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SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

Titel: SdG 10 - Die Feuer der Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Gebrüll. Ein paar Soldaten, die den ganzen Nachmittag Glockenschlag um Glockenschlag dagestanden hatten, waren bewusstlos zusammengebrochen; der eine Sklave, den der Falah’d aus seinem Gefolge abgetreten hatte, kümmerte sich um sie.
    Hauptmann Inashan war bereits einige Zeit damit beschäftigt, einen Trupp zusammenzustellen, den er in die Feste führen wollte.
    Sklaven massierten dem Falah’d die Füße und rieben sie mit in Öl zerkauten Minzblättern ab. »Ihr braucht zu lange, Hauptmann!«, sagte er. »Seht Euch das dämonische Pferd an, wie es uns beäugt! Es wird dunkel sein, wenn Ihr endlich so weit seid, dass Ihr die Festung stürmen könnt!«
    »Es werden gerade Fackeln gebracht, Falah’d«, erwiderte Inashan. »Wir sind so gut wie bereit.«
    Sein Widerstreben hatte fast etwas Komisches, und Samar Dev wagte nicht, ihm in die Augen zu blicken – nicht nach dem Gesichtsausdruck, den ihr früheres Zwinkern hervorgerufen hatte.
    Ein Schrei ertönte aus dem Lager der Belagerer.
    Toblakai war aufgetaucht, kletterte vom Sims herunter, zurück auf die behelfsmäßige Treppe. Samar Dev und Inashan begaben sich zum Graben, kamen gerade rechtzeitig dort an, um ihn heraussteigen zu sehen. Das Bärenfell hing in Fetzen und war dunkel vor Blut. Er hatte sich einen Stoffstreifen um den Kopf gewunden, der die Haut oberhalb einer Schläfe an Ort und Stelle hielt. Der größte Teil seiner Oberbekleidung war weggerissen worden und enthüllte zahllose Furchen und Einstiche.
    Und er war voller Scheiße.
    Vom Falah’d, der zwanzig Schritt hinter ihnen war, kam eine nörgelige Frage: »Toblakai! Sind die Verhandlungen gut verlaufen?«
    »Ich nehme an, es sind keine Malazaner mehr da«, sagte Inashan leise.
    Karsa Orlong starrte ihn finster an. »Ich habe keine gesehen.« Er schritt an ihnen vorbei.
    Samar Dev drehte sich um – und zuckte zusammen, als sie den entsetzlich zugerichteten Rücken des Kriegers sah. »Was ist da drin passiert?«, wollte sie wissen.
    Ein Schulterzucken, das das auf Toblakais Rücken geschlungene Steinschwert wippen ließ. »Nichts Wichtiges, Hexe.«
    Ohne langsamer zu werden oder sich umzudrehen, ging er weiter.
     
    Ein Lichtfleck weit im Süden wie ein Haufen sterbender Sterne am Horizont kennzeichnete die Stadt Kayhum. Der Staub, den der Sturm vergangene Woche aufgewirbelt hatte, hatte sich wieder gesetzt, und am Nachthimmel leuchteten hell die beiden weit geschwungenen Straßen des Abgrunds. Es gab Gelehrte, so hatte Corabb Bhilan Thenu’alas gehört, die behaupteten, diese beiden breiten Straßen seien nichts weiter als Sterne, zusammengefasst in unvorstellbar großer Zahl, doch Corabb wusste, dass das Narretei war. Sie konnten gar nichts anderes als Himmelsstraßen sein, die Pfade, auf denen die Drachen der Tiefe einherschritten, und Ältere Götter und die Schmiede, deren Augen Sonnen waren und die Sterne ins Leben hämmerten; die Welten, die sich um jene Sterne drehten, waren einfach nur wertloses Zeug, Abfall aus den Schmieden, bleich und verdreckt, auf denen Kreaturen herumkrabbelten, die sich auf ihren Dünkel auch noch etwas einbildeten.
    Sich auf den eigenen Dünkel etwas einbilden. Ein alter Seher hatte ihm das einst gesagt, und aus irgendeinem Grund hatte der Satz sich in Corabbs Verstand eingegraben und ließ sich dann und wann hervorholen, während sein inneres Auge angesichts dieses Wunders leuchtete. Leute taten das, ja. Er hatte sie gesehen, wieder und wieder. Wie Vögel. Besessen von Wichtigtuerei, dachten sie sich selbst groß, bis sie hinauf in den Nachthimmel ragten. Der Seher war ein Genie gewesen, dass er das so klar erkannt und so gut ausgedrückt hatte. Nicht, dass Dünkel eine einfache Sache wäre. Corabb erinnerte sich daran, wie er eine alte Frau hatte fragen müssen, was der Begriff bedeutete, wie sie gekichert und ihm unter die Tunika gegriffen hatte, um ihn am Penis zu ziehen, was unerwartet und – unabhängig von der instinktiven Reaktion – höchst unwillkommen gewesen war. Eine schwache Woge der Empörung begleitete die Erinnerung, und er spuckte in das Feuer, das vor ihm flackerte.
    Leoman von den Dreschflegeln saß ihm gegenüber, neben sich eine mit Durhang gefüllte Wasserpfeife, an den Lippen das Mundstück aus Hartholz in Form einer weiblichen Brustwarze, magentarot eingefärbt, um die Ähnlichkeit noch zu verstärken. Die Augen seines Anführers glänzten düster und rötlich im Feuerschein, die Lider waren halb herabgesunken, der Blick anscheinend

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