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SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

Titel: SdG 10 - Die Feuer der Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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und Buddl fürchtete, dass sie ewig darauf warten würde.
    Er setzte sich auf den Boden, begann mit einer Reihe stummer Beschwörungen. Es dauerte nicht lange, und eine Handvoll Eidechsen huschte über die staubige Erde auf ihn zu. Zwei Rhizan setzten sich auf seinen rechten Oberschenkel, und ihre Flügel hörten auf zu schlagen. Eine Riesenspinne, so groß wie ein Pferdehuf und von der Farbe grünen Glases sprang von einem nahe gelegenen Felsbrocken und landete leicht wie eine Feder auf seinem linken Knie. Er musterte das Aufgebot seiner Gefährten und kam zu dem Schluss, dass sie ausreichen würden. Gesten, Streicheln mit den Fingern, stumme Befehle, und die kunterbunte Dienerschar eilte davon, machte sich zu dem Schafspferch auf, wo Hauptmann Sort das Wort an ihre Sergeanten richten wollte.
    Es zahlte sich aus zu wissen, wie breit das Tor des Vermummten sein würde, wenn es zum Angriff kam.
    Und dann war noch etwas anderes unterwegs.
    Plötzlich begann Buddl zu schwitzen.
    Sie tauchte aus der flimmernden Hitze auf, bewegte sich wie ein Tier – und jede ihrer vorsichtigen, wachsamen Bewegungen kündete davon, dass sie Beute war und nicht Jäger –, mit einem feinen, tiefbraunen Pelz, einem Gesicht, das deutlich mehr dem eines Menschen als dem eines Affen glich und ausdrucksvoll war – oder zumindest das Potenzial dazu hatte, denn der Blick, den sie nun auf ihn richtete, war in seiner Neugierde einzigartig. So groß wie Buddl, schlank, aber mit schweren Brüsten und einem aufgeblähten Bauch, schob sie sich scheu näher heran.
    Sie ist nicht wirklich. Eine Manifestation, eine Beschwörung. Eine Erinnerung, die dem Staub dieses Landes entspringt.
    Er beobachtete, wie sie sich hinhockte, um eine Handvoll Sand aufzuheben und dann auf ihn zu werfen, wobei sie ein lautes, bellendes Grunzen ausstieß. Der Sand fiel ein gutes Stück vor ihm zu Boden; nur ein paar Kiesel prallten gegen seine Stiefel.
    Vielleicht bin ich aber auch derjenige, der beschworen worden ist, und nicht sie. Ihre Augen sind erfüllt von dem Wunder, von Angesicht zu Angesicht einem Gott gegenüberzustehen. Oder einem Dämon. Er schaute an ihr vorbei und sah das Panorama einer mit dichtem Gras bewachsenen Savanne, gesprenkelt mit kleinen Baumgruppen und Viehherden. Nichts davon war so, wie es sein sollte, nur was es einst gewesen war, vor langer Zeit. Oh, bei den Geistern, warum lässt du mich nicht in Ruhe?
    Sie war ihm gefolgt. War ihnen allen gefolgt. Der ganzen Armee. Sie konnte sie riechen, Anzeichen ihres Vorbeiziehens erkennen, vielleicht sogar in der Ferne das Klacken von Metall und hölzernen Rädern hören, die über die von Steinen übersäte Straße holperten. Von Furcht und Faszination getrieben, war sie ihnen gefolgt – ohne zu verstehen, wie die Zukunft in ihre Welt zurückhallen konnte, in ihre Zeit. Ohne es zu verstehen? Nun, er konnte es auch nicht. Als ob alles gegenwärtig ist, als ob jeder Moment gleichzeitig existiert. Und hier sind wir beide, stehen uns von Angesicht zu Angesicht gegenüber, und wissen beide zu wenig, um unseren Glauben aufzuteilen, unsere Art, die Welt zu sehen – und so sehen wir sie alle, alle zugleich, und wenn wir nicht vorsichtig sind, wird es uns wahnsinnig machen.
    Aber es gab kein Zurück. Einfach schon deswegen, weil zurück nicht existierte.
    Er blieb sitzen, und sie kam näher, plapperte nun in einer merkwürdigen gutturalen Sprache voller Klick- und Knacklaute. Sie deutete auf ihren Bauch, fuhr mit dem Zeigefinger darüber, als wenn sie einen Umriss auf den flaumigen, helleren Pelz zeichnen wollte.
    Buddl nickte. Ja, du trägst ein Kind. Das verstehe ich. Aber was hat das mit mir zu tun?
    Sie warf mehr Sand auf ihn, das meiste davon traf ihn unterhalb der Brust. Er wedelte die Wolke vor seinen brennenden Augen beiseite.
    Ein überraschend schneller Satz nach vorn, dann packte sie sein Handgelenk, zog seinen Arm zu sich heran, legte seine Hand auf ihren Bauch.
    Ihre Blicke trafen sich, und er wurde bis in sein tiefstes Innerstes erschüttert. Dies war keine geistlose Kreatur. Eres’al. Die Sehnsucht in diesen dunklen, betörend schönen Augen ließ ihn innerlich taumeln.
    »In Ordnung«, flüsterte er, und schickte langsam seine Sinne auf die Suche, in den Bauch, in den Geist, der in diesem Bauch heranwuchs.
    Auf jede Abscheulichkeit muss eine Antwort erfolgen. Ihr Feind, ihr Gegengewicht. Hier, in dieser Eres’al, ist so eine Antwort. Auf eine ferne Abscheulichkeit, die Korruption eines einst

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