SdG 10 - Die Feuer der Rebellion
verändert.«
»Ja, ja«, sagte Igel, »das ist ja alles schön und gut. Wann kommt Ihr zu Eurer Theorie, Hauptmann?«
»Jeder Berg hat einen Gipfel, Igel, und im Laufe der Geschichte hat es Berge um Berge gegeben – mehr als wir uns vorstellen können, schätze ich – Berge der Menschheit, der Jaghut, der T’lan Imass, Eres’al, Barghast, Trell und so weiter. Nicht nur Berge, sondern ganze Bergketten. Ich glaube, dass das Aufsteigen ein natürliches Phänomen ist, ein unausweichliches Gesetz, das etwas mit Wahrscheinlichkeit zu tun hat. Nimm viele, wirklich viele Leute, irgendwo, irgendeiner Art, und früher oder später wird sich genug Druck aufbauen, und ein Berg wird sich erheben, und er wird einen Gipfel haben. Und aus diesem Grund werden auch so viele Aufgestiegene zu Göttern – wenn Generationen vergangen sind, wird der Name des großen Helden irgendwann heilig, wird er selbst zum Sinnbild eines längst entschwundenen goldenen Zeitalters – so läuft das.«
»Also, wenn ich Euch richtig verstehe, Hauptmann – und ich muss zugeben, es ist nicht leicht und war es auch nie –, gibt es zu viel Druck in diesen Tagen, und deshalb sind zu viele Aufgestiegene da, und die Dinge werden haarig.«
Paran zuckte die Schultern. »Es könnte sich so anfühlen. Das tut es wahrscheinlich immer. Aber diese Dinge erledigen sich irgendwann von selbst. Berge prallen gegeneinander, Gipfel stürzen ein, werden vergessen und zerbröckeln zu Staub.«
»Hauptmann, habt Ihr vor, den Drachenkarten eine neue Karte hinzuzufügen?«
Paran musterte den Geist lange, dann sagte er: »In vielen Häusern gibt es die Rolle des Soldaten bereits –«
»Aber nicht die des ungebundenen Soldaten, Hauptmann. Nicht … so etwas wie uns.«
»Du hast gesagt, euch stünde ein langer Weg bevor, Sappeur. Woher weißt du das? Wer führt dich?«
»Auf diese Frage habe ich keine Antwort bekommen, Hauptmann. Deshalb haben wir ausgeknobelt – das wäre dann unsere Bezahlung für diesen Handel –, dass wenn Ihr eine Karte für uns erschaffen würdet, nun, es wäre, als wenn man über einem unsichtbares Spinnennetz eine Handvoll Weizenmehl ausstreut.«
»Als Teil des Handels? Das hättest du auch gleich zu Anfang sagen können, Igel.«
»Nein, lieber erst, wenn es zu spät ist.«
»Für dich, ja. In Ordnung, ich werde darüber nachdenken. Ich gebe zu, dass du mich neugierig gemacht hast, vor allem, da ich nicht glaube, dass du und deine Geisterarmee, dass ihr direkt manipuliert werdet. Ich vermute, was euch ruft, ist etwas weit Flüchtigeres, etwas Ursprünglicheres. Eine Kraft der Natur, als wäre irgendeinem lang verlorenen Gesetz wieder Geltung verschafft worden, und ihr seid diejenigen, die es durchsetzen werden. Endlich.«
»Ein interessanter Gedanke, Hauptmann. Ich habe immer gewusst, dass Ihr was im Kopf habt, und jetzt bekomme ich endlich eine Ahnung davon, wozu es gut ist.«
»Und jetzt will ich dir eine Frage stellen, Igel.«
»Wenn es sein muss.«
»Diese lange Straße vor euch. Euer Marsch – er führt in den Krieg, stimmt’s? Gegen wen?«
»Eher was –«
Hinter ihnen entstand Aufregung, als die Anteilseigner zur Kutsche zurückeilten, dann das Klatschen von Leder und das Klicken von Schnallen, als die etwa ein Dutzend Männer und Frauen sich festschnallten. Die Pferde wurden plötzlich unruhig. Sie warfen die Köpfe hin und her und stampften mit den Hufen, blähten die Nüstern. Der Kutscher hatte die Zügel wieder in den Händen.
»Ihr zwei, da!«, knurrte er. »Es ist Zeit.«
»Ich glaube, ich werde mich zum Kutscher raufsetzen«, sagte Igel. »Hauptmann, wie der Hohemagier gesagt hat, passt auf, dass Ihr dicht bei uns bleibt. Ich wusste, wie ich uns hierherbringen konnte, aber ich habe keine Ahnung, was jetzt folgt.«
Paran nickte und eilte zu seinem Pferd, während Igel an der Seite der Kutsche hochstieg. Die beiden Pardu kehrten von ihren Posten auf der Brücke zurück und kletterten aufs Dach, wo sie sich an die Seiten kauerten. Beide überprüften ihre Armbrüste und den Vorrat an schweren Bolzen.
Paran schwang sich in den Sattel.
In der Seitentür öffnete sich ein Fensterladen, und der Hauptmann konnte Karpolans rundes, glänzendes Gesicht erkennen. »Wir reisen gefährlich schnell, Ganoes Paran. Wenn sich bei dem Pferd, das Ihr reitet, irgendeine Veränderung zeigt, solltet Ihr in Erwägung ziehen, es aufzugeben.«
»Und wenn bei mir irgendeine Veränderung auftritt?«
»Nun, dann werden wir unser Bestes
Weitere Kostenlose Bücher