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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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habt, Freisprecherin …« – spürte dabei seine eigene Ungläubigkeit angesichts der Absurdität seiner Worte, der Seichtheit seiner Begründung – »… daher werde ich Euch meine geben …« Und er streckte ihr das in der Scheide steckende Schwert entgegen.
    Auf der Schwelle ihres Hauses.
    Forcht drehte sich um und musterte ihn, doch Trull konnte den Blick nicht von ihr abwenden, nicht einmal, um die Erkenntnis zu sehen, die sich jetzt zweifellos auf den Gesichtszügen seines Bruders abzeichnen musste. Obwohl Seren Pedac eine Letherii war, verstand sie ganz offensichtlich die Geste; ihr Blick war einen Moment lang verwirrt und klärte sich dann. »Nichts weiter, nehme ich an. Eine Waffe, die ich benutzen kann.«
    Nein. »Ja … Freisprecherin. Eine Waffe …«
    Sie nahm das Schwert an, aber die Geste war jetzt bedeutungslos.
    Trull bemerkte, dass er einen Schritt zurückmachte. »Ich muss jetzt gehen. Ich werde Rhulad sagen, dass ich dich unten an den Docks gesehen habe, Forcht.«
    »Du kannst ihn nicht retten, Bruder«, sagte Forcht.
    »Ich muss es wenigstens versuchen. Viel Glück, Forcht.«
    Und dann ging er davon. Es war am besten so, dachte er, während ihm plötzlich die Tränen übers Gesicht rannen. Sie würden wahrscheinlich niemals zurückkehren. Und sie hätte das Schwert auch niemals angenommen. Deshalb hatte sie ihn gefragt, bevor sie danach gegriffen hatte. Eine Waffe, die sie benutzen konnte. Nichts weiter.
    Er war ein Narr. Ein Augenblick großer Schwäche, eine Liebe, die sinnlos war, vollkommen sinnlos. Nein, so war es viel besser. Sie hatte verstanden, und daher hatte sie sich vergewissert. Keine andere Bedeutung. Keine Verkündigung. Einfach nur eine Geste in der Nacht.
    Eine Waffe, die sie benutzen kann. Nichts weiter.
     
    Sie blieben an der Türschwelle stehen. Trull war fort, seine Schritte in der Ferne verklungen. Forcht musterte Seren Pedac, während sie auf das Schwert in ihren Händen starrte. Als sie aufschaute, bemerkte sie seinen Blick und lächelte gequält.
    »Euer Bruder … hat mich überrascht. Einen Augenblick lang dachte ich …, ach, ist nicht wichtig.«
    Und warum ist dann so viel Schmerz in deinem Blick, Seren Pedac? Forcht zögerte, wollte gerade etwas sagen, als hinter ihm die Stimme eines Kindes erklang.
    »Bist du Seren Pedac?«
    Er wirbelte herum, sein Schwert zischte aus der Scheide.
    Die Freisprecherin machte einen Schritt zurück und hob eine Hand, um ihn aufzuhalten. »Kenne ich dich?«, fragte sie das kleine Mädchen, das beim Tor stand.
    »Ich bin Kessel. Eisenhart hat gesagt, du würdest uns helfen. Wir müssen die Stadt verlassen, ohne dass uns jemand sieht.«
    »Wir?«
    Das Mädchen trat vor, und hinter ihr tauchte eine große Gestalt in Umhang und Kapuze auf. Und ein Schattengespenst, das einen Körper hinter sich herzog.
    Seren Pedac gab einen überraschten Laut von sich. »Beim Abtrünnigen, das wird deutlich schwieriger.«
    »Freisprecherin«, sagte Forcht zu ihr, »ich würde Euch für Eure Großzügigkeit in dieser Nacht ausschelten, wenn sie nicht mich selbst einschließen würde. Könnt Ihr das immer noch schaffen?«
    Sie musterte die große Gestalt im Kapuzenumhang. »Vermutlich. Es gibt Tunnel …«, sagte sie.
    Forcht richtete seine Aufmerksamkeit erneut auf das Mädchen und ihre Begleiter, blickte das Gespenst an. »Du – warum dienst du in dieser Nacht nicht dem Imperator?«
    »Ich bin ungebunden, Forcht Sengar. Du fliehst? Das ist … eine Überraschung.«
    Forcht gefiel die Erheiterung in der Stimme des Gespensts nicht. »Und wen ziehst du da hinter dir her?«
    »Den Sklaven Udinaas.«
    Forcht wandte sich an Seren. »Sie werden diese beiden hartnäckig jagen, Freisprecherin. Vor allem diesen Sklaven.«
    »Ich erinnere mich an ihn«, sagte sie.
    »Sein Verrat am Imperator hat einen hohen Preis gefordert«, sagte Forcht. »Darüber hinaus glaube ich, dass er Mayen getötet hat –«
    »Glaub, was du willst«, sagte das Gespenst, »aber du täuschst dich. Forcht Sengar, du vergisst, dass dieser Mann ein Sklave ist. Ein Ding, das benutzt wird, und er ist benutzt worden. Von mir, von dem Wyrm, der in diesem Augenblick am dunklen Himmel über uns seine Kreise zieht. Was hingegen Rhulad zugestoßen und Mayen widerfahren ist – an keiner dieser Tragödien ist Udinaas schuld.«
    Ganz wie du meinst.
    »Das können wir auch später noch erörtern«, sagte Seren. »Kessel, wer ist dieser Vermummte?«
    Das Mädchen wollte gerade antworten, da sagte der

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