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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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tun, doch die ungeheuerlichen Behauptungen des Mannes hatten Moroch nicht wirklich überzeugt. Geschichten von Göttern und all so was, die von einem geschminkten Galan erzählt wurden – nun, das würde bis zu einem anderen Tag warten müssen, in einem anderen Leben. Sollte der affige Liebhaber der verschollenen Königin und des verhassten Kanzlers seine Kämpfe doch selbst austragen. Moroch wollte mit den Tiste Edur die Klinge kreuzen.
    Wenn sie ihn denn ließen. Wesentlich wahrscheinlicher war ein erbärmlicher Tod unter einer Woge aus Zauberei.
    Einer seiner Soldaten gab ein Grunzen von sich.
    Moroch nickte, denn er sah ebenfalls, wie sich die ersten Edur auf der Hauptstraße näherten. »Haltet den Schildwall«, knurrte er und trat fünf Schritte vor. »Es ist nur eine kleine Kompanie  – lasst uns ihre Seelen in die Pissegrube des Abtrünnigen schicken.«
    Seine dreisten Worte wurden von seinen Soldaten mit Rufen beantwortet; ihre Stimmen klangen hässlich vor Blutdurst. Schwerter hämmerten auf Schildränder.
    Moroch lächelte. Sie haben uns gesehen. »Schaut sie euch an, Kameraden – seht, wie sie zögern.«
    Die Soldaten stießen herausfordernde Schreie aus.
    Die Tiste Edur marschierten weiter. An ihrer Spitze ein Krieger, der in Gold gehüllt war.
    Den Moroch schon zuvor gesehen hatte. »Hol mich der Abtrünnige«, flüsterte er, wirbelte herum. »Der Imperator! Der mit dem Gold!« Und dann drehte er sich wieder um und machte vier weitere Schritte, bis zum äußersten Rand der Brücke. Dort hob er sein Schwert. »Rhulad von den Edur!«, rief er. »Komm und tritt gegen mich an, du verdammte Missgeburt! Komm her und stirb!«
     
    Bagg zeigte die Straße hinunter. »Seht Ihr den Mann da? Das ist Turudal Brizad. Das ist derjenige, dem Ihr diesen Gefallen tut. Wenn er sich nicht dankbar erweisen sollte, lasst ihn ruhig was hören. Ich muss jetzt weg, aber ich werde bald wieder da sein –«
    Ein Heulen, das von Norden und Westen heranwehte, erfüllte plötzlich die Luft.
    »Oh verdammt«, sagte Bagg. »Ihr solltet lieber machen, dass Ihr loskommt. Und ich sollte lieber auch hier bleiben«, fügte er hinzu und setzte sich in Richtung auf den Abtrünnigen in Bewegung.
    »Corlo«, bellte Eisenhart, während sie dem Diener folgten.
    »Oh, es ist alles ziemlich vernebelt, Bekenner. Ich kann ansonsten nichts hören.«
    Eisenhart nickte. »Macht die Waffen bereit. Wir werden hier keine Zeit vergeuden. Wie viele sind da drin, Corlo?«
    »Sechs – ihre Lieblingszahl.«
    »Dann los.«
    Bagg war vorausgeeilt und noch fünfzehn Schritt von Turudal Brizad entfernt, der sich zu ihm umgedreht hatte, als der Bekenner und sein Trupp immer schneller werdend an ihm vorbeistapften.
    Als sie den Abtrünnigen fast erreicht hatten, deutete der Gott mit hochgezogenen Brauen auf den Eingang des halb verfallenen Tempels.
    Die Mitglieder der Karmesingarde änderten ihren Kurs, rannten wild an Turudal Brizad vorbei.
    Bagg hörte, wie Eisenhart so etwas wie »Freut-mich-Euch-kennen-zu-lernen-bis-später« zu dem Gott sagte, und dann waren der Bekenner und seine Soldaten an ihm vorbei. Rannten genau auf den dunklen Eingang zu und stürmten ins Innere des Tempels.
    Tierische Schreie, menschliche Rufe, das taub machende Donnern von Zauberei -
     
    »Er gehört mir!«, sagte Rhulad zähnefletschend, hob sein Schwert und schritt auf den einsamen Letherii-Schwertkämpfer an diesem Ende der Brücke zu.
    »Imperator!«, rief Hannan Mosag. »Überlass das meinen K’risnan –«
    Rhulad wirbelte herum. »Nein!«, kreischte er. »Wir werden kämpfen! Wir sind Krieger! Diese Letherii verdienen es, ehrenvoll zu sterben! Wir wollen nichts mehr von dir hören!« Der Imperator drehte sich wieder um. »Dieser tapfere Schwertkämpfer – ich will ihn!«
    Forcht, der neben Trull stand, murmelte: »Er will von ihm getötet werden. Ich erkenne den Letherii. Er war bei der Delegation.«
    Trull nickte. Der Finadd, ein Hauptmann der Letherii und Leibwächter von Prinz Quillas – doch er konnte sich nicht an den Namen des Mannes erinnern.
    Es war offensichtlich, dass Rhulad ihn nicht erkannt hatte.
    Das gefleckte Schwert bereit, schritt der Imperator auf den Letherii zu.
     
    Moroch Nevath lächelte. Rhulad Sengar, der gestorben war – nur, um zurückzukehren. Wenn die Gerüchte stimmten, war er in Trate noch einmal gestorben. Aber dieses Mal werde ich dafür sorgen, dass er tot bleibt. Ich werde ihn in Stücke schneiden. Er wartete, beobachtete den

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