SdG 10 - Die Feuer der Rebellion
warst du unschuldig. Sogar naiv.«
»Zwischen der Zeitspanne, die ich von einem Gott besessen war, und dem Erwachen bestimmter Erinnerungen.«
»Ich frage mich, wer hat für so viel Zynismus bei dir gesorgt?«
»Zynismus? Ihr sprecht von Frieden, doch Ihr habt mir schon zweimal erzählt, dass wir uns im Krieg befinden. Ihr habt Monate damit verbracht, den Lageplan der bevorstehenden Schlacht zu studieren. Doch ich befürchte, dass noch nicht einmal Ihr die gewaltigen Ausmaße des kommenden Konflikts begreift, des Konflikts, in dem wir uns bereits in diesem Augenblick befinden.«
»Du hast recht. Und aus diesem Grund wollte ich mit dir sprechen.«
»Es könnte sein, dass wir auf verschiedenen Seiten stehen, Ganoes Paran.«
»Vielleicht, aber ich glaube es nicht.«
Sie sagte nichts.
Paran füllte erneut ihre Gläser. »Das Pantheon bricht auseinander. Der Verkrüppelte Gott findet Verbündete.«
»Warum?« »Was? Nun … ich weiß es wirklich nicht. Mitleid?«
»Und ist das etwas, das der Verkrüppelte Gott verdient hat?«
»Auch das weiß ich nicht.«
»Trotz monatelanger Studien?« Sie zog die Augenbrauen hoch.
Er lachte, eine Antwort, die sie zutiefst erleichterte.
»Ihr habt wahrscheinlich recht«, sagte sie. »Wir sind keine Feinde.«
»Ich gehe davon aus, dass dein ›wir‹ Schattenthron und Cotillion einschließt.«
»So weit wie möglich, was nicht so weit ist, wie es mir am liebsten wäre. Niemand kann Schattenthrons Geist ergründen. Ich befürchte, noch nicht einmal Cotillion. Ich kann es ganz bestimmt nicht. Aber er hat … Zurückhaltung gezeigt.«
»Ja, das hat er. Ziemlich überraschend, wenn man es sich genauer überlegt.«
»Schattenthron hat Jahre, vielleicht Jahrzehnte damit verbracht, über das Schlachtfeld nachzudenken.«
Er grunzte, und ein säuerlicher Ausdruck huschte über sein Gesicht. »Ein guter Einwand.«
»Welche Rolle spielt Ihr dabei, Paran? Welche Rolle wollt Ihr spielen?«
»Ich habe den Verkrüppelten Gott gebilligt. Ihm einen Platz in den Drachenkarten gewährt. Ein Haus der Ketten.«
Sie dachte einige Zeit über seine Worte nach und nickte dann. »Ich kann den Sinn Eurer Tat erkennen. In Ordnung, was führt Euch ins Reich der Sieben Städte?«
Er starrte sie an, schüttelte den Kopf. »Da treffe ich eine Entscheidung, an der ich so lange rumgekaut habe, dass es mir wie eine Ewigkeit vorgekommen ist, und du erkennst meine Beweggründe binnen eines Augenblicks. Schön. Ich bin hier, um einem Feind in die Parade zu fahren. Um eine Bedrohung zu beseitigen. Ich fürchte nur, dass ich nicht rechtzeitig ankommen werde; sollte das tatsächlich der Fall sein, werde ich die Sauerei so gut es geht beseitigen, ehe ich Weiterreise –«
»Nach Quon Tali.«
»Woher – woher weißt du das?«
Sie griff nach dem Käsestück, zog ein Messer aus dem Ärmel und schnitt sich eine Scheibe ab. »Ganoes Paran, wir beide werden jetzt eine ziemlich lange Unterhaltung führen. Aber zunächst- wo wollt Ihr an Land gehen?«
»In Kansu.«
»Gut. Das wird meine Reise beschleunigen. Meine zwei kleinen Begleiter klettern in ebendiesem Augenblick an Deck, nachdem sie über die Bäume hier heraufgestiegen sind. Sie werden gleich damit beginnen, Ratten und anderes Ungeziefer zu jagen, was sie einige Zeit beschäftigen sollte. Was Euch und mich angeht, so sollten wir uns diesem Mahl zuwenden.«
Er lehnte sich langsam in seinem Stuhl zurück. »Wir werden den Hafen in zwei Tagen erreichen. Irgendetwas sagt mir, dass diese zwei Tage vorbeifliegen werden wie eine Möwe im Sturmwind.«
Das gilt auch für mich, Ganoes Paran.
In Dejim Nebrahl erwachten uralte Erinnerungen flüsternd zu neuem Leben – alte steinerne Mauern, rot erleuchtet vom Feuerschein, Rauchschwaden, die durch Straßen voller Toter und Sterbender wogten, der köstliche Strom von Blut in den Rinnsteinen. Oh, das Erste Imperium, dieses erste rohe Erblühen der Menschheit, hatte Größe besessen. Die T’rolbarahl waren nach Dejims Meinung der Höhepunkt wahrhaft menschlicher Charakterzüge, vermischt mit der Kraft von Tieren. Wildheit, die Neigung zu boshafter Grausamkeit, die Verschlagenheit eines Raubtiers, das keine Grenzen kannte und lieber ein Lebewesen der eigenen Art vernichten würde als ein anderes. Den Geist mit dem zerfetzten Fleisch der Kinder nähren. Diese phänomenale Anwendung von Intelligenz, die jede Tat rechtfertigen konnte, wie verabscheuungswürdig sie auch sein mochte.
Das alles in Verbindung mit
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