SdG 11 - Die Kochenjäger
ist direkt über uns weggeflogen.
Es ist ein Omen! Ein Omen!
Der Kopf eines Wickaners! Habt ihr gesehen? Es war der Kopf eines Wickaners – von den Göttern herabgeschickt.
Kurzfristig abgelenkt von dem herabstürzenden Feuerball, der gleich außerhalb der Bucht herunterzukommen schien, schob sich die Klaue Saygen Maral wieder vorwärts. Der Assassine war erfreut über die wogende Menge, durch die er sich bewegte, ein Gedränge, das sich wieder etwas beruhigte, auch wenn die Erwartung nun noch größer war.
Ein Stück voraus hatte die Menge den ehemaligen Priester langsamer werden lassen, was gut war, da sowieso kaum etwas so lief wie geplant. Das Zielobjekt hätte sich die ganze Nacht bei Schaff häuslich einrichten sollen, und die Hand rückte wahrscheinlich in der Gasse hinter der Schenke vor, um dort darauf zu warten, dass er mit ihnen Kontakt aufnahm und ihnen die wichtigen Einzelheiten mitteilte.
Auf den Schädel zeigen, nannten sie es. Das Zielobjekt an Ort und Stelle in genau diesem Augenblick persönlich identifizieren. Und dann die eigentliche Tat miterleben – eine angemessene Belohnung dafür, dass er dem Narren mitunter mehrere Wochen lang gefolgt war. Doch das mochte sein, wie es wollte – so, wie sich die Dinge entwickelten, würde er sich bei dieser Sache in dieser Nacht selbst die Hände schmutzig machen, nun, da die Entscheidung, den Säufer zu töten, gefallen war.
Was Saygen Marals gespaltene Loyalitäten auf angenehme Weise vereinigen würde. Von Kindheit an in der Imperialen Klaue ausgebildet – seit er im Alter von vierzehn Jahren von der Seite seiner toten Mutter genommen worden war, bei jener Säuberungsaktion, die vor vielen Jahren im Mausviertel stattgefunden und den Wachs-Hexen gegolten hatte –, hatte es lange gedauert, bis seine Unzufriedenheit mit der Imperatrix an die Oberfläche gekommen war, und selbst dann hätte sie niemals einen Brennpunkt oder gar ein Ziel gefunden, wenn der Jhistal-Meister nicht gewesen wäre. Natürlich hatte es erheblich geholfen, herauszufinden, wie seine Mutter genau gestorben war.
Das Imperium war durch und durch verrottet, und er wusste, dass er nicht die einzige Klaue war, der das bewusst geworden war; genauso wie er nicht der Einzige war, der nun den Befehlen des Jhistal-Meisters Folge leistete – der größte Teil der Hand, die auf dem Weg von Mocks Feste hinunter in die Stadt war, gehörte zum gespenstischen Schwarzen Handschuh, wie der Name von Mallick Rels geisterhafter Organisation lautete. Tatsächlich konnte man unmöglich sagen, wie viele Mitglieder der Imperialen Klaue umgedreht worden waren; jeder Agent wusste nur von drei anderen, die gemeinsam eine geheime Zelle bildeten – was der für die Klaue klassischen Struktur entsprach.
Jedenfalls hatte Perl, der Meister der Klaue, den Befehl bestätigt, Banaschar zu töten. Was tröstlich war.
Er blieb zehn Schritte hinter dem ehemaligen Priester, war sich der brodelnden Gewalttätigkeit des Mobs deutlich bewusst – die von idiotischem Geschrei wie »Ein Omen!« oder »Der Kopf eines Wickaners!« noch weiter angeheizt wurde. Er trug gewisse Dinge bei sich, die magisch aufgeladen waren und dafür sorgten, dass die Menschen, an denen er sich vorbeischob, ihm nur geringe Beachtung schenkten und ihren Zorn augenblicklich dämpften, ganz egal wie grob oder schmerzhaft seine Ellbogenstöße auch waren.
Sie waren bereits schon nah bei den Docks, und Agenten des Jhistal-Meisters waren in der wogenden Menge, machten sie mit wohlberechneten Rufen und Ermahnungen immer gehässiger und streitlustiger. Kaum mehr als fünfzig Soldaten der Stadtwache standen nun einem Mob gegenüber, der mehrere hundert Köpfe zählte, und befanden sich damit deutlich in der Unterzahl – ein Umstand, der mit Hilfe der ausgewählten Unfähigkeit der Offiziere aus den nahegelegenen Truppenunterkünften sorgfältig herbeigeführt worden war.
Er bemerkte ein Gefolge von schwerer bewaffneten und gerüsteten Soldaten, die einen hochrangigen Offizier zur mittleren Mole eskortierten, an der das Flaggschiff der Mandata aufragte. Der Hauptmann überbrachte, wie Saygen Maral wusste, einige höchst verheißungsvolle imperiale Befehle. Die wiederum unausweichlich zu einer Nacht des Gemetzels führen würden, wie sie die Stadt noch nie zuvor gesehen hatte. Noch nicht einmal die Säuberung im Mausviertel würde sich damit vergleichen lassen.
Der Assassine lächelte.
Willkommen zu Hause, Mandata.
Ihm stockte kurz der
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