SdG 11 - Die Kochenjäger
vorstellen, was ein gegenseitiges Misstrauen hätte entstehen lassen können. Die Mandata ist die Hand der Imperatrix. Eine Ausweitung von Laseens Willen.«
»Weshalb die Imperatrix nicht dazu neigen würde«, sagte Run’T-hurvian, »diese Hand abzuschlagen, ja? Ich bin erleichtert, das zu hören.«
»Gut. Warum?«
»Weil«, sagte der Destriant und wandte sich ab, »Eure Vierzehnte Armee allein nicht ausreichen wird.«
Wenn Holz durch unablässige Beanspruchung erschöpft werden kann, waren die Schiffe der Imperialen Flotte ganz und gar an ihre Grenzen gekommen, als zwei Glockenschläge von der Insel Malaz entfernt in der Nacht des zweiten Tages der Wind plötzlich erstarb und die Luft von einer Kühle durchdrungen wurde. Es schien, als würden sämtliche Schiffe in sich zusammensacken, plötzlich tiefer im Wasser liegen, und dann ersetzte eine sanftere Brise den trockenen, heißen Sturm.
Kalam Mekhar ging an Deck hin und her; er war ruhelos, hatte keinerlei Appetit und spürte einen Knoten im Bauch. Als er sich zum dreißigsten Mal seit Anbruch der Abenddämmerung auf den Weg nach achtern machte, tauchte der Schnelle Ben neben ihm auf.
»Laseen wartet auf uns«, sagte der Hohemagier. »Und Tayschrenn ist auch dort drüben, hockt dort wie ein Skorpion unter einem Felsen. Kal, alles, was ich spüre …«
»Ich weiß, mein Freund.«
»Genauso wie damals, vor Fahl.«
Sie drehten sich um und gingen langsam Richtung Bug. Kalam kratzte sich am Bart. »Damals hatten wir Elster. Oder auch Dujek. Aber jetzt …« Er brummte leise vor sich und rollte die Schultern.
»Das habe ich schon lange nicht mehr bei dir gesehen, Kal, dieses besondere Schulterzucken.«
»Tja.«
»Genau das dachte ich auch.« Der Hohemagier seufzte – und streckte eine Hand aus und packte den Assassinen am Arm, als eine Gestalt sich vor ihnen aus der Düsternis schälte.
Die Mandata. »Hohemagier«, sagte sie leise, »ich möchte, dass Ihr zur Silanda hinübergeht, mittels eines Gewirrs.«
»Jetzt?«
»Ja. Ist das ein Problem?«
Kalam spürte das Unbehagen seines Freundes, und er räusperte sich. »Mandata, Tayschrenn, der Imperiale Hohemagier ist … äh, ganz in der Nähe.«
»Er sucht nicht«, erwiderte sie. »Oder tut er es doch, Schneller Ben?«
»Nein. Woher habt Ihr das gewusst?«
Sie schenkte der Frage keinerlei Beachtung. »Mittels eines Gewirrs, und zwar sofort, Hohemagier. Ihr werdet dort drüben Fiedler und den Soldaten namens Buddl einsammeln. Teilt dem Sergeanten mit, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist.«
»Mandata?«
»Für ein Spiel. Er wird es verstehen. Dann werdet Ihr drei hierher zurückkehren, wo Ihr Euch mit mir, Kalam, Faust Keneb, T’amber und Apsalar in meiner Kajüte treffen werdet. Ihr habt einen viertel Glockenschlag, Hohemagier. Kalam, komm bitte mit.«
Eines von Fiedlers Spielen.
Bei den Göttern hienieden, ein Spiel!
Ein Fuß, der in einem Mokassin steckte, stupste Buddl in die Seite. Ächzend setzte er sich auf, noch immer alles andere als wach. »Bist du das, Lächeln? Jetzt nicht …« Aber nein, es war nicht Lächeln. Sein Herz begann plötzlich zu pochen, und er war schlagartig hellwach. »Oh, Hohemagier. Äh. Hm. Was ist los?«
»Hoch mit dir«, zischte der Schnelle Ben. »Und leise, verdammt.«
»Zu spät«, murmelte Koryk aus seiner Decke ganz in der Nähe.
»Es wäre besser, wenn dem nicht so wäre, Soldat«, sagte der Magier. »Noch ein Mucks von dir, und ich werde deinen Kopf dem nächsten Soldaten in den Hintern schieben.«
Ein Kopf hob sich von den Decken. »Das würde den Anblick übertreffen, der sich mir jetzt bietet … Hohemagier.« Dann sank er wieder nach unten.
Buddl stand auf; er fröstelte und schwitzte gleichermaßen.
Und stellte fest, dass er in Fiedlers unglückliches Gesicht schaute, das da hinter dem Hohemagier zu sehen war. »Sergeant?«
»Komm einfach mit uns nach achtern, Buddl.«
Die drei bahnten sich ihren Weg zwischen den schlafenden Gestalten auf dem Mitteldeck hindurch.
Buddl merkte plötzlich, dass ein seltsamer Geruch in der Luft lag. Vetraut, aber … »Sergeant, du hast doch deine neuen Drachenkarten dabei …«
»Du und deine verdammte Ratte«, murmelte Fiedler. »Ich hab’s gewusst, du verlogener Dreckskerl.«
»Ich war’s nicht«, fing Buddl an, verstummte dann aber. Bei den Göttern hienieden, das war sogar für mich lahm. Ich sollte was Besseres versuchen. »Ich hab’ doch nur auf dich aufgepasst, Sergeant. Immerhin bin
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