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SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

Titel: SdG 10 - Die Feuer der Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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unverwandt auf die züngelnden Flammen gerichtet.
    Corabb hatte ein armlanges Stück Holz gefunden, leicht wie der Atem einer Frau – ein untrüglicher Hinweis darauf, dass eine Biritschnecke darin hauste, die er gerade mit seinem Messer herausgeholt hatte. Die Kreatur wand sich auf der Messerspitze, und bedauerlicherweise war es ausgerechnet dieser Anblick, der ihn an das Debakel mit seinem Penis erinnerte. Er spürte, wie er verdrießlich zu werden begann, biss die Schnecke in der Mitte durch und begann zu kauen; Flüssigkeit rann ihm in den Bart. »Oh«, sagte er mit vollem Mund, »sie hat Eier. Köstlich.«
    Leoman blickte ihn an und zog dann erneut an seinem Mundstück. »Uns gehen die Pferde aus«, sagte er.
    Corabb schluckte. Die andere Hälfte der Schnecke wand sich noch immer auf der Messerspitze, Fäden rosafarbener Eier hingen wie winzige Perlen aus ihr heraus. »Wir schaffen es, Kommandant«, sagte er und streckte die Zunge aus, um die Eier aufzulecken, und schob sich dann den Rest der Schnecke in den Mund. Er kaute und schluckte. »Noch vier, fünf Tage, würde ich schätzen.«
    Leomans Augen glitzerten. »Dann weißt du es also.«
    »Wo wir hingehen? Ja.«
    »Weißt du auch, warum?«
    Corabb warf das Stück Holz ins Feuer. »Y’Ghatan. Die Erste Heilige Stadt. Wo Dassem Ultor, verflucht sei sein Name, verraten wurde und gestorben ist. Y’Ghatan, die älteste Stadt der Welt. Erbaut auf der Schmiede eines Schmieds des Abgrunds, auf seinen Knochen. Sieben Y’Ghatans, sieben große Städte, um die Zeitalter zu kennzeichnen, die wir erlebt haben – das, das wir jetzt sehen, hockt auf den Knochen der anderen sechs. Y’Ghatan – Stadt der Olivenhaine, Stadt der süßen Öle –« Corabb verstummte, runzelte die Stirn. »Wie war nochmal die Frage, Kommandant?«
    »Warum.«
    »Ah, ja. Ob ich weiß, warum du dich für Y’Ghatan entschieden hast? Weil wir dort zu einer Belagerung verlocken. Es ist eine Stadt, die schwer zu erobern ist. Die dummen Malazaner werden bei dem Versuch, ihre Wälle zu erstürmen, verbluten. Wir werden ihre Knochen zu denen all der anderen hinzufügen, zu denen von Dassem Ultor –«
    »Er ist dort nicht gestorben, Corabb.«
    »Was? Aber es hat Zeugen gegeben, die gesehen haben –«
    »Dass er verwundet wurde, ja. Dass … versucht wurde, ihn zu töten. Aber nein, mein Freund, das Erste Schwert ist nicht gestorben; Dassem lebt immer noch.«
    »Und wo ist er dann?«
    »Wo er ist, spielt keine Rolle. Du solltest fragen: Wer ist er?
    Frage das, Corabb Bhilan Thenu’alas, und ich werde dir eine Antwort geben.«
    Corabb dachte über das nach, was er gerade gehört hatte. Selbst wenn Leoman von den Dreschflegeln sich benebelt von Durhangschwaden treiben ließ, war er zu schlau für ihn. Er war klug, konnte all das sehen, was Corabb nicht sehen konnte. Er war der größte Anführer, den das Reich der Sieben Städte jemals hervorgebracht hatte. Er hätte Coltaine besiegt. Ehrenhaft. Und wenn man ihn gelassen hätte, hätte er Mandata Tavore zerschmettert, und dann Dujek Einarm. Es hätte eine echte Befreiung gegeben, für das ganze Reich der Sieben Städte, und von hier aus hätte sich die Rebellion ausgebreitet, bis das Joch schließlich von allen abgeworfen worden wäre. Das war die Tragödie, die wahre Tragödie. »Der Gesegnete Dessembrae hängt uns an den Fersen …«
    Leoman hustete eine Rauchwolke aus. Er krümmte sich, hustete weiter.
    Corabb griff nach einem Wassersack und warf ihn seinem Anführer zu. Leoman holte schließlich Luft und trank dann einen kräftigen Schluck. Mit einem tiefen Seufzen lehnte er sich zurück und grinste. »Du bist ein Wunder, Corabb Bhilan Thenu’alas! Und um dir zu antworten – ich hoffe doch, dass dem nicht so ist!«
    Corabb wurde traurig. »Du machst dich über mich lustig, Kommandant«, sagte er.
    »Ganz und gar nicht, du von Oponn gesegneter Verrückter – mein einziger noch lebender Freund –, ganz und gar nicht. Es ist der Kult, verstehst du. Der Herr der Tragödie. Dessembrae. Das ist Dassem Ultor. Ich habe keinen Zweifel daran, dass du das verstanden hast, aber denke doch einmal darüber nach – damit es einen Kult gibt, eine Religion mit Priestern und all dem Kram, muss es einen Gott geben. Einen lebenden Gott.«
    »Dassem Ultor ist aufgestiegen?«
    »Ich glaube schon, auch wenn er ein widerspenstiger Gott ist. Ein Verweigerer, wie Anomander Rake von den Tiste Andii. Und so wandert er herum, ewig auf der Flucht … und vielleicht auch

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