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SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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hinuntergingen und die Mole betraten. Ein paar kurze Befehle zu den dort wartenden Soldaten der Imperialen Garde und eine achtlose Geste gegenüber Tene Baralta und seinen Leuten als Aufforderung, sich hinzuzugesellen, brachten die beiden Gruppen dazu, sich mit deutlichem Unbehagen an die Seite von Tavore und ihren beiden Begleitern zu begeben. Dann setzten sich alle zusammen in Bewegung.
    Rynag drehte sich zu Keneb um. »Faust?«
    »Ja?«
    »Nun …«
    »Läuft es nicht so, wie geplant, Hauptmann?« Keneb trat näher an den Mann heran und klopfte ihm auf die Schulter. »Aber bedenkt, es könnte auch schlimmer sein. Nein, ich korrigiere mich: Es ist viel schlimmer.«
    »Nicht mehr«, fauchte der Mann, der endlich doch wütend wurde. »Ich habe jetzt den Befehl über die Vierzehnte Armee, Faust, und hier sind meine Anweisungen. Signalisiert Admiral Nok. Die Schiffe des Geleitschutzes sollen sich zurückziehen und ohne jede Verzögerung mit Kurs auf Unta die Segel setzen. Signalisiert der fremden Flotte, dass sie außerhalb der Bucht ankern soll, auf dieser Seite der Korallenriffe vor der Küste nördlich von Mocks Feste. Ein Lotse wird sie führen. Und signalisiert schließlich noch den Tranportschiffen: Wir werden ein Nummernsystem aufstellen, nachdem sie in Fünfzehner-Gruppen die Anker lichten und zu den ihnen zugewiesenen Anlegestellen fahren. Das Ausschiffen wird so bald wie möglich beginnen, Faust. Darüber hinaus sollen die Soldaten unbewaffnet sein, ihre Ausrüstung für den Transport gesichert.«
    Keneb kratzte sich das stoppelige Kinn.
    »Warum steht Ihr hier noch herum, Faust Keneb?«
    »Ich versuche zu entscheiden, wo ich anfangen soll, Hauptmann.«
    »Wie meint Ihr das?«
    »Schon gut, ist nicht wichtig. Als Erstes: Ob Ihr nun den Befehl über die Vierzehnte Armee habt oder nicht, Ihr seid doch nicht ranghöher als Admiral Nok. Ihr könnt ihm signalisieren, was Ihr wollt. Er wird dennoch tun, was ihm beliebt.«
    »Ich habe meine Anweisungen von der Imperatrix – «
    »Er wird diese Anweisungen sehen wollen, Hauptmann. Persönlich. Der Admiral ist jemand, der sehr genau ist, was solche protokollarischen Feinheiten betrifft. Ich gehe davon aus, dass Ihr die besagten Befehle dabeihabt?«
    »Natürlich habe ich sie dabei! Also schön, signalisiert ihm, dass er an Bord kommen soll.«
    »Leider wird er nicht einwilligen.«
    »Was?«
    »Nun, was die Verender angeht – die fremde Flotte, Hauptmann Rynag –, so ist die einzige Befehlsgewalt, die sie unter den gegebenen Umständen anerkennen, ihre eigene. Übermittelt ihnen auf alle Fälle Euren Wunsch, aber sorgt dafür, dass es tatsächlich auch als ein Wunsch bei ihnen ankommt. Sonst könnten sie gekränkt sein. Und, Hauptmann, Ihr werdet ganz bestimmt nicht wollen, dass sie gekränkt sind.«
    »Ihr lasst mir keine andere Wahl, als Euch Eures Kommandos zu entheben, Faust.«
    »Bitte?«
    »Ich habe Euch meine Befehle erteilt, aber Ihr steht immer noch hier – «
    »Nun, das ist genau das Problem, Hauptmann. Kein einziger Eurer Befehle kann ausgeführt werden, denn der Befehl, der sie aufhebt, kann nicht in Frage gestellt werden – weder von Euch noch von der Imperatrix persönlich.«
    »Wovon redet Ihr?«
    »Bitte folgt mir, Hauptmann.«
    Sie gingen zum Heck. Unweit von ihnen in der Bucht dräuten die großen Transportschiffe wie riesige, schlafende Tiere.
    »Zugegeben«, sagte Keneb, »die Dunkelheit verschluckt vieles, und aus diesem Grund ist es auch verständlich, dass Ihr es immer noch nicht begreift. Aber erlaubt mir, Euren Blick auf die oberste Signalflagge auf den nahe gelegenen Schiffen zu lenken, eine Flagge, die mit denen auf Admiral Noks Schiffen identisch ist. In wenigen Augenblicken, wenn diese Wolke dort am Mond vorbeigezogen ist, wird es hier mit Oponns Segen hell genug sein, um etwas zu sehen. Es gibt einen Erlass, Hauptmann, der das Überleben selbst betrifft. Ihr scheint zu vergessen, dass sowohl die Vierzehnte Armee wie auch die Imperiale Flotte aus dem Reich der Sieben Städte kommt.«
    Die Wolke glitt am verschwommenen, dunstigen Mond vorbei, und genug Licht ergoss sich über Wogen, Schiffe und Flaggen, dass Rynag sehen konnte. Dem Hauptmann stockte der Atem. »Bei den Göttern hienieden!«, flüsterte er.
    »Und das Reich der Sieben Städte«, fuhr Keneb mit ruhiger Stimme fort, »wurde von einer höchst ansteckenden Pest ergriffen. Die wir, wie Ihr nun sehen könnt, unabsichtlich mitgebracht haben. So, Hauptmann, könnt Ihr jetzt

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