Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
beschließt, sich gegen die eigenen Gläubigen zu verteidigen. Verbündete, Feinde? Welche Bedeutung haben solche primitiven, einfachen Vorstellungen in diesem Szenario, Mappo Runt?«
    Der Trell starrte auf die sich hebenden und senkenden Wogen hinaus, diese unermüdliche Abfolge, geboren aus fernen Erschütterungen, dem unablässigen Zerren der Gezeiten, den harten, bitteren Winden und all dem, was sich in der Welt bewegte. Und doch, wenn man lange genug auf diese einfache, wogende Bewegung starrte … war sie faszinierend. »Wir sind«, sagte er, »wie das Land und das Meer.«
    »Noch ein Zitat?«
    Er zuckte die Schultern. »Getrieben von unsichtbaren Kräften, ewig in Bewegung, selbst wenn wir stillstehen.« Er kämpfte gegen eine Woge der Verzweiflung an, die in ihm aufwallte. »In Anbetracht all dessen, was die streitenden Parteien behaupten, dass sie nichts weiter als die Soldaten ihres Gottes sind …«
    »Alles, was sie im Namen dieses Gottes tun, ist in seinem Kern vollkommen gottlos. «
    »Und die wahrhaft Gottlosen – solche wie die, von denen du vorhin gesprochen hast – können gar nicht anders, als solche Gotteslästerer als Verbündete zu betrachten.«
    Sie musterte ihn so lange, dass er sich unbehaglich zu fühlen begann. »Was bringt Icarium dazu zu kämpfen?«, fragte sie.
    »Wenn er Herr seiner Sinne ist, dann ist es … Ungerechtigkeit. Unrecht.«
    »Und wenn er nicht Herr seiner Sinne ist?«
    »Dann … nichts.«
    »Und der Unterschied zwischen den beiden besteht im Ausmaß der Zerstörung, die er anrichtet.«
    Er blickte erneut weg. »Und in den Beweggründen.«
    »Bist du dir sicher? Selbst wenn Ungerechtigkeit, indem sie seine Gewalttätigkeit auslöst, zur alles zerstörenden Vernichtung wird, ohne eine offensichtliche Schwelle überschritten zu haben? Mappo Trell, ich glaube, dass die Beweggründe sich letztlich als unbedeutend erweisen. Gemetzel ist Gemetzel. Auf beiden Seiten des Schlachtfelds grinst das Gesicht stumpf und dumm, selbst wenn Rauch den Himmel von Horizont zu Horizont bedeckt, selbst wenn Getreide verwelkt und stirbt, selbst wenn gutes Land sich in Salz verwandelt. Die Ungerechtigkeit endet, Trell, wenn nichts und niemand mehr steht. Vielleicht«, fügte sie hinzu, »ist das der wahre Zweck, dem Icarium dienen soll – der Grund, warum die Namenlosen versuchen, ihn zu entfesseln. Es ist schließlich eine sichere Möglichkeit, diesen Krieg zu beenden.«
    Mappo Trell starrte sie an. »Das nächste Mal, wenn wir so miteinander sprechen, Bosheit«, sagte er, »kannst du mir deine Gründe dafür nennen, warum du dich den Namenlosen widersetzt. Warum du mir hilfst.«
    Sie lächelte ihn an. »Oh, du fängst an, an unserem Bündnis zu zweifeln?«
    »Wie sollte ich nicht?«
    »So ist der Krieg unter den Göttern, Trell.«
    »Wir sind keine Götter.«
    »Wir sind ihre Hände und ihre Füße, unberechenbar und eigensinnig. Wir kämpfen aus Gründen, die größtenteils unsinnig sind, selbst dann, wenn die Rechtfertigung klar und aufrichtig erscheint. Zwei Königreiche, eines am Oberlauf, das andere am Unterlauf eines Flusses. Das Königreich am Unterlauf sieht das Wasser beschmutzt und widerwärtig ankommen, voller Schlamm und Abfälle. Das Königreich am Oberlauf, das auf höherem Land liegt, sieht seine verzweifelten Bewässerungsversuche scheitern, da der Mutterboden jedes Mal weggeschwemmt wird, wenn im Hochland hinter ihm die Regenfälle einsetzen. Die beiden Königreiche streiten sich, bis es dann schließlich zum Krieg kommt. Das Königreich am Unterlauf marschiert, schreckliche Schlachten werden geschlagen, Städte bis auf die Grundmauern niedergebrannt, Bürger versklavt, Felder versalzen und unfruchtbar gemacht. Gräben und Dämme zerstört. Am Ende bleibt nur das Königreich am Unterlauf übrig. Aber die Verwitterung hört nicht auf. Tatsächlich rauscht das Wasser nun, da es flussaufwärts keine Bewässerung mehr gibt, ungehindert herunter, übel gelaunt und wild, und es bringt Lehm und Salz mit, die sich auf den Feldern absetzen und den verbleibenden Ackerboden vergiften. Es kommt zu Hungersnöten, Krankheiten, und die Wüste rückt von allen Seiten näher. Die einst siegreichen Anführer sind entmutigt. Güter werden geplündert. Banditen streifen ungehindert umher, und binnen einer einzigen Generation gibt es kein Königreich mehr, weder am Oberlauf noch am Unterlauf. War die Rechtfertigung richtig? Natürlich. Hat diese Richtigkeit die Sieger vor ihrer eigenen

Weitere Kostenlose Bücher