SdG 11 - Die Kochenjäger
hast’s leicht. Sie spielt und sie nimmt und so – « Eine Karte fiel vor den eulenäugigen Soldaten. »Todesschlächter. Du kannst jetzt schlafen, Buddl. Du bist so fertig wie man nur sein kann für diese Nacht.«
Die Augen des Mannes schlossen sich unverzüglich, und er rutschte vom Stuhl, schob ihn dabei zurück. Keneb hörte, wie der Kopf des Soldaten auf dem Boden aufkam.
Ja, das wäre nett. Exent Hadar. Bei den Göttern, Frau, also wirklich!
»Also, wie kommt Kalam vom Todes-Herold zum Obelisken? Lasst mal sehen. Oh, der König des Hohen Hauses der Schatten! Dieser gerissene Schleimklumpen, oh, was sieht er selbstgefällig aus! Mal abgesehen von dem Schweiß auf seiner Oberlippe – wem ist hier drin eigentlich kalt? Bitte die Hände heben.«
Zögernd hoben Kalam, T’amber und schließlich Apsalar die Hand.
»Nun, das ist hässlich, wie’s nur hässlich werden kann. Du hast jetzt die Flaschen, Apsalar, wo Buddl verkorkt ist. Die hier ist für Euch, T’amber. Die Jungfrau des Todes, bis zu einem bestimmten Grad. Ihr seid draußen, also entspannt Euch. Kalam ist es kalt, aber er kriegt keine andere Karte, weil er keine braucht, und jetzt weiß ich, wer gestoßen wird und wer gezogen wird, und ich füge den Namen dem Klagelied hinzu, das kommen wird. Jetzt zu den Heißblütigen. Der Schnelle Ben kriegt die Gemahlin in Ketten, aber er ist aus dem Reich der Sieben Städte, und er hat gerade erst seiner Schwester das Leben gerettet, darum ist es nicht so schlimm, wie es hätte sein können. Wie auch immer, das war’s für dich. Und wer bleibt somit übrig?«
Einen Moment lang herrschte Stille. Keneb schaffte es irgendwie, seinen bleiernen Kopf zu heben und stirnrunzelnd die Karten anzustarren, die überall auf dem Tisch verstreut waren.
»Das wären dann du und ich, Sergeant«, sagte die Mandata leise.
»Ist Euch kalt?«, fragte Fiedler sie und trank noch einen weiteren Becher Rostiger Handschuh.
»Nein.«
»Heiß?«
»Nein.«
Fiedler nickte und knallte seinen leeren Becher auf den Tisch, damit Apsalar ihn von Neuem mit Wein und Rum füllen konnte. »Tja.« Er ließ eine Karte der Länge nach über den Tisch segeln. Sie landete auf der ersten Karte. »Der Herr der Drachenkarten. Ganoes Paran, Mandata. Euer Bruder. Selbst kaltes Eisen, Tavore Paran, muss gehärtet werden.« Er nahm eine andere Karte und legte sie vor sich ab. »Der Priester des Lebens. Ha, nun, das ist eine gute. Das Spiel ist beendet.«
»Wer gewinnt?«, fragte die Mandata flüsternd. Ihr Gesicht war so weiß wie Kerzenwachs.
»Niemand«, antwortete Fiedler. »Das hier ist Euer Leben.« Er stand plötzlich auf, taumelte und stolperte dann zur Tür.
»Moment mal!«, rief der Schnelle Ben hinter ihm her. »Da liegt noch diese umgedrehte Karte vor mir! Du hast gesagt, sie würde das Spiel beenden!«
»Das hat sie gerade getan«, murmelte der Sergeant, während er am Riegel herumhantierte.
»Soll ich sie dann umdrehen?«
»Nein.«
Fiedler stolperte auf den Gang hinaus, und Keneb lauschte den ungleichmäßigen Schritten, die sich in Richtung der Treppe, die zum Deck hochführte, entfernten. Die Faust schüttelte den Kopf, stand dann auf. Er blickte die anderen an.
Niemand sonst hatte sich bewegt.
Dann erhob sich Apsalar schnaubend und ging hinaus. Wenn sie so betrunken war, wie Keneb sich fühlte, merkte man es ihr zumindest nicht an. Einen Augenblick später folgten ihr der Schnelle Ben und Kalam.
Unter dem Tisch schnarchte Buddl.
Es dauerte einige Zeit, bis Keneb klar wurde, dass die Mandata und T’amber beide die nicht umgedrehte Karte ansahen. Schließlich streckte Tavore mit einem frustrierten Zischen die Hand aus und drehte sie um. Nach einem kurzen Augenblick stand sie halb auf und beugte sich über den Tisch, um die Bezeichnung zu lesen.
»Der Ritter des Schattens. Von so einer Karte habe ich noch nie gehört. T’amber, was hast du -?«
»Das war ich nicht«, unterbrach T’amber sie.
»Was warst du nicht?«
Sie blickte die Mandata an. »Tavore, ich habe diese Karte noch nie zuvor gesehen, und ich habe sie ganz bestimmt nicht gemalt.«
Beide Frauen schwiegen wieder, beide starrten die seltsame Karte an. Keneb bemühte sich, das verschwommene Bild besser zu erkennen. »Das ist einer von diesen Grauhäutigen«, sagte er.
»Tiste Edur«, murmelte T’amber.
»Mit einem Speer«, fuhr die Faust fort. »Ein Grauhäutiger, wie diejenigen, die wir auf diesen schwarzen Schiffen gesehen haben …« Keneb lehnte sich
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