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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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liegt.
     
    Fisher kel Tath
     
    D
    as Loch war groß und tief. Die beiden Kenryll’ah-Dämonenfürsten standen an seinem Rand und starrten in die Tiefe, wie sie es schon einige Zeit getan hatten.
    Schließlich sagte einer der beiden: »Was glaubst du, Bruder, wie weit geht es runter?«
    »Bruder, ich vermute«, antwortete der andere, »wenn wir unsere Blasen in diesen Abgrund entleeren würden, würden die Strahlen sich in Nebel verwandelt haben, lange bevor sie auf dem Grund aufkommen.«
    »Ich vermute, du hast Recht. Und dieser Forkrul Assail ist da runter, oder?«
    »Das ist er. Kopfüber.«
    »Nun, du hättest ihn vielleicht nicht werfen sollen.«
    »Das stimmt nicht, Bruder. Ich habe ihn einfach nur in die falsche Richtung geworfen.«
    »Entweder das – oder die Welt hat sich plötzlich gedreht.«
    »Das ist unwahrscheinlich. An diesem Ort geschehen solche Dinge nicht.«
    »Stimmt. Er erweist sich als überaus langweilig.«
    »In höchstem Maße.«
    »Nun, sollen wir?«
    »Warum nicht?«
    Die beiden Dämonen machten sich daran, Riemen an ihren verzierten Gehenken zu lösen. Laschen nach unten zu klappen. Sich entsprechend breitbeinig hinzustellen.
    Und dann standen sie da, Seite an Seite, bis zum genau gleichen Zeitpunkt ihre Blasen leer waren.
     
    Der Sturm war überraschend aufgekommen, und draußen auf dem Meer wütete er beeindruckend heftig. Mit drei Naechts zu seinen Füßen zusammengekauert, stand Withal am Strand und spürte die schwachen Windstöße, die irgendwie die magische Barriere um die Insel herum durchdrangen, wie den Atem einer Frau über sein Gesicht streichen.
    Einer süßen Frau, um genau zu sein. Nicht so eine wie die, die neben ihm stand. Diese große, unflätige, humorlose Erscheinung mit dem harten Blick, die ihm überallhin folgte und niemals zu schlafen schien und ganz bestimmt ihn niemals schlafen ließ, ihn keine einzige verdammte Nacht durchschlafen ließ, nicht ein einziges Mal. Die immer fragte und fragte und fragte. Was hast du vor? Außer zu beten?
    Nun, was sonst konnte er tun?
    Rhulad Sengar kam und ging, und jedes Mal war er wahnsinniger. Kreischen, Lachen, Schreie und Weinen. Wie oft konnte ein Mann sterben?
    Ich nehme an, wir werden es sehen.
    »Dieser Sturm«, sagte Sandalath, »er will durchbrechen, oder?«
    Er nickte. Er konnte den Zorn des Sturms spüren – und seine Ohnmacht.
    »Er wartet auf etwas«, fuhr sie fort. »Er wartet darauf, dass jemand etwas tut.«
    Er unterdrückte den Drang, sie zu schlagen – sie würde ihn umbringen, wenn er das tat – warte. Warte. Warte. »Immer langsam«, flüsterte er. »Schön langsam … Mir ist etwas eingefallen …«
    »Ein Wunder!«, rief sie und warf die Arme in die Luft. »Oh, ich weiß. Lasst uns beten!«
    Und jetzt sah er es, am äußersten Rand der tobenden Wellen jenseits des Riffs. Er sah es und deutete darauf. »Da! Ein Boot, du schwarzherzige Hexe! Ein Boot!«
    »Na und? Na und? Warum unternimmst du dann nicht irgendetwas? «
    Er wirbelte herum, erschreckte damit die Naechts und rannte los.
    Da war Wut, sehr viel Wut, die seinen Schritten Kraft verlieh. Oh, so viel Wut. Diejenigen, die anderen Leid zufügten, verdienten, was über sie kam, oder? Oh ja, das taten sie gewiss. Die Naechts hatten es ihm gezeigt. Wieder und wieder hatten sie es ihm gezeigt, diese verrückten, grinsenden Affen. Wieder und wieder.
    Bau ein Nest.
    Mach es kaputt.
    Bau ein Nest.
    Mach … es … kaputt!
    Er sah die Hütte, diese schmutzige, verwahrloste Bruchbude, die da vorne auf der toten Ebene hockte. Spürte die plötzliche Aufmerksamkeit des Verkrüppelten Gottes, spürte die tastenden Finger in seinem Geist. Aber oh nein, lachte er im Stillen, er konnte es nicht erkennen. Konnte den unaufhörlichen Refrain, der durch seinen Schädel hallte, nicht ergründen.
    Bau ein Nest! Mach es kaputt!
    Er erreichte die Hütte, aber nicht da, wo ein Schlitz in der Zeltwand den Eingang bildete, sondern von einer blinden Seite. Und dann warf sich der Schwertschmied mit all seinem Gewicht gegen das dürftige Bauwerk.
    Es stürzte in sich zusammen, Withal, obenauf, landete auf der zeternden Gestalt darunter. Die vor Wut und Empörung spuckte und fauchte.
    Withal packte verfaulten Zeltstoff, wuchtete sich wieder hoch und zerrte das Zelt weg. Pflöcke flutschten aus dem Boden, Schnüre rissen. Und er zerrte es weiter weg, immer weiter weg von dem schrecklichen kleinen Scheißkerl von einem Gott.
    Der Gott kreischte auf, die Kohlenpfanne stürzte um,

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