SdG 11 - Die Kochenjäger
als der Hauptmann der örtlichen Garnison und seine Wachen am Ende der Mole auftauchten. Wobei sie bewusst die Roten Klingen nicht beachteten, die mit ihrem einarmigen, einäugigen Kommandanten gegenüber der Planke standen.
Irgendetwas hatte jenseits der vor Anker liegenden Flotte das Meer getroffen, und das donnernde Geräusch des Aufpralls hallte noch immer nach, obwohl der helle, leuchtende Feuerball verschwunden und die Dunkelheit bereits zurückgekehrt war. Der Geruch von Dampf lag schwer in der Luft.
Es war Keneb so vorgekommen, als hätten die Mandata und T’amber auf sehr eigentümliche Weise auf das Ereignis reagiert – nämlich so gut wie gar nicht. Bei den Seeleuten hingegen hatte es eine Menge Rufe und abwehrende Gesten gegeben, gefolgt von lebhaften Unterhaltungen, aber das war zu erwarten gewesen.
Mach dir nichts vor, gestand Keneb sich ein, der Zeitpunkt war alles andere als verheißungsvoll. Es war kein Wunder, dass der tausendköpfige Mob, der sie erwartete, irgendetwas von Vorzeichen brüllte.
Die Aufmerksamkeit der Faust wurde einmal mehr auf das sich nähernde Truppenkontingent gelenkt.
»Sie haben vor, an Bord zu kommen, Mandata«, sagte Keneb, als sie sich darauf vorbereitete, an Land zu gehen.
Tavore runzelte die Stirn, nickte dann und trat zurück. T’amber stellte sich links neben die Mandata.
Stiefel trampelten über die Planke, und der Hauptmann blieb einen Schritt vor dem Deck stehen. Er blickte sich um, als müsste er sich entscheiden, was er als Nächstes tun würde.
Keneb ging dem Mann ein Stück entgegen. »Guten Abend, Hauptmann«, sagte er. »Ich bin Faust Keneb von der Achten Legion der Vierzehnten Armee.«
Ein kurzes Zögern, dann salutierte der Hauptmann. »Faust Keneb, ich habe Anweisungen für Mandata Tavore. Darf ich an Deck kommen?«
»Natürlich«, sagte Keneb.
Rufe und Flüche – die meisten davon unverständlich – drangen von der Menge zu ihnen, die sich hinter einer Reihe von Soldaten im Hafengebiet versammelt hatte. Vieles davon war Spott, der sich gegen die Roten Klingen richtete. Der Hauptmann zuckte bei diesen Geräuschen leicht zusammen, dann trat er vor, bis er der Mandata gegenüberstand. »Die Imperatrix erwartet Euch in Mocks Feste«, sagte er. »Der Befehl über die Vierzehnte Armee geht während Eurer Abwesenheit vorübergehend auf mich über, was das Ausschiffen und Wegtretenlassen angeht.«
»Ich verstehe«, sagte Tavore.
Der Hauptmann trat unruhig von einem Bein aufs andere, als hätte er irgendeine Art von Protest erwartet. Als wäre die Tatsache, dass sie überhaupt nicht auf seine Worte reagierte, so ziemlich das Letzte, womit er gerechnet hatte. »Es scheint, als würden die Transportschiffe in der Bucht ankern, Mandata.«
»Ja, es scheint so, Hauptmann.«
»Dieser Befehl wird unverzüglich widerrufen werden müssen.«
»Wie heißt Ihr, Hauptmann?«
»Mandata? Ich bitte um Entschuldigung. Ich heiße Rynag. Hauptmann Rynag von der Imperialen Garde aus Unta.«
»Oh, dann habt Ihr die Imperatrix also hierherbegleitet. Eigentlich seid Ihr ein Offizier der Palastgarde.«
Rynag räusperte sich. »Das stimmt, Mandata, allerdings haben meine Verantwortlichkeiten sich natürlich erweitert – «
»T’amber – « Die Mandata ließ ihn nicht ausreden. »Hol bitte Kalam Mekhar. Er hält sich, wie ich glaube, wieder einmal hinten am Heck auf.« Sie musterte den Hauptmann noch einen Augenblick länger, dann fragte sie ihn: »Die Imperatrix hat befohlen, dass ich mich allein mit ihr treffen soll?«
»Oh, äh … sie war nicht sehr präzise – «
»Also schön – «
»Entschuldigt, Mandata. Sie war nicht sehr präzise, wie ich gesagt habe – mit einer Ausnahme.«
»Ach?«
»Ja. Hohemagier Adaephon Delat soll bis zu dem Augenblick an Bord bleiben, da er anderweitige Befehle erhält.«
Tavore runzelte kurz die Stirn, ehe sie sagte: »Also gut.«
»Ich glaube, ich hatte gerade darüber gesprochen, den Befehl, in der Bucht zu ankern, zu widerrufen – «
»Das überlasse ich Euch, Hauptmann Rynag«, sagte die Mandata, als T’amber wieder auftauchte, gefolgt von Kalam, der einen Schritt hinter ihr war. »Wir werden uns Eurer Eskorte und der Roten Klingen von Faust Baralta bedienen, um dafür zu sorgen, dass wir ungehindert durch den Mob kommen.« Und dann, nach diesen Worten und einer an T’amber und den Assassinen gerichteten Geste, ihr zu folgen, ging sie von Bord.
Verwirrt schaute der Hauptmann zu, wie sie das Fallreep
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