SdG 10 - Die Feuer der Rebellion
die letzte Belagerung bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Dassem Ultor und die Kompanie des Ersten Schwerts. Die Erste Armee, die Neunte. Achttausend, zehntausend Soldaten? Y’Ghatan trinkt malazanisches Blut, und ihr Durst ist grenzenlos.«
»Erzählt Ihr das Euren Offizieren, Blistig?«
Der Mann ging zu der Reisetruhe hinüber, klappte den Deckel zu und setzte sich darauf. »Natürlich nicht. Glaubt Ihr, ich bin verrückt? Aber, bei den Göttern, Mann, könnt Ihr dieses allmählich wachsende Entsetzen denn nicht spüren?«
»Damals, als wir in die Raraku marschiert sind, war es genauso«, sagte Keneb, »und unsere Entschlossenheit wurde enttäuscht – und das ist das Problem. Das einzige Problem, Blistig. Wir müssen unsere Schwerter schartig kriegen, wir brauchen diese Erlösung, das ist alles.«
»Sie hätte den Schnellen Ben und Kalam niemals wegschicken dürfen. Beim schielenden Arsch eines Rhizan, wen kümmert, was in dem verdammten Imperialen Gewirr los ist?«
Keneb schaute weg. Er wünschte, er könnte anderer Meinung sein. »Sie muss ihre Gründe haben.«
»Ich würde sie gerne hören.«
»Warum hat Baralta mit Gall gesprochen?«
»Weil wir alle besorgt sind – darum, Keneb. Wir wollen, dass alle Fäuste in dieser Sache an einem Strang ziehen, und dann wollen wir sie in die Enge treiben und sie zwingen, ein paar Antworten zu geben. Wir wollen ihre Gründe für manche Entscheidungen erfahren, wollen ein wirkliches Gefühl dafür bekommen, wie sie denkt.«
»Nein. Da mache ich nicht mit. Wir haben Y’Ghatan noch nicht erreicht. Wartet erstmal ab, was sie vorhat.«
Blistig grunzte und stand auf. »Ich werde Eure Vorschläge weitergeben, Keneb. Es ist nur … Nun, es sind nicht nur die Soldaten enttäuscht und gereizt.«
»Ich weiß. Wartet ab.«
Nachdem Blistig gegangen war, hockte Keneb sich wieder auf sein Feldbett. Von draußen drangen Geräusche an sein Ohr: Zelte wurden abgeschlagen, Ausrüstungsgegenstände verstaut, und ein Stück weiter weg muhten Ochsen. Rufe erfüllten die Morgenluft, als die Armee sich zu einem weiteren Tagesmarsch aufraffte . Verbrannte Tränen, Wickaner, Seti, Malazaner. Was kann diese bunte Mischung von Soldaten ausrichten? Wir stehen Leoman von den Dreschflegeln gegenüber, verdammt. Der uns schon einmal eine blutige Nase verpasst hat. Allerdings – schnelle Vorstöße und ebenso schnelle Rückzüge sind eine Sache, eine belagerte Stadt ist etwas ganz anderes. Vielleicht macht er sich genauso viel Sorgen wie wir.
Ein tröstlicher Gedanke. Zu dumm, dass er nicht ein Wort davon glaubte.
Die Vierzehnte war unsanft geweckt worden und summte jetzt wie ein Bienenstock. Sergeant Hellian saß mit hämmerndem Schädel am Straßenrand. Acht Tage mit dieser verdammten, elenden Armee und diesem ebenso verdammten Tyrannen von einem Hauptmann, und jetzt war ihr auch noch der Rum ausgegangen. Die drei Soldaten ihres unterbemannten Trupps packten ihre letzten Ausrüstungsgegenstände zusammen; keiner von ihnen wagte es, ihren verkaterten, sich in mörderischer Stimmung befindenden Sergeanten anzusprechen.
Hellian wurde von bitteren Erinnerungen an das Ereignis heimgesucht, das all dies ausgelöst hatte. Ein Tempel, in dem ein Gemetzel stattgefunden hatte, vor Wut schäumende Priester, Beamte und Untersuchungsbeamte, und der Wunsch, alle Zeugen so weit wie möglich wegzuschicken – vorzugsweise in eine Lage, die sie nicht überleben würden. Nun, sie konnte ihnen keinen Vorwurf machen – nein, halt, natürlich konnte sie das. Die Wahrheit war nämlich, dass dumme Leute die Welt regierten. Zweiundzwanzig Anhänger D’reks waren in ihrem eigenen Tempel abgeschlachtet worden, in einem Stadtviertel, das unter ihrer Verantwortung gestanden hatte – aber Patrouillen erhielten niemals Zutritt zu einem der Tempel, von daher hätte sie so oder so nichts unternehmen können, um den Vorfall zu verhindern. Aber nein, das war nicht gut genug. Wo sind die Mörder hingegangen, Sergeant Hellian? Und warum hast du sie nicht gehen sehen? Und was ist mit diesem Mann, der dich begleitet hat und dann verschwunden ist?
Mörder. Es gab keine. Zumindest keine natürlichen. Ein Dämon, das war schon wahrscheinlicher, der irgendeinem geheimen Ritual entflohen war, bei einer Beschwörung, die schiefgegangen war. Die Narren hatten sich selbst getötet – so lief das eben. Der Mann war irgendein ehemaliger Priester aus einem anderen Tempel gewesen, vermutlich ein Zauberer. Nachdem er
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