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SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

Titel: SdG 10 - Die Feuer der Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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sehen kann – sind voller Karren, Ochsen, Männer und Frauen. Und Kinder und Hunde. Auf beiden Seiten pfeifen Viehtreiber und klopfen mit ihren Stäben auf den Boden, um die Schafe und Ziegen in Bewegung zu halten. Von den armen Höfen so dicht bei der Stadt kommen alte Frauen mit Körben, um den Mist für die Felder einzusammeln.«
    »Und das kannst du alles sehen?«, flüsterte Felisin.
    »Ja.«
    »Jetzt?«
    »Nur Narren glauben, dass die Vergangenheit unsichtbar ist.«
    »Diese Geister«, fragte Felisin, »sehen sie dich auch?«
    »Vielleicht. Diejenigen, die es tun, nun, sie wissen, dass sie tot sind. Die anderen wissen es nicht, und sie sehen mich nicht. Sich der Tatsache bewusst zu werden, dass man tot ist, ist eine schreckliche Sache; sie fliehen davor, kehren zu ihrer Täuschung zurück – und daher erscheine ich, verschwinde ich, bin ich nichts weiter als ein Trugbild.« Er stand auf. »Wir werden uns schon bald der Stadt nähern, und dann werden Soldaten kommen, und diese Geister sehen mich, oh ja, und rufen nach mir. Aber wie kann ich ihnen antworten, wenn ich nicht weiß, was sie von mir wollen? Sie rufen, als würden sie mich erkennnen –«
    »Du bist der Destriant von Treach, dem Tiger des Sommers«, sagte Schlitzer.
    »Treach war ein Erster Held«, erwiderte Heboric. »Ein Wechselgänger, der dem großen Gemetzel entkommen ist. Wie Ryllandaras und Rikkter, Tholen und Denesmet. Könnt ihr es nicht erkennen? Diese Geistersoldaten – sie huldigen nicht Treach! Nein, ihr Kriegsgott war einer der Sieben, die eines Tages die Heiligen werden sollten. Ein einziges Antlitz von Dessimbelackis – das und nichts weiter. Ich bedeute ihnen nichts, Schlitzer, und doch werden sie mich nicht in Ruhe lassen!«
    Sowohl Schlitzer wie Felisin waren bei seinem Ausbruch zurückgewichen, aber Scillara grinste nur.
    »Findest du das lustig?«, fragte er und starrte sie finster an.
    »Oh ja. Sieh dich doch an, Priester. Früher hast du Fener gedient, und jetzt dienst du Treach. Beide sind Götter des Krieges. Was glaubst du, wie viele Gesichter der Gott des Krieges hat, Heboric? Tausende. Und in den Zeitaltern, die längst vergangen sind? Zehntausende? Jeder verdammte Stamm hatte einen, alter Mann. Sie sind alle verschieden – und doch alle gleich.« Sie zündete ihre Pfeife an, und Rauchwolken kräuselten sich um ihr Gesicht. Dann sagte sie: »Es würde mich nicht überraschen, wenn alle Götter nur Aspekte eines einzigen Gottes wären, und all dieses Kämpfen nur der Beweis wäre, dass dieser eine Gott wahnsinnig ist.«
    »Wahnsinnig?« Heboric zitterte. Er konnte spüren, wie sein Herz sich abmühte, als stünde irgendein grässlicher Dämon an der Tür zu seiner Seele.
    »Oder vielleicht auch nur verwirrt. All diese zankenden Anbeter, die alle davon überzeugt sind, dass ihre Version die richtige ist. Stell dir vor, du würdest Gebete von zehn Millionen Gläubigen hören, von denen nicht einer das Gleiche glaubt wie derjenige, der neben ihm kniet. Oder vor ihm. Oder hinter ihm. Stell dir nur all die Heiligen Bücher vor, die sich über nichts einig sind, und doch geben alle vor, dass sie die Botschaft dieses einen Gottes sind. Stell dir vor, wie zwei Armeen einander auslöschen, beide im Namen dieses Gottes. Wer würde bei all dem nicht wahnsinnig werden?«
    »Nun«, ertönte Schlitzers Stimme in der Stille, die Scillaras Ausfall folgte, »der Tee ist fertig.«
     
    Graufrosch hockte auf einem flachen Stein und blickte auf die unglückliche Gruppe hinunter. Der Bauch des Dämons war gefüllt; allerdings trat die wilde Ziege gelegentlich noch um sich . Verdrießlich. Sie kommen nicht miteinander aus. Tragische Neigung, lustlos wiederholt. Kindgeschwollene Schönheit ist unglücklich vor Schmerzen und Unbehagen. Jüngere Schönheit ist schockiert, verängstigt und allein. Doch geneigt, weichen Trost zurückzuweisen, den bewundernder Graufrosch ihr geben kann. Besorgter Assassine wird von Ungeduld gepeinigt, wegen etwas, das ich nicht weiß. Und schrecklicher Priester. Oh, schauderhafter Lagerplatz! So viel Missfallen! Bestürzung! Vielleicht könnte ich die Ziege ausspeien, und wir könnten besagte schöne Mahlzeit teilen. Schöne, noch immer tretende Mahlzeit. Oh, schlimmste Art der Verdauung!
    »Graufrosch!«, rief Schlitzer zu ihm hoch. »Was tust du da oben?«
    »Freund Schlitzer. Unbehagen. Lästige Hörner.«
     
    Bisher, dachte Samar Dev, hatten sich die Angaben auf der Karte als richtig erwiesen. Trockenes

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