Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
ein bisschen weiter.
    Er streckte sich – und plötzlich weitete sich der Raum, glückselig weit und hoch, nach allen Seiten. Das Wasser war von willkommener Wärme.
    Ein Sturm aus seit langem ruhigen Schlammlöchern, die aufgewirbelt wurden und ihm die Sicht nahmen, die Schatten toter Dinge, die vor seinen zahllosen Augen herumtrudelten.
    Das Herz, die gewaltige Höhle unter dem See, die wahre Seele der Stadt – die Macht -
     
    Und Brys hörte Kuru Qan sprechen.
    »Jetzt, Freund Bagg.«
     
    Dreißig Schritt vor dem überwucherten Hof des Azath-Turms kam Bagg schlitternd zum Stehen. Er legte den Kopf leicht schräg und lächelte dann.
    Voraus wurde Eisenhart langsamer und drehte sich schließlich um. »Was ist?«
    »Sucht das Mädchen«, sagte der Diener. »Ich werde mich zu Euch gesellen, sobald ich kann.«
    »Bagg?«
    »Gleich, Bekenner. Ich muss nur vorher noch etwas anderes erledigen.«
    Der Mann aus der Karmesingarde zögerte kurz, dann nickte er und drehte sich wieder um.
    Bagg schloss die Augen . Jaghut-Hexe, höre mich. Erinnerst du dich an den Gefallen, den ich dir beim Steinbruch getan habe? Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um sich dafür … erkenntlich zu zeigen.
    Sie antwortete in seinem Geist, anfangs aus weiter Ferne, kam allerdings rasch näher. »Ich höre dich, kleiner Mann. Ich weiß, was du willst. Ach, du bist ja wirklich ein ganz Schlauer …« Oh, dieses Mal war das nicht allein meine Idee.
     
    Der Dämon dehnte sich aus, um die Höhle auszufüllen. Das Herz war überall, die Macht strömte in ihn hinein, belebte sein Fleisch. Die Ketten des Gebundenseins schmolzen dahin.
    Jetzt musste er nur noch zugreifen und festhalten.
    Die Stärke von tausend Göttern wartete auf ihn.
    Er griff zu.
    Zahllose greifende, zupackende Hände.
    Die … nichts fanden.
     
    Und dann die Stimme eines Sterblichen -
    Der Ceda stieß drei weitere Worte aus, klar und deutlich. »Hab ich dich.«
     
    Eine Lüge! Eine Illusion! Eine Täuschung! Der Dämon tobte, drehte sich in einem Wirbel aus braunem Schlamm, suchte den Weg nach draußen – und stellte fest, dass die Tunnelmündung verschlossen war. Eine glatte Oberfläche, grimmig kalt, so kalt, dass es brannte – der Dämon wich zurück.
    Dann also der See über ihm. Aufwärts – schnell, immer schneller –
     
    Ursto Specksteiß und seine gelegentliche Bettgefährtin Pinosel waren beide betrunken, während sie auf den Untergang von Letheras warteten. Sie hatten gesungen und das Ende ihrer Schulden gefeiert und dabei inmitten nervöser Ratten und mit den Köpfen ruckender Möwen lang ausgestreckt auf dem Weg gelegen, der den Trübsee umgab.
    Als der Wein zur Neige ging, fingen sie an, sich zu streiten.
    Es hatte ganz harmlos begonnen – Pinosel hatte laut geseufzt und gesagt: »Und jetzt kannst du mich heiraten.«
    Es dauerte ein bisschen, bis ihre Worte bei ihm angekommen waren – doch dann starrte er sie aus trüben Augen ungläubig an. »Dich heiraten? Wasis’ mit dem, wie’s jez’ is’, nich’ in Ordnung, mein Ki’schtö’tchen?«
    »Was damit nicht in Ordnung ist? Ich will angesehen sein, du fetter, flohstichiger Esel. Das habe ich mir verdient. Angesehen sein. Du heiratest mich, Ursto Specksteiß, jetzt, wo die Edurianer uns unterworfen haben. Heirate mich!«
    »In Ordnung. Ich werde dich heiraten.«
    »Wann?«, wollte sie wissen, denn sie ahnte das Schlupfloch, das er für sich entdeckt hatte.
    »Wann … wann …« Ha! Er hatte sich die Antwort -
    Und in genau diesem Augenblick verblasste das stinkende grüne Wasser des Trübsees, das sich vor ihnen erstreckte wie eine geschwollene Ebene aus Wasserpflanzendünger, zu einem schmutzigen Weiß. Und Wolken begannen von der jetzt gefrorenen Wasseroberfläche aufzusteigen.
    Eine eisige Brise strich über Ursto Specksteiß und Pinosel hinweg.
    Von irgendwoher unter der gefrorenen Eisdecke war ein dumpfer Laut zu hören, doch es zeigte sich kein einziger Riss in der glatten Fläche.
    Ursto Specksteiß starrte ungläubig auf das Bild, das sich ihm bot. Er machte den Mund auf – und schloss ihn wieder.
    Und dann sackten seine Schultern herab. »Heute, meine Liebe. Ich werde dich heute noch heiraten …«

Kapitel Vierzehn
     
    Als die Götter des Staubs jung waren
    Schwammen sie in Blut.
     
    Weißvors Traum über den Tag der Siebten Schließung
    Fieberhexe
     
    S
    hurq Elalle ging den Tunnel entlang, der zum Eingang der Gruft führte. Ihre Gedanken waren bei Gerun Eberict; ihre Sorge galt Tehol

Weitere Kostenlose Bücher