SdG 10 - Die Feuer der Rebellion
Kohleglut einer Feuerstelle und tranken Tee.
»Diese Warterei lässt sie alle noch den Verstand verlieren«, sagte Gesler.
»Es ist vor jeder Schlacht dasselbe«, stimmte Saiten ihm zu. »Innen ist alles kalt und haltlos, wenn du weißt, was ich meine. Es hört niemals auf.«
»Aber wenn’s erstmal angefangen hat, wird man ruhiger«, sagte Krake. »Wir alle werden ruhiger, weil wir so was schon mal gemacht haben. Wir haben uns damals beruhigt, und wir wissen, wir beruhigen uns auch dieses Mal. Die meisten von den Soldaten hier, die wissen nichts in der Art. Sie wissen nicht, wie sie drauf sein werden, sobald die Kämpfe anfangen. Und deshalb haben sie alle so entsetzliche Angst davor, dass sie sich in wimmernde Feiglinge verwandeln werden.«
»Was die meisten von ihnen wahrscheinlich auch tun werden«, sagte Gesler.
»Das weiß ich nicht, Sergeant«, sagte Pella. »Ich habe viele Soldaten wie die hier gesehen – damals, in Schädelmulde. Als dann die Rebellion gekommen ist, haben sie alle gekämpft, und sie haben gut gekämpft, wenn man alles in Betracht zieht.«
»Sie waren zahlenmäßig weit unterlegen.«
»Ja.«
»Und deshalb sind sie gestorben.«
»Die meisten von ihnen.«
»So ist das eben im Krieg«, sagte Gesler. »Es gibt nicht annähernd so viele Überraschungen, wenn alles gesagt und getan ist, wie man vielleicht glauben könnte. Oder hoffen. Heldenhafte letzte Gefechte enden normalerweise damit, dass kein einziger Held mehr steht. Sie haben länger durchgehalten als erwartet, aber das Ende war doch das gleiche. Das Ende ist immer das gleiche.«
»Beim Abgrund, Gesler«, sagte Saiten, »was bist du wieder fröhlich.«
»Nur realistisch, Fiedler. Verdammt, ich wollte, Stürmisch wäre hier. Jetzt muss ich ein Auge auf meinen Trupp haben.«
»Ja«, sagte Krake, »das ist es, was Sergeanten tun.«
»Willst du damit etwa andeuten, Stürmisch hätte Sergeant sein sollen und ich Korporal?«
»Nein. Warum sollte ich?«, fragte der Sappeur. »Ihr seid einer so schlimm wie der andere. Pella hier allerdings …«
»Nein danke«, sagte Pella.
Saiten trank einen Schluck von seinem Tee. »Sorg einfach nur dafür, dass alle zusammenbleiben. Hauptmann Sort will uns als Speerspitze, dass wir so schnell und so weit reingehen, wie wir können – die anderen müssen uns dann nur einholen. Krake?«
»Wenn wir die Mauer umgepustet haben, werde ich unsere Sappeure zusammenziehen, und dann treffen wir euch hinter der Bresche. Wo ist Borduke?«
»Spazieren gegangen. Sieht so aus, als ob sein ganzer Trupp das Kotzen bekommen hätte. Das hat Borduke so angeekelt, dass er davongestürmt ist.«
»Solange nur alle einen leeren Magen haben, wenn es losgeht«, sagte Krake. »Vor allem Vielleicht.«
»Vor allem Vielleicht«, sagte Gesler und lachte leise. »Der war gut. Du hast mir den Tag gerettet, Krake.«
»Glaub mir, das war keine Absicht.«
Buddl, der ganz in der Nähe, aber vor den anderen verborgen in einer von Gestrüpp umwucherten Senke saß, lächelte. So bereiten sich also Veteranen auf den Kampf vor. Genau wie alle anderen. Das beruhigte ihn tatsächlich. Größtenteils. Nun, vielleicht auch nicht. Es wäre besser, sie hätten zuversichtlich und forsch rumschwadroniert. Das, was ihnen bevorstand, klang alles so schrecklich unsicher.
Er war gerade erst von der Zusammenkunft der Magier zurückgekehrt. Magische Tastversuche hatten eine gedämpfte Präsenz in Y’Ghatan enthüllt – größtenteils wohl Priester – und die, die da waren, waren verwirrt und voller Panik. Oder merkwürdig ruhig. Beim Vorstoß der Sappeure würde Buddl auf Meanas zurückgreifen, würde wandernde Nebelbänke und wogende Dunkelheit an allen Seiten beschwören. Das war leicht aufzuheben, wenn ein einigermaßen fähiger Magier auf der Mauer war, aber es schien keine zu geben. Am beunruhigendsten für Buddl war allerdings, dass er all seine Konzentration brauchen würde, um mit Meanas zu arbeiten, und damit nicht auf seine Geistmagie würde zurückgreifen können. Was ihn genauso blind machen würde wie die paar feindlichen Soldaten auf der Mauer.
Er musste zugeben, dass er überaus nervös war – in der Raraku war er nicht einmal annähernd so zittrig gewesen. Und was Leomans Hinterhalt im Sandsturm anging – nun, das war schließlich ein Hinterhalt gewesen; da war keine Zeit gewesen, um entsetzt zu sein. Wie auch immer, dieses Gefühl gefiel ihm ganz und gar nicht.
Er ging in die Hocke und verließ vorsichtig die
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