SdG 10 - Die Feuer der Rebellion
kein Blödmann«, sagte Buddl. »Wie auch immer. Funke ist kein Junge. Funke ist ein Mädchen.«
»Noch besser. Mädchen sind gemeiner.«
»Die Kleineren, die ihr andauernd seht, sind die Jungs. Es gibt hier viel weniger Mädels, aber so läuft das eben im Leben. Sie sind schüchtern. Wie auch immer, es ist besser, ihr lasst sie frei.«
»Warum?«, wollte Lauten wissen. »Wir können keinen zimperlichen Hauptmann brauchen –«
»Sie wäre noch das kleinste unserer Probleme, Lauten. Die Männchen werden Funkes betrübten Geruch wahrnehmen. Hunderte werden dir folgen. Dann tausende, und sie werden verdammt angriffslustig sein, wenn du verstehst, was ich meine …«
Vielleicht lächelte. »Interessant. Bist du dir dessen sicher, Buddl?«
»Lasst euch bloß nichts Dummes einfallen.«
»Warum nicht? Wir sind gut darin, uns etwas Dummes einfallen zu lassen. Ich meine, äh, nun …«
»Was Vielleicht meint«, sagte Lauten, »ist, dass wir Dinge zu Ende denken können. So richtig zu Ende denken, Buddl. Mach dir keine Sorgen um uns.«
»Sie hat Freudige Eintracht getötet. Es wird keine Kämpfe mehr geben – sagt das auch den anderen, all den Trupps mit neuen Skorpionen – lasst die Kleinen laufen.«
»In Ordnung«, sagte Lauten nickend.
Buddl musterte die beiden Männer. »Das schließt auch den ein, den ihr hier habt.«
»Gewiss. Wir werden sie uns nur noch ein Weilchen anschauen, das ist alles.« Vielleicht lächelte erneut.
Buddl rappelte sich zögernd auf, schüttelte dann den Kopf und ging davon, zurück zum Lager seines Trupps. Die Armee war fast bereit, den Marsch fortzusetzen. Mit all dem sporadischen Mangel an Begeisterung, den man von einer Armee erwarten durfte, die in Kürze eine Stadt belagern würde.
Ein wolkenloser Himmel. Wieder einmal. Mehr Staub, mehr Hitze, mehr Schweiß. Blutfliegen und Sandflöhe und die verdammten Geier, die am Himmel über ihnen ihre Kreise zogen – wie sie es seit der Raraku getan hatten. Aber dies, das wusste er, würde der letzte dieser Tage auf dem Marsch sein, mit der alten Straße vor ihnen, ein paar weiteren verlassenen Weilern, wilden Ziegen in den kahlen Hügeln und Reitern, die sie aus der Ferne von den Hügelkämmen beobachteten.
Die anderen Mitglieder des Trupps standen bereits herum und warteten, als er zu ihnen kam. Buddl sah, dass Lächeln sich mit doppeltem Marschgepäck abmühte. »Was ist denn mit dir passiert?«, fragte er sie.
Der Blick, den sie ihm zuwarf, zeugte von tiefstem Elend. »Ich weiß es nicht. Der neue Hauptmann hat es befohlen. Ich hasse sie.«
»Das überrascht mich nicht«, sagte Buddl, während er seine eigene Ausrüstung aufnahm und in die Riemen schlüpfte. »Ist das Saitens Gepäck, das du jetzt mit dir rumschleppst?«
»Nicht das ganze«, sagte sie. »Die Moranth-Munition wollte er mir nicht anvertrauen.«
Oponn sei Dank. »Ist der Hauptmann seitdem noch mal hier gewesen?«
»Nein. Dieses Miststück. Wir werden sie umbringen, verstehst du?«
»Tatsächlich? Nun, ich werde deswegen keine Tränen vergießen. Aber wer ist ›wir‹?«
»Ich und Krake. Er wird sie ablenken, und ich werde ihr ein Messer in den Rücken stoßen. Heute Nacht.«
»Faust Keneb wird euch hängen, das ist euch klar.«
»Wir werden es wie einen Unfall aussehen lassen.«
In der Ferne war ein Hornsignal zu hören. »In Ordnung, Leute«, sagte Saiten von der Straße her. »Auf geht’s.«
Ächzende Wagenräder, die über die unebenen Pflastersteine holperten und ratterten und in den Fahrspuren tanzten, das Muhen von Ochsen, tausende von Soldaten, die sich langsam in Bewegung setzten, anschwellendes Geklapper und Gebrüll, die erste Staubwolke, die sich in die Luft erhob.
Koryk gesellte sich zu Buddl. »Sie werden es nicht tun«, sagte er.
»Was tun? Hauptmann Sort umbringen?«
»Ich habe einen Blick auf sie werfen können«, sagte er. »Sie stammt nicht einfach nur aus Korelri. Sie kommt vom Sturmwall.«
Buddl warf dem stämmigen Soldaten einen argwöhnischen Blick zu. »Woher willst du das wissen?«
»Auf ihrer Schwertscheide ist eine silberne Zeichnung. Sie war Abschnittskommandant.«
»Das ist lächerlich, Koryk. Erstens kann man nicht einfach vom Wall zurücktreten, wenn wahr ist, was ich gehört habe. Und außerdem ist diese Frau ein Hauptmann in der am schlechtesten ausgerüsteten Armee des gesamten malazanischen Imperiums. Wenn sie den Befehl über einen Abschnitt des Walls gehabt hätte, wäre sie jetzt zumindest im Rang einer
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