Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

Titel: SdG 10 - Die Feuer der Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
du den anderen noch nichts erzählt hast. Achtest du etwa meinen Wunsch, es geheim zu halten?«
    Wie erwartet, antwortete Graufrosch nicht.
    Scillara strich sich mit einer Hand über den gewölbten Bauch. Wie konnte sie fetter und fetter werden, wenn sie seit Wochen mindestens eine von drei Mahlzeiten wieder auskotzte? Da war etwas Übles an dieser ganzen Sache mit der Schwangerschaft. Als trüge sie ihren eigenen Dämon, zusammengekauert da unten in ihrem Bauch. Nun, je schneller er herauskam, desto schneller konnte sie ihn an irgendeinen Zuhälter oder Haremsmeister verkaufen. Damit er dort gefüttert und aufgezogen wurde, um das Geschäft des Bittstellers zu erlernen.
    Die meisten Frauen, die sich um ihre Kinder kümmerten, hörten nach zwei oder drei auf, wie sie wusste, und jetzt verstand sie auch, warum. Heiler und Hexen und Hebammen und Ammen sorgten dafür, dass die Kinder gesund blieben, und es oblag der Welt, ihnen ihre Wege und Weisen beizubringen. Das Elend lag im Austragen, darin, dieses zunehmende Gewicht zu tragen, in den geheimen Forderungen, die dies an ihre Kraftreserven stellte.
    Und außerdem geschah noch etwas anderes. Etwas, das ein Beweis für das dem Kind innewohnende Böse war. Sie hatte festgestellt, dass sie gelegentlich in einen träumerischen, angenehmen Zustand wegdämmerte, der ein sinnloses Lächeln heraufbeschwor, das Scillara schlicht entsetzte. Wie konnte sie glücklich sein? Die Welt war kein angenehmer Ort. Sie flüsterte nicht von Zufriedenheit. Nein, die giftige Verführung, die sich in sie hineinstahl, trachtete nach Selbsttäuschung und glückseliger Dummheit – und davon hatte sie bereits genug gehabt. Sie war genauso schändlich wie Durhang, diese tödliche Verlockung.
    Ihr wachsender Bauch würde bald nicht mehr zu übersehen sein, das wusste sie. Außer, wenn sie versuchte, sogar noch fetter zu werden. Ein kräftiger Körperbau hatte etwas Beruhigendes – aber nein, das war schon wieder die täuschende Verführung, die sich auf einem neuen Weg in ihre Gedanken schlich.
    Nun, es schien, als wäre die Übelkeit endgültig vorbei. Scillara stand auf und kehrte zum Lager zurück. Eine Handvoll Kohlen in der Feuerstelle, ein paar davontreibende Rauchfahnen, und drei still daliegende, in Decken gewickelte Gestalten. Graufrosch tauchte hinter ihr auf, ging an ihr vorbei und hockte sich neben das Feuer. Er grabschte eine Kapmotte aus der Luft und stopfte sie sich in das breite Maul. Und die ganze Zeit musterte er Scillara mit seinen trüben grünen Augen.
    Sie stopfte erneut ihre Pfeife. Warum bekamen eigentlich nur Frauen Kinder? Gewiss hätte doch mittlerweile irgendeine aufgestiegene Hexe diese Ungerechtigkeit mittels Zauberei berichtigen können? Oder war es vielleicht gar kein Fehler, sondern eine Art Vorteil? Nicht dass ihr irgendwelche auf der Hand liegende Vorteile eingefallen wären. Abgesehen von dieser merkwürdigen, verdächtigen Glückseligkeit, die sich ständig in sie hineinstahl. Sie zog kräftiger an der Pfeife. Bidithal hatte in seinem Kult das Wegschneiden der Freude zum ersten Ritual für die Mädchen gemacht. Ihm hatte die Vorstellung gefallen, überhaupt nichts zu fühlen, und so hatte er den gefährlichen Wunsch nach Sinnlichkeit entfernt. Sie konnte sich nicht erinnern, ob sie jemals solche Gefühle gehabt hatte.
    Bidithal hatte ihr religiöse Verzückung eingeimpft, einen Daseinszustand, der – wie sie nun befürchtete – unendlich viel selbstsüchtiger war als den eigenen Körper zu befriedigen. Schwanger zu sein, flüsterte von einer ähnlichen Art der Verzückung, und das bereitete ihr Unbehagen.
    Eine Bewegung am Rande ihres Blickfelds. Sie drehte sich um und sah, dass Schlitzer sich aufgesetzt hatte.
    »Stimmt etwas nicht?«, fragte sie leise.
    Er blickte sie an. Sein Gesichtsausdruck war im Dunkeln nicht zu erkennen, doch er seufzte zittrig. »Nein. Ich hatte nur einen schlechten Traum.«
    »Es wird bald hell«, sagte Scillara.
    »Warum bist du wach?«
    »Aus keinem besonderen Grund.«
    Er schlug die Decke zurück, stand auf und ging hinüber zur Feuerstelle. Kauerte sich hin, warf eine Handvoll Zunder auf die glühenden Kohlen und wartete, bis er aufloderte; dann begann er, Dungbrocken hinzuzufügen.
    »Was glaubst du, was auf der Otataral-Insel passieren wird, Schlitzer?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Der alte Malazaner drückt sich ja nicht gerade sehr klar darüber aus, nicht wahr?«
    »Er ist der Destriant des Tigers des

Weitere Kostenlose Bücher