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SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

Titel: SdG 10 - Die Feuer der Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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auf dem bescheidenen, eingezäunten Grundstück herum, das den Turm umgab. Niemand war zu sehen, und Apsalar konnte auch von drinnen nichts hören, als sie zur Tür ging und davor stehenblieb.
    Telorasts leises Geflüster drang an ihr Ohr. »Das ist nicht gut. Hier lebt ein Fremder. Es muss ein Fremder sein, denn wir sind uns nie begegnet. Und wenn es kein Fremder ist, dann ist es jemand, den ich kenne, was sogar noch schlimmer wäre –«
    »Sei still«, sagte Apsalar und hob die Hand, um an die Tür zu klopfen – und verharrte, trat einen Schritt zurück und starrte zu dem gewaltigen Schädel hinauf, der oberhalb der Tür in die Mauer eingelassen war und ursprünglich einem Reptil gehört hatte. »Beim Atem des Vermummten!« Sie zögerte, während Telorast hinter ihr ein leises Quieken und Keuchen ausstieß, hämmerte dann mit der behandschuhten Faust gegen das verwitterte Holz.
    Das Geräusch von etwas, das umfiel, erklang, dann Schritte, die über Kies und Steinchen knirschten. Ein Bolzen wurde beiseitegeschoben, und schließlich schwang die Tür in einer Staubwolke auf.
    Der Mann, der im Türrahmen stand, füllte ihn fast vollständig aus. Ein Napanese mit mächtigen Muskeln, einem derben Gesicht und kleinen Augen. Sein Schädel war geschoren und weiß von Staub, durch den ein paar Rinnsale aus Schweiß rannen, die in seinen dichten, borstigen Augenbrauen glänzten.
    Apsalar lächelte. »Hallo, Urko.«
    Der Mann gab ein unbestimmtes Geräusch von sich und sagte dann: »Urko ist ertrunken. Sie sind alle ertrunken.«
    »Es war genau dieser Mangel an Fantasie, der euch verraten hat«, erwiderte sie.
    »Wer bist du?«
    »Apsalar –«
    »Nein, das bist du nicht. Apsalar war eine Imass –«
    »Nicht die Herrin der Diebe. Ich habe einfach nur diesen Namen gewählt –«
    »Dann bist du dazu noch verdammt arrogant.«
    »Vielleicht. Wie auch immer, ich überbringe dir Grüße von Tanzer.«
    Die Tür flog ihr vor der Nase zu.
    Apsalar hustete in der Staubwolke, die über sie hinwegwogte, trat einen Schritt zurück und wischte sich den Dreck aus den Augen.
    »Ha, ha«, sagte Telorast hinter ihr. »Können wir jetzt wieder gehen?«
    Sie hämmerte erneut gegen die Tür.
    Nach mehreren Herzschlägen öffnete sie sich wieder. Er starrte sie finster an. »Ich habe einmal versucht, ihn zu ertränken, verstehst du?«
    »Nein. Ja. Ich erinnere mich. Du warst betrunken.«
    »Du kannst dich an nichts erinnern – du warst nicht dabei. Außerdem war ich nicht betrunken.« »Oh. Und … warum hast du es dann getan?«
    »Weil er mich verärgert hat, deshalb. Genau wie du jetzt.«
    »Ich muss mit dir sprechen.«
    »Wozu?«
    Sie wusste plötzlich nicht, was sie ihm darauf antworten sollte.
    Seine Augen verengten sich. »Hat er tatsächlich geglaubt, ich wäre betrunken gewesen? Was für ein Idiot.«
    »Nun, ich nehme an, die Alternative war zu deprimierend.«
    »Ich wusste gar nicht, dass er so empfindsam ist. Bist du seine Tochter? Etwas … an der Art, wie du dastehst …«
    »Darf ich reinkommen?«
    Er gab die Tür frei. Apsalar betrat den Turm und blieb erneut stehen, den Blick auf das riesige kopflose Skelett gerichtet, das den Innenraum beherrschte und bis ganz oben, zur Decke des Turms reichte. Zweibeinig, langschwänzig, die Knochen braun glänzend. »Was ist das?«
    »Was auch immer es ist, es konnte einen Bhederin mit einem Biss verschlingen«, sagte Urko.
    »Wie?«, fragte Telorast Apsalar flüsternd. »Es hat keinen Kopf.«
    Der Mann hörte die Frage und machte erneut ein finsteres Gesicht. »Du hast Gesellschaft. Was ist das, ein Hausdämon oder so was? Ich kann es nicht sehen, und das mag ich nicht. Das mag ich ganz und gar nicht.«
    »Es ist ein Geist.«
    »Du solltest ihn zum Vermummten verbannen«, sagte er. »Geister gehören nicht hierher, deshalb sind es ja Geister.«
    »Er ist ein böser Mann!«, zischte Telorast. »Was sind das denn für welche?«
    Apsalar konnte den schattenhaften Geist so eben noch ausmachen, als er auf einen langen Tisch rechts von ihr zutrieb. Darauf standen kleinere Ausgaben des skelettierten Kolosses, drei von ihnen so groß wie Krähen, doch anstatt Schnäbeln besaßen die Kreaturen lange Schnauzen mit nadelscharfen Fängen. Die Knochen waren mit Därmen zusammengebunden, und die Gestalten waren aufgerichtet, so dass sie auf zwei Beinen standen wie die Wachposten der Meerratten.
    Urko musterte Apsalar. Ein merkwürdiger Ausdruck lag dabei auf seinen derben, ausgeprägten Gesichtszügen.

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