert,

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