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SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

Titel: SdG 10 - Die Feuer der Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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wenige Augenblicke zuvor noch die Meerenge gewesen war, erstreckte sich ein riesiges bewaldetes und in Nebel gehülltes Tal unter einem bleiernen Himmel.
    Die beiden Skelette trippelten herbei und drängten sich um ihre Füße; ihre Köpfe zuckten mal in diese, mal in jene Richtung.
    »Ich habe dir gesagt, dass da ein Wald sein würde«, sagte Telorast.
    Apsalar deutete auf den verwüsteten Hang unmittelbar vor ihnen. »Was ist hier geschehen?«
    »Zauberei«, sagte Rinnsel. »Drachen.«
    »Keine Drachen.«
    »Nein, keine Drachen. Telorast hat recht. Keine Drachen.«
    »Dämonen.«
    »Ja, schreckliche Dämonen, deren Atem schon das Tor zu einem Gewirr ist, oh, spring bloß nicht in so einen Rachen!«
    »Kein Atem, Rinnsel«, sagte Telorast. »Einfach nur Dämonen. Kleine Dämonen. Aber viele davon. Stoßen die Bäume um, einen nach dem anderen, weil sie gemein sind und gerne sinnlose, zerstörerische Taten begehen.«
    »Wie Kinder.«
    »Richtig, wie Rinnsel sagt, wie Kinder. Kinderdämonen. Aber stark. Sehr stark. Mit gewaltigen, muskulösen Armen.«
    »Dann haben hier also Drachen gekämpft«, sagte Apsalar.
    »Ja«, erwiderte Telorast.
    »In der Schattensphäre.«
    »Ja.«
    »Wahrscheinlich die gleichen Drachen, die jetzt im Steinkreis gefangen sind.«
    »Ja.«
    Apsalar nickte und machte sich dann an den Abstieg. »Das wird nicht einfach werden. Ich frage mich, ob ich viel Zeit sparen werde, wenn ich diesen Wald durchquere.«
    »Ein Wald der Tiste Edur«, sagte Rinnsel, die voraushüpfte. »Sie mögen ihre Wälder.«
    »All die natürlichen Schatten«, fügte Telorast hinzu. »Dauerhafte Macht. Schwarzholz, Blutholz, alle möglichen schrecklichen Dinge. Die Eres haben recht daran getan, sie zu fürchten.«
    In der Ferne glitt eine seltsame Dunkelheit über die Baumwipfel. Apsalar musterte die Erscheinung. Die Karacke, die in dieser Sphäre als ätherische Präsenz erschien. Sie sah beide Welten, was eigentlich völlig normal war. Trotzdem … Es ist jemand an Bord der Karacke. Und dieser Jemand ist wichtig …
     
    Der T’rolbarahl Dejim Nebrahl, eine alte Kreatur des Ersten Imperiums von Dessimbelackis, kauerte am Fuß eines toten Baums oder, genauer gesagt, glitt wie eine Schlange um die ausgeblichenen, nackten Wurzeln, mit sieben Köpfen und sieben in den Farben des Bodens, des Waldes und der Felsen gesprenkelten Körpern. Frisches Blut, das langsam seine Wärme verlor, füllte die Mägen des Vielwandlers. Es hatte nicht an Opfern gemangelt, selbst in diesem Ödland nicht. Hirten, Arbeiter aus den Salzminen, Räuber, Wüstenwölfe – Dejim Nebrahl hatte auf der Reise zu dem Ort, an dem er sich in den Hinterhalt legen wollte, nie gehungert.
    Der dickstämmige, breite Baum, von dem nur ein paar Zweige die Jahrhunderte überlebt hatten, seit er gestorben war, wuchs aus einer Spalte zwischen einer flachen Felsplatte, über die der Weg verlief, und einem hoch aufragenden Turm aus löchrigem, vom Wind abgeschliffenem Felsgestein. Der Weg machte an dieser Stelle eine Biegung, streifte den Rand einer Klippe, von der es zehn oder mehr Mannslängen nach unten in einen Wirrwarr aus Felsbrocken und zerklüftetem Geröll ging.
    Auf der anderen Seite des Wegs erhoben sich mehr Felsen, aufgehäuft, die Steine geborsten und abfallend.
    Hier würde der Vielwandler zuschlagen, würde von beiden Seiten aus den Schatten auftauchen.
    Dejim Nebrahl war zufrieden. Dank des frischen Fleischs in seinen Bäuchen – er hörte noch die nachhallenden Todesschreie – fiel es ihm leicht, geduldig zu sein; nun brauchte er nichts weiter zu tun, als auf die Ankunft seiner Opfer zu warten – derjenigen, die die Namenlosen auserwählt hatten.
    Schon bald würde es so weit sein.
     
    Zwischen den Bäumen war viel Platz. Apsalar fühlte sich wie in einer Kathedrale aus Schatten und Zwielicht, in der ihr die feuchte Luft fast wie Wasser ins Gesicht klatschte, während sie flankiert von Telorast und Rinnsel vorwärtstrabte. Zu ihrer Überraschung kam sie tatsächlich schnell voran. Der Boden war erstaunlich eben, und umgestürzte Bäume schien es keine zu geben, als sei in diesem ausgedehnten Wald noch niemals ein Baum gestorben. Sie hatte keine wilden Tiere gesehen und war noch auf keinen Wildwechsel gestoßen, doch es hatte Lichtungen gegeben, kreisrunde Moosflächen, umgeben von in gleichen Abständen dicht beieinanderstehenden Zedern – wenn es keine Zedern waren, dann Bäume, die sehr ähnlich aussahen – mit rauer, zottiger Rinde, schwarz

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