SdG 10 - Die Feuer der Rebellion
Vorzeichen hasste.
Buddl nahm seinen Helm ab, wischte sich den Schweiß von der Stirn und drehte sich um, blickte nach Süden, in die Odhan. Einst vielleicht fruchtbar, aber jetzt Ödland. War sie es wert, um sie zu kämpfen? Nein, aber andererseits gab es ohnehin nicht viel, das es wert wäre. Vielleicht der Soldat an deiner Seite – das hatte man ihm oft genug gesagt, meistens waren es alte Veteranen gewesen, denen nichts außer dieser zweifelhaften Kameradschaft geblieben war. Nur die Verzweiflung konnte solche Bande hervorbringen – eine Verengung des Geistes auf ein handhabbares, aber klägliches Gebiet, in dem sich Dinge und Leute befanden, die einem etwas bedeuteten. Für den Rest blieb dann nur noch Gleichgültigkeit, die sich gelegentlich in Gemeinheit verwandelte.
Bei den Göttern, was mache ich eigentlich hier?
Einfach in irgendwelche Lebensweisen zu stolpern, kam ihm nicht gerade wie ein Pfad vor, der es wert war, betreten zu werden. Von Krake und dem Sergeanten einmal abgesehen, bestand der Trupp aus Leuten, die nicht anders als Buddl waren. Jung und darauf erpicht, einen Platz zu finden, an dem sie stehen konnten, ohne sich von allem fern und einsam zu fühlen. Oder aber sie legten ein herausforderndes Benehmen an den Tag, um das zerbrechliche Selbst zu tarnen, das sich in ihrem Innern verbarg. Aber all das war nicht überraschend. Die Jugend war ungestüm, selbst wenn sie sich statisch, stagnierend und erstickend anfühlte. Sie liebte extreme Gefühle, in feurige Gewürze getaucht, genug, um die Kehle zu verbrennen und das Herz zu entflammen. Die Zukunft war nichts, wohin man bewusst rannte – sie war einfach nur der Ort, an dem man sich plötzlich wiederfand, zerschlagen und müde und verwundert darüber, wie im Namen des Vermummten man da überhaupt hingekommen war. Nun. Er konnte es sehen. Dafür brauchte er die Echos der unablässigen Ermahnungen seiner Großmutter nicht, die in seinem Kopf flüsterten.
Vorausgesetzt natürlich, dass jene Stimme tatsächlich seiner Großmutter gehörte. Er fing allmählich an, das zu bezweifeln.
Buddl überquerte den Hügel und ging auf der Südseite den Hang hinunter. Der trockene Boden am Fuß des Hügels war mit Löchern durchsetzt und gewährte einen Blick auf viel ältere Hinterlassenschaften: rotglasierte Tonscherben mit verblassenden Bildern von Streitwagen und gestelzt wirkenden Figuren, die reich verzierte Kopfbedeckungen trugen und merkwürdige, mit Hakenklingen versehene Waffen schwangen. Die gewaltigen Olivenöl-Krüge, die in diesem Landstrich gebräuchlich waren, bewahrten diese alten Formen, klammerten sich an ein größtenteils vergessenes Altertum, als hätte sich das nun verlorene goldene Zeitalter in irgendeiner Form vom gegenwärtigen unterschieden.
Letzteres waren die Bemerkungen seiner Großmutter. Sie hatte nichts Gutes über das malazanische Imperium zu sagen gewusst, allerdings noch weniger über die Konföderation von Unta, die Liga von Li Heng und all die anderen despotischen Herrscher aus der vorimperialen Zeit Quon Talis. Zur Zeit des Kriegs zwischen Itko Kan und Caon Por war sie noch ein Kind gewesen, und genau so hatte sie auch die Seti-Flut erlebt – oder die wickanischen Wanderungen oder den Versuch Quons, eine Hegemonie zu errichten. Alles nur Blut und Dummheit, pflegte sie zu sagen. Alles nur stoßen und ziehen. Die Alten mit ihrem Ehrgeiz und die Jungen mit ihrem großen, blinden Eifer. Zumindest hat der Imperator dem allem ein Ende gemacht – ein Messer in den Rücken der grauen Tyrannen und Kriege in der Fremde für die jungen Eiferer. Es ist nicht richtig, aber nichts ist wirklich richtig. Wie ich gesagt habe, ist es nicht richtig, aber es ist besser als das Schlimmste – und ich kann mich an das Schlimmste erinnern.
Und nun war er hier, mitten in einem dieser Kriege in der Fremde. Doch seine Beweggründe hatten nichts mit Eifer zu tun gehabt. Nein, sie waren viel armseliger. Langeweile eignete sich kaum als triftiger Grund, irgendetwas zu tun. Da war es immer noch besser, irgendeine lodernde Fackel der Rechtschaffenheit hochzuhalten, ganz egal, wie irregeleitet und wenig feinsinnig dies auch sein mochte.
Krake spricht von Rache. Aber seine Versuche, uns zu nähren, sind irgendwie zu offensichtlich, und wir schäumen nicht vor Wut, wie wir es tun sollten. Er konnte sich dessen nicht sicher sein, aber diese Armee fühlte sich verloren. In ihrem Herzen war eine leere Stelle, die darauf wartete, gefüllt zu werden,
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