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SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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eines davon quietschte vor Lachen. Sünd – eng in Masan Gilanis Arme geschmiegt – bewegte sich leicht, wurde aber schnell wieder ruhig, den Mund noch immer an der Brustwarze der Frau. Die Dal Honesin starrte den Kindern hinterher und freute sich, dass sie sich von dem Marsch bereits erholt hatten, dass sie bereits begonnen hatten zu heilen. Jeder von uns geht auf seine Weise damit um, oh ja.
    Also – wen sah Sünd, wenn sie sagte, dass sie alle tot wären?
    Bei den Göttern hienieden, ich glaube nicht, dass ich es wirklich wissen will. Heute Nacht jedenfalls nicht. Soll sie doch schlafen. Sollen die anderen ruhig spielen und sich dann irgendwo unten unter die Decke kuscheln. Lasst uns alle zum Schaukeln dieses Tiers schlafen. Das ist das Geschenk, das der Schnelle Ben uns gemacht hat … das alles.
     
    Bruder und Schwester standen dick eingemummt gegen die Kälte am Bug und sahen zu, wie allmählich mehr und mehr Sterne am dunklen Nordhimmel auftauchten. Knarrendes Tauwerk, die Geräusche von Segeln, die umschlugen, wenn das Schiff den Kurs änderte. Und im Westen eine Bergkette, die schwärzer als der Himmel war – die Halbinsel Olphara.
    Die Schwester brach das lange Schweigen als Erste. »Es hätte unmöglich sein sollen.«
    Ihr Bruder schnaubte. »Es war unmöglich. Darum geht es doch.«
    »Tavore wird das, was sie will, nicht bekommen.«
    »Ich weiß.«
    »Sie ist daran gewöhnt.«
    »Sie musste schon mit uns klarkommen, ja.«
    »Er hat uns alle gerettet, Nil.«
    Ein Nicken, das unter der schweren Kapuze aus wickanischer Wolle nicht zu sehen war.
    »Vor allem den Schnellen Ben.«
    »Da sind wir uns einig. Und«, fuhr Nil fort, »wir sind uns auch einig, dass es eine gute Sache ist, ihn bei uns zu haben.«
    »Ich nehme es an«, sagte Neder.
    »Du klingst nur so, weil du ihn magst, Schwester. Weil du ihn auf die Weise magst, wie eine Frau einen Mann mag.«
    »Sei kein Idiot. Es sind die Träume … und was sie tut …«
    Nil schnaubte erneut. »Es lässt dich schneller atmen, was? Diese tierische Hand, die ihn fester packt – «
    »Hör auf! Das habe ich nicht gemeint. Es ist nur … ja, es ist eine gute Sache, dass er bei dieser Armee ist. Aber sie … mit ihm … nun, da bin ich mir nicht so sicher.«
    »Du meinst, du bist eifersüchtig.«
    »Ich werde dieser kindischen Sticheleien allmählich müde, Bruder. In der Art, wie sie ihn benutzt, liegt etwas … nun ja, Zwingendes …«
    »In Ordnung, was das angeht, bin ich deiner Meinung. Aber für dich und mich, Schwester, bleibt eine lebenswichtige Frage bestehen. Das Interesse der Eres’al ist geweckt. Sie folgt uns wie ein Schakal.«
    »Nicht uns. Ihm.«
    »Genau. Und das ist der Kern der Frage. Sollen wir es ihr sagen? Sollen wir es der Mandata sagen?«
    »Ihr was sagen? Dass ein Soldat mit feuchtem Schritt in Fiedlers Trupp für sie und ihre Armee wichtiger ist als der Schnelle Ben, Kalam und Apsalar zusammen? Hör zu, wir warten, bis wir rausbekommen, was der Hohemagier der Mandata erzählt – über das, was gerade geschehen ist.«
    »Das bedeutet, wenn er wenig sagt oder sogar behauptet, überhaupt nichts zu wissen – «
    »Oder den ganzen Ruhm für sich in Anspruch nimmt und wie ein Erster Held hier herumstolziert – dann werden wir uns überlegen, was wir sagen, Nil.«
    »In Ordnung.«
    Sie schwiegen für ein Dutzend Herzschläge, bis Nil sagte: »Du solltest dir nicht allzu viele Sorgen machen, Neder. Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass so ein Wesen – halb Frau, halb Tier und ganz mit übelriechendem Fell bedeckt – eine besondere Rivalin darstellt, was sein Herz betrifft.«
    »Aber es war nicht meine Hand – « Sie verstummte schlagartig, doch nur kurz – und dann folgte ein Schwall wüster wickanischer Flüche.
    Nil lächelte in der Dunkelheit. Und war heilfroh, dass seine Schwester es nicht sehen konnte.
     
    Seesoldaten drängten sich im Laderaum, lagen lang ausgestreckt oder eng zusammengerollt unter Decken; es waren so viele Körper, dass Apsalar sich unbehaglich fühlte, als befände sie sich in einem Massengrab. Sie schob ihre Decke beiseite und stand auf. Zwei Laternen schaukelten vom Spantenwerk, ihre Dochte waren niedrig. Die Luft wurde allmählich schlecht. Sie griff nach ihrem Umhang und machte sich zur Luke auf.
    Sie kletterte nach oben und trat hinaus aufs Mitteldeck. Die Nachtluft war bitterkalt, fühlte sich aber wunderbar frisch in ihrer Lunge an. Sie sah zwei Gestalten am Bug. Nil und Neder. Daher drehte sie

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