SdG 10 - Die Feuer der Rebellion
stechend. »Oh. Das … ging schnell.«
»Entschuldige, Apsalar. Ich bin meistens ein ziemlich elender Kerl, ich gebe es zu. Und seit du gekommen bist, habe ich mehr gesprochen als in den letzten Jahren. Deshalb werde ich jetzt still sein. Wie kann ich dir helfen?«
Sie zögerte, blickte dann weg. »Du kannst mir eigentlich gar nicht helfen. Ich hätte nicht herkommen sollen. Ich habe immer noch Aufgaben zu erfüllen.«
»Für ihn?«
Sie nickte.
»Warum?«
»Weil ich mein Wort gegeben habe.«
»Du bist ihm nichts schuldig – außer vielleicht ein Messer in den Rücken.«
»Wenn ich meine Aufgaben erledigt habe … würde ich gerne verschwinden.«
Er setzte sich erneut hin. »Oh. Ja, gut.«
»Ich glaube, zufällig zu ertrinken wird nicht mehr ausreichen, Urko.«
Ein schwaches Lächeln. »Es war unser Witz, verstehst du. Wir alle haben den Pakt geschlossen … zu ertrinken. Niemand hat es kapiert. Niemand kapiert es. Wahrscheinlich wird es nie jemand kapieren.«
»Ich habe es kapiert. Tanzer auch. Ich glaube, sogar Schattenthron.«
»Hadra nicht. Die hatte noch nie Sinn für Humor. Hat sich immer nur mit Kleinigkeiten aufgehalten. Ich frage mich, ob solche Leute jemals glücklich sind? Sind sie überhaupt dazu fähig? Was begeistert sie überhaupt? Gib ihnen zu viel, und sie beklagen sich. Gib ihnen zu wenig, und sie beklagen sich noch mehr. Mach es genau richtig, und die Hälfte von ihnen beklagt sich darüber, dass es zu viel ist, und die andere Hälfte, dass es zu wenig ist.«
»Kein Wunder, dass du es aufgegeben hast, dich mit anderen Menschen abzugeben, Urko.«
»Stimmt. Ich ziehe mittlerweile Knochen vor. Menschen. Es gibt viel zu viele von ihnen, wenn du mich fragst.«
Sie blickte sich um. »Tanzer wollte dich aufrütteln. Warum?«
Der Napanese wandte den Blick ab; er antwortete nicht.
Apsalar spürte einen Hauch von Unbehagen. »Er weiß etwas, stimmt’s? Und das teilt er dir dadurch mit, dass er dich einfach grüßen lässt.«
»Assassine oder nicht, ich habe Tanzer immer gemocht. Vor allem die Art, wie er den Mund halten konnte.«
Die beiden reptilischen Skelette kratzten an der Tür. Apsalar betrachtete sie ein, zwei Herzschläge lang. »Verschwinden … so, dass selbst ein Gott einen nicht finden kann.«
»Oh ja, das wird nicht leicht sein.«
»Er hat gesagt, ich könnte gehen, wenn ich alles erledigt habe. Und dass er mich nicht suchen wird.«
»Glaube ihm, Apsalar. Tanzer lügt nicht, und ich vermute, dass sich daran selbst durch die Tatsache, dass er nun ein Gott ist, nichts ändern wird.«
Ich glaube, das ist genau das, was ich gerne hören wollte. »Danke.« Sie ging auf die Tür zu.
»So schnell schon?«, fragte Urko.
Sie blickte zu ihm zurück. »Zu viel oder zu wenig?«
Seine Augen verengten sich, dann lachte er. »Du hast recht. Es ist so gut wie perfekt – ich muss aufpassen, was ich mir wünsche.«
»Ja«, sagte sie. Und auch das ist etwas, woran Tanzer dich erinnern wollte, oder?
Urko schaute weg. »Verdammt soll er sein, trotzdem.«
Lächelnd öffnete Apsalar die Tür. Telorast und Rinnsel huschten nach draußen. Sie folgte ihnen einen Moment später.
Dicke Spucke in die Handflächen, sorgfältig verrieben, dann einmal übers Haar gewischt. Der ausgestoßene Gral streckte sich, trat Sand auf das kleine Kochfeuer, griff dann nach seinem Packen und warf ihn sich über die Schulter. Er nahm seinen Jagdbogen, hängte die Sehne ein und legte einen Pfeil an. Ein letzter Rundblick und er marschierte los.
Es war nicht schwer, der Spur zu folgen. Taralack Veed beobachtete weiterhin unablässig das umliegende unwirtliche, zerklüftete Buschland. Eine Hase, ein Wüstenhuhn, eine Mamlakeidechse, irgendetwas in der Art würde es schon tun; er war der luftgetrockneten Streifen Bhederinfleisch müde, und die letzte Dattel hatte er vor zwei Nächten gegessen. Er hatte natürlich noch jede Menge Knollen, aber zu viele davon, und er würde den halben Tag damit verbringen, über einem hastig gegrabenen Loch zu hocken.
Der Vielwandlerdämon näherte sich seiner Beute, und es war überlebenswichtig, dass Taralack in nächster Nähe blieb, damit er sich vergewissern konnte, wie die Sache ausging. Er wurde gut bezahlt für die Aufgabe, die vor ihm lag, und das war alles, was zählte. Gold – und damit die Macht, eine Söldnerkompanie aufzustellen. Dann zurück zu seinem Dorf, um denen, die ihn verraten hatten, die wohlverdiente Strafe angedeihen zu lassen. Danach würde er den
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