SdG 10 - Die Feuer der Rebellion
ist aufgegangen. Sie sollten jetzt eigentlich wach sein, gegessen haben und marschbereit sein.«
»Ja, Hauptmann.«
»Also … weck sie auf.«
»Ja, Hauptmann.«
Sie setzte sich in Bewegung, um zu gehen, drehte sich dann noch einmal um. »In deinem Trupp gibt es einen Soldaten namens Lächeln, Sergeant Saiten?«
»Ja, Hauptmann.«
»Lächeln wird heute doppeltes Marschgepäck tragen.«
»Hauptmann?«
»Du hast gehört, was ich gesagt habe.«
Er schaute ihr nach, wie sie davonging, drehte sich dann um und blickte auf seine Soldaten hinunter. Alle waren wach und sahen ihn an.
»Was habe ich getan?«, wollte Lächeln wissen.
Saiten zuckte die Schultern. »Sie ist ein Hauptmann, Lächeln.« »Und?«
»Und Hauptleute sind verrückt. Zumindest diese ist es, was beweist, dass ich recht habe. Würdest du mir nicht zustimmen, Krake?«
»Oh, ja, Saiten. Rasend naiv verrückt.«
»Doppeltes Marschgepäck!«
Buddl kam ins Lager gestolpert, in seinen hohlen Händen ein zerquetschtes Etwas. »Sie hat Freudige Eintracht zertreten!«
»Nun, damit ist die Sache erledigt«, sagte Krake, während er sich mit einem Grunzen aufsetzte. »Sie ist tot.«
Faust Keneb trat in sein Zelt, löste die Riemen seines Helms und nahm ihn ab, um ihn auf sein Feldbett zu werfen, unterbrach die Bewegung jedoch, als er einen zerzausten Haarschopf in der offenen Reisetruhe an der hinteren Wand auftauchen sah. »Wühler! Was hast du da drin gemacht?«
»Geschlafen. Sie ist nicht dumm, nein. Sie kommen, um auf die Auferstehung zu warten.« Er kletterte aus der Truhe, wie immer in zerfetzter Lederkleidung im wickanischen Stil, die bereits völlig abgetragen war. Die weichen, kindlichen Rundungen seiner Wangen waren fast verschwunden, und man konnte bereits die erste Andeutung des Mannes erahnen, der er eines Tages sein würde.
»Sie? Meinst du die Mandata? Wer kommt? Was für eine Auferstehung?«
»Sie werden versuchen, sie zu töten. Aber das ist falsch. Sie ist unsere letzte Hoffnung. Unsere letzte Hoffnung. Ich gehe und such mir etwas zu essen, wir marschieren nach Y’Ghatan.« Er flitzte an Keneb vorbei. Vor dem Zelt bellten Hunde. Die Faust zog die Zeltklappe beiseite und trat hinaus. Wühler rannte die Gasse zwischen den Zelten entlang, flankiert von Bent, dem wickanischen Hirtenhund, und Rotauge, dem hengesischen Schoßhund. Soldaten wichen ehrerbietig zur Seite, um sie vorbeizulassen.
Keneb ging zurück ins Zelt. Ein rätselhaftes Kind. Er setzte sich auf das Feldbett, starrte vor sich hin, ohne wirklich etwas zu sehen.
Eine Belagerung. Idealerweise brauchten sie vier- bis fünftausend Soldaten mehr, fünf oder sechs untanische Katapulte und vier Türme. Ballisten, Mangonels, Onager, Skorpione, Rammböcke auf Rädern und Leitern. Vielleicht noch ein paar zusätzliche Einheiten Sappeure, zusammen mit ein paar Wagen voller Moranth-Munition. Und den Schnellen Ben, den Hohemagier.
War es nur eine Frage des Stolzes gewesen, den Magier wegzuschicken? Die Treffen mit Dujek Einarm waren in angespannter Atmosphäre verlaufen. Tavores Weigerung, mehr als ein Kontingent Ersatzleute von Quon Tali zur Unterstützung anzunehmen, ergab nicht viel Sinn. Zugegeben, Dujek und sein Heer hatten ihrerseits eine Menge zu tun, schließlich ging es darum, Garnisonen zu verstärken und widerspenstige Städte und Gemeinden zu befrieden. Andererseits hatte die Ankunft von Admiral Nok und einem Drittel der Imperialen Flotte in der Maadil-See viel dazu beigetragen, rebellische Tendenzen unter den Einheimischen schon im Keim zu ersticken. Und Keneb vermutete, dass die Erinnerung an die Anarchie, die während der Rebellion geherrscht und zu entsetzlichen Geschehnissen geführt hatte, ebenso befriedend wirkte wie jedwede militärische Präsenz.
Ein Kratzen an der Zeltklappe. »Herein.«
Blistig duckte sich unter der Klappe hindurch. »Ihr seid allein, gut. Tene Baralta hat mit Kriegsführer Gall gesprochen. Seht, wir haben gewusst, dass es wahrscheinlich zu einer Belagerung kommen würde –«
»Blistig«, unterbrach ihn Keneb, »das ist nicht richtig. Die Mandata führt die Vierzehnte Armee. Sie hat den Befehl erhalten, die Rebellion zu zerschlagen, und genau das tut sie. Es ist nur passend, dass der letzte Funke vor Y’Ghatan ausgetreten wird, dem mythischen Geburtsort der Apokalypse –«
»Stimmt. Und wir sind kurz davor, diesem Mythos neue Nahrung zuzuführen.«
»Nur wenn wir versagen.«
»Malazaner sterben vor Y’Ghatan. Diese Stadt hat
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