SdG 11 - Die Kochenjäger
Auslöschung bewahrt? Natürlich nicht.
Eine Zivilisation, die sich im Krieg befindet, wählt sich nur den offensichtlichsten Feind, und oft auch den, von dem sie am Anfang glaubt, er sei am leichtesten zu besiegen. Aber dieser Feind ist nicht der wahre Feind, noch ist er die größte Bedrohung dieser Zivilisation. Demgemäß erwählt eine Zivilisation, die sich im Krieg befindet, häufig den falschen Feind. Sag mir, Mappo Runt, was meine beiden angenommenen Königreiche angeht – wo hat sich die wirkliche Gefahr verborgen?«
Er schüttelte den Kopf.
»Ja, das ist schwer zu beantworten, denn es hat viele Bedrohungen gegeben, die scheinbar nichts miteinander zu tun hatten, und lange Zeit tauchten sie auf, verschwanden und tauchten wieder auf. Das Wild, das bis zur Ausrottung gejagt wurde, die Wälder, die abgeholzt wurden, die Ziegen, die in die Hügel gelassen wurden, die Bewässerungsgräben, die gegraben wurden. Und noch mehr: der Überschuss an Nahrungsmitteln, die wachsende Bevölkerung und ihre sich ansammelnden Abfälle. Und dann Krankheiten; Ackerboden, der weggeweht oder weggeschwemmt wurde; und Könige – einer nach dem anderen –, die nichts tun konnten oder wollten oder tatsächlich nichts Widriges gesehen und sich ausschließlich auf diejenigen, die sie verantwortlich machen wollten, konzentriert haben.
»Leider«, sagte sie und lehnte sich jetzt auf die Reling, wandte das Gesicht dem Wind zu, »ist es nicht einfach zu versuchen, sich einem solchen Haufen von Bedrohungen zu widersetzen. Erstens muss man sie erkennen, und um das zu schaffen, muss man langfristig denken; und dann muss man die komplizierten Verbindungen unterscheiden können, die zwischen allen Dingen existieren, die Art und Weise, wie ein Problem das andere speist. Von da ausgehend muss man sich Lösungen ausdenken, und schließlich muss man die Bevölkerung dazu bringen, eine gemeinsame Anstrengung zu unternehmen, und zwar nicht einfach nur die eigene Bevölkerung, sondern auch die der benachbarten Königreiche, die alle an der langsamen Selbstzerstörung teilhaben. Sag mir, kannst du dir vorstellen, dass so ein Anführer jemals über die entsprechende. Macht verfügen wird? Oder sehr lange an der Spitze stehen wird? Ich auch nicht. Die Hüter des Reichtums werden sich zusammenrotten, um so einen Mann – oder eine Frau – zu vernichten. Außerdem ist es viel leichter, einen Feind zu erschaffen und einen Krieg anzufangen – obwohl es meinen Horizont übersteigt, wie diese Hüter des Reichtums tatsächlich glauben können, sie würden einen solchen Krieg überleben. Aber sie tun es, wieder und wieder. Ja, in der Tat, es sieht aus, als glaubten sie, sie könnten die Zivilisation an sich überleben.«
»Du machst den Zivilisationen wenig Hoffnung, Bosheit.«
»Oh, mein Mangel an Hoffnung geht weit über einfache Zivilisationen hinaus. Die Trell waren Hirten, stimmt’s? Ihr habt euch um die halbwilden Bhederin-Herden der Masal-Ebene gekümmert. Im Prinzip eine ziemlich erfolgreiche Art zu leben, wenn man alles in Betracht zieht.«
»Bis die Händler und Siedler gekommen sind.«
»Ja, diejenigen, die euer Land begehrt haben, von Unternehmungsgeist oder der Verwüstung ihrer eigenen Länder getrieben oder von der Armut in ihren Städten. Sie alle haben eine neue Quelle des Reichtums gesucht. Um ihn zu erlangen, mussten sie leider erst dein Volk vernichten.«
Iskaral Pustl kam an die Seite des Trell gekrochen. »Hört zu, ihr beide. Dichter und Philosophen! Was wisst ihr? Ihr redet und redet, während ich bis zur Erschöpfung von diesen entsetzlichen Dingern verfolgt werde!«
»Es sind deine Akolythen, Priester«, sagte Bosheit. »Du bist ihr Gott. Was, wie ich hinzufügen möchte, ein Hinweis auf mindestens zwei Arten von Absurdität ist.«
»Du beeindruckst mich nicht im Geringsten, Frau. Wenn ich ihr Gott bin, warum hören sie dann nicht auf das, was ich sage?«
»Vielleicht warten sie einfach nur darauf, dass du das Richtige sagst«, antwortete Mappo.
»Ach, wirklich? Und was wäre das, du fetter Dummkopf?«
»Nun, das, was auch immer sie hören wollen natürlich.«
»Sie hat dich vergiftet!« Der Hohepriester wich zurück, die Augen weit aufgerissen. Er raufte sich die kümmerlichen Strähnen auf seinem Kopf, wirbelte dann herum und rannte in Richtung der Kajüte davon. Drei Bhok’arala – die ihn begleitet hatten – rasten hinter ihm her, schnatternd und gestikulierend, als würden sie an etwas zerren, das über
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