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SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

Titel: SdG 10 - Die Feuer der Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Durhang, Itralbe und Rostlaub trieb unter der niedrigen, getünchten Decke; der Raum war zu drei Vierteln gefüllt, alle Tische waren besetzt. Kurz vor ihr hatte ein Mann die Schankstube betreten und erzählte nun atemlos von einem Abenteuer, das er gerade noch überlebt hatte. Die Frau, die dies bemerkte, als sie an dem Mann und seinen Zuhörern vorbeiging, erlaubte sich ein schwaches Lächeln, das vielleicht ein wenig trauriger war, als es in ihrer Absicht gelegen hatte.
    Sie fand einen Platz an der Theke und winkte den Wirt heran. Er blieb vor ihr stehen und musterte sie aufmerksam, während sie in akzentfreiem Ehriii eine Flasche Reiswein bestellte.
    Auf ihren Wunsch hin griff er unter die Theke, und sie hörte Flaschen klirren, als er auf Malazanisch sagte: »Ich hoffe, du erwartest nichts, das wirklich diesen Namen verdient, Schätzchen.« Er richtete sich wieder auf, wischte den Staub von einer Tonflasche und betrachtete den Stöpsel. »Die hier ist zumindest noch versiegelt.«
    »Das wird reichen«, sagte sie, immer noch im einheimischen Dialekt, und legte drei Silberhalbmonde auf die Theke.
    »Hast du vor, die ganz auszutrinken?«
    »Ich brauche ein Zimmer im Obergeschoss, in das ich mich zurückziehen kann«, erwiderte sie und zog den Stöpsel aus der Flasche, während der Wirt einen Zinnbecher auf den Tresen stellte. »Eins mit einem Schloss«, fügte sie hinzu.
    »Dann lächelt Oponn auf dich herab«, sagte er. »Es ist gerade eins frei geworden.«
    »Gut.«
    »Gehörst du zu Dujeks Armee?«, fragte der Mann.
    Sie schenkte sich etwas von dem bernsteinfarbenen, leicht trüben Wein ein. »Nein. Warum – ist sie hier?«
    »Ein paar Reste«, erwiderte er. »Das Hauptheer ist vor sechs Tagen aus der Stadt marschiert. Sie haben natürlich eine Garnison hiergelassen. Und deshalb habe ich mich gefragt –«
    »Ich gehöre zu keiner Armee.«
    Ihr Tonfall – merkwürdig kalt und ausdruckslos – ließ ihn verstummen. Wenige Augenblicke später ging er, um sich um einen anderen Gast zu kümmern.
    Sie trank. Sorgte dafür, dass der Flüssigkeitspegel der Flasche stetig fiel, während das Tageslicht draußen schwand und das Gasthaus sich noch mehr füllte, die Stimmen noch lauter wurden, Ellbogen und Schultern sie öfter anrempelten, als es nötig gewesen wäre. Sie achtete nicht auf die gelegentlichen Fummeleien, starrte nur auf die Flüssigkeit in dem Kelch vor ihr.
    Schließlich war sie fertig, drehte sich um und schlängelte sich unsicher durch die unzähligen, sich drängenden Gäste, um schließlich bei der Treppe anzukommen. Vorsichtig stieg sie die Stufen hinauf, eine Hand am dürftigen Geländer, und wurde sich vage bewusst, dass ihr jemand folgte, was sie nicht weiter überraschte.
    Auf dem Treppenabsatz lehnte sie sich mit dem Rücken gegen die Wand.
    Der Fremde kam näher, immer noch ein dummes Grinsen im Gesicht – das ihm gefror, als sich eine Messerspitze knapp unter dem linken Auge in seine Haut bohrte.
    »Geh wieder nach unten«, sagte die Frau.
    Eine Träne aus Blut rann die Wange des Mannes hinunter, blieb dickflüssig an seinem Kinn hängen. Er zitterte und zuckte zusammen, als die Messerspitze sich immer tiefer grub. »Bitte«, flüsterte er.
    Sie schwankte leicht, schlitzte dem Mann aus Versehen die Wange auf – zum Glück ging die Bewegung nach unten und nicht nach oben, ins Auge. Er schrie auf und wich stolpernd zurück, hob die Hände und versuchte, die Blutung zu stoppen, und torkelte dann die Stufen hinunter.
    Erst Rufe von unten, dann raues Lachen.
    Die Frau musterte das Messer in ihrer Hand, fragte sich, wo es hergekommen war und wessen Blut jetzt an seiner Klinge glänzte. Es spielte keine Rolle. Sie machte sich daran, ihr Zimmer zu suchen, und fand es schließlich.
     
    Der gewaltige Sandsturm war natürlichen Ursprungs; draußen in der Weite der Jhag-Odhan entstanden, bewegte er sich nun kreisend ins Herz des Subkontinents, den man das Reich der Sieben Städte nannte. Die Winde fegten nordwärts, an der Ostseite der Hügel, Klippen und alten Berge entlang, die die Heilige Wüste Raraku umgaben – eine Wüste, die jetzt ein Meer war –, und wurden auf der ganzen Breite der Hügelkette in einen Krieg der Blitze gezogen, den man von den Städten Pan’potsun und G’danisban aus sehen konnte. Nach Westen weiterwirbelnd, streckte der Sturm sich windende Arme aus, und einer dieser Arme traf Ehrlitan, bevor sich seine Macht draußen auf der Ehrlitansee erschöpfte, ein anderer erreichte

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