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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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nicht bewegt, ein Königreich, das dem Gott des Staubs dient – du kannst die Tempel in den krummen Gässchen finden, in den Spalten zwischen den Pflastersteinen.
    Und ihr werdet keine süßere Welt als diese finden, meine Freunde, in der Ehre und Treue und Freiheit Ideen sind, die allesamt eingeebnet sind, Schichten so dünn wie Hass, Missgunst und Verrat. Jede Idee ist anfällig gegen eine schäbige Brise, wird von ihr aufgewühlt und zusammengeweht. Eine Welt ohne die Forderung, den verwirrten Schleier heiliger Teilnahmslosigkeit herauszufordern.
    Der Gott des Staubs erhebt sich -
    Ein Dutzend Wölfe voraus, die direkt auf ihn zukamen.
    Anscheinend gab es eine kleine Verspätung.
    Udinaas bleckte die Zähne.
     
    »Wie machst du das?«, fragte Bagg.
    Der Abtrünnige warf ihm einen Blick zu. »Das mit den Wölfen?«
    »Sie sind überall, nur nicht hier, und sie müssten eigentlich schon längst hier sein.«
    Der Gott zuckte die Schultern. »Ich stupse sie weg. Es ist nicht so schwierig, wie ich befürchtet hatte, obwohl ihr Anführer viel zu schlau ist – er ist viel schwerer zu täuschen. Außerdem stoßen die Tiere immer wieder auf andere … Gegner.«
    »Was für Gegner?«
    »Andere.«
    Die Schreie aus dem Tempel erstarben. Stille. Keinerlei Bewegung in der dunklen Türöffnung. Ein halbes Dutzend Herzschläge, dann Stimmengemurmel und Flüche.
    Corlo, der Magier, tauchte auf; er kam rücklings heraus und zog einen schlaffen Körper hinter sich her, einen Körper, der eine doppelte Blutspur zurückließ.
    Besorgt trat Bagg vor. »Ist sie am Leben?«
    Corlo, der selbst voller blauer Flecken und Schnittwunden war, warf dem Diener einen etwas wilden Blick zu. »Nein, verdammt.«
    »Das tut mir Leid«, murmelte der Abtrünnige.
    Weitere Gardisten tauchten in der Türöffnung auf. Alle waren sie verwundet, einer von ihnen schwer – sein Arm war aus der Schulter gerissen und baumelte nur noch an ein paar hellrosa Sehnen. Seine Augen waren glasig vom Schock.
    Corlo starrte Turudal Brizad düster an. »Könnt Ihr irgendwie heilen? Bevor der Rest von uns verblutet –«
    Eisenhart trat aus dem zerstörten Tempel, schob sein Schwert in die Scheide. Er war voller Blut, doch es war nicht sein eigenes. Sein Gesichtsausdruck war beunruhigend düster. »Wir haben Wölfe erwartet, verdammt«, sagte er leise knurrend und starrte den Abtrünnigen an, der zu den Soldaten getreten war und sich um den am schwersten Verletzten kümmerte. Er hatte ihm die Hände aufgelegt, und neues Fleisch wuchs, das den Arm wieder mit der Schulter verband, während das Gesicht des Soldaten sich vor Schmerz verzerrte.
    Turudal Brizad zuckte die Schultern. »Es war wenig Zeit, Euch genauer zu erklären, gegen was Ihr würdet kämpfen müssen, Bekenner. Falls Ihr das vergessen haben solltet.«
    »Verdammte Katzen«, sagte Eisenhart.
    »Echsenkatzen, meint Ihr wohl«, sagte einer der Gardisten und spuckte blutig aus. »Manchmal glaube ich, die Natur ist wahnsinnig.«
    »Da hast du Recht, Halbeck«, sagte Corlo, während er sich bückte und der Toten zu seinen Füßen die Augen schloss.
    Plötzlich bewegte sich Eisenhart – schoss so schnell, dass seine Bewegungen verschwammen, mit erhobenen Händen am Abtrünnigen vorbei -
    - als ein großer weißer Wolf auf schlitternden Klauen aus der Mündung eines Gässchens geschossen kam und mit tief gesenktem Kopf einen Satz auf Turudal Brizad zu machte, der sich gerade erst umdrehte.
    Der Bekenner erwischte ihn mitten im Sprung, seine linke Hand packte das linke Bein knapp unterhalb der Schulter, während seine Rechte sich um die Kehle des Tiers schloss. Er hob den Wolf hoch in die Luft, wirbelte ihn herum und schmetterte ihn mit dem Kopf voran auf die Straße. Zerschmetterte ihm die Schnauze, den Schädel und die Schultern. Mit krampfartig zuckenden Beinen drehte der Wechselgänger sich auf den Rücken, erbrach gelbliche Galle und urinierte in hohem Bogen, als er starb. Einen Augenblick später hörten die Beine auf zu zucken, obwohl der Urin noch immer floss, der Bogen flacher wurde und dann erstarb.
    Eisenhart trat zurück.
    Halbeck lachte plötzlich laut auf. »Er hat dich angepisst!«
    »Sei still«, sagte Eisenhart, während er auf seine nassen Beine hinabblickte. »Hol mich der Vermummte, das stinkt.«
    »Wir sollten zum Schiff zurückkehren«, sagte Corlo. »Hier sind überall Wölfe, und ich glaube nicht, dass ich sie noch lange von hier fern halten kann.«
    »Aber ich kann es«, sagte Turudal

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